Nachtrag 30. Juli 2025: Über die Jahre ist das Délirium Café in Brüssel als Mutterhaus aller Delirium Cafés zum Délirium Village herangewachsen. Die gesamte Gasse, die Impasse de la Fidélité oder auf Flämisch Getrouwheidsgang, ist zu einem Bier-Dörfchen geworden, in dem sich eine Bierbar an die andere reiht – nur unterbrochen von Bars mit Genever, Rum oder anderen alkoholischen Getränken.
Jede einzelne dieser Bars ist geprägt von einer riesigen Auswahl – weit mehr, als man auch beim besten Willen im Rahmen einer einzigen Brüssel-Reise durchprobieren könnte. Egal, wie lang diese dauert.

vom Délirium Café zum Délirium Village
So ist allein schon das Erlebnis, am frühen Abend durch die miteinander verbundenen Bars und Biercafés zu schlendern, immer wieder neue Nischen und Winkel zu entdecken, in denen bierige Dekorationen und Memorabilia versteckt sind, absolut einzigartig. Hier ein paar Stufen hoch, dort eine kleine Treppe runter, durch einen breiten Durchlass hinein und einen schmalen Durchgang wieder hinaus – das Delirium Village hat sich zu einem dreidimensionalen Labyrinth entwickelt.
Ob es wirklich unverändert „nur“ 2004 Biere sind? Wie viele Themenbereiche abgedeckt werden? Hier klassische belgische Biere, dort moderne Craftbiere, da hinten internationales geiles Zeug …
Fakt ist: Man kann hier abtauchen und sich beim Biere durchprobieren selbst verlieren.
Aber: Man muss sich natürlich auch auf die dunkle, manchmal etwas muffig und klebrig wirkende Atmosphäre und den säuerlichen Bier- und Schweißdunst, der bis in die letzte Ritze des Gebälks eingezogen ist, einlassen. Einlassen können … Dann sind dem Biergenuss keine Grenzen mehr gesetzt.
Délirium Café
Nachtrag 28. Juni 2013: Heute hatte ich erneut die Gelegenheit, im Délirium Café einzukehren. Die Bierauswahl war unverändert riesig, und die Bierkarte – mittlerweile in Format und Größe eines Telefonbuches – beeindruckend. Im Obergeschoss befindet sich seit Neuestem die Hoppy Loft, ein Bereich, in dem Liebhaber besonders stark gehopfter Biere auf ihre Kosten kommen. Hier hat man auch die Möglichkeit, kleine Bierproben zu bekommen und sich so durch das gesamte Angebot an Fassbieren durchprobieren zu können.

Marshmallow-Bier
Und auch Macken der Brauer werden hier sorgfältig zelebriert: So war meine Überraschung groß, als ein Marshmallow in meinem Le Saint-Bock Malédiction Milk Stout landete, und der Barkeeper ungerührt erklärte: „Der Brauer will das so!“ Und in der Tat: Die Kombination Marshmallow und Milk Stout schmeckte ausgezeichnet.
Délirium Café
Seit vielen Jahren pflege ich mein Hobby Bier vor Ort nun schon, aber noch nirgends ist mir eine Bierbar oder ein Café untergekommen, dessen Auswahl auch nur annähernd an das Délirium Café heran ekommen wäre. Und noch habe ich kein Bierfest besucht, das mit einer vergleichbaren Anzahl verschiedener Biere hätte aufwarten können. 2004 – das ist der Maßstab, den das Délirium Café für mich am 14. Februar 2010 aufgestellt hat. 2004 verschiedene Biere im Angebot – eine Zahl, die ich nicht bezweifeln möchte, habe ich doch zu morgendlicher Stunde die Ruhe im Café genutzt und mich ein wenig mit dem Barmann unterhalten. Und keines der Biere, das ich erwähnt habe, hatte er nicht im Angebot. Nehmen wir es also einfach als gegeben hin: 2004. Und mit dieser Zahl steht das Délirium Café auch im Guinnessbuch der Rekorde.

das Bier steht im Mittelpunkt
Von außen sieht das Délirium Café nach nichts aus: Dunkelblau gestrichene Wände mit dem rosa Elefanten der Brouwerij Huyghe, der das Symbol für das dort produzierte Bier Delirium Tremens ist. Öffnet man die Tür, sieht man nur eine blau gestrichene Stahltreppe, die das Flair einer Feuerwehr-Rettungstreppe in Brooklyn ausstrahlt. Wären da nicht bereits im Erdgeschoss zahlreiche Reklametafeln der unterschiedlichsten Brauereien …
Geht man dann die stählerne Wendeltreppe hinunter in den Keller, weiß man aber sofort, woran man ist: Um zahlreiche dicke Holzfässer gruppieren sich Barhocker, und die Wände sind über und über mit Brauerei-Reklametafeln behängt. Lampen mit Brauereiwappen leuchten, an der Decke hängen Brauereitabletts, in einer großen Vitrine an der Wand stehen zahlreiche uralte Biergläser, und wohin man schaut, entdeckt man Bier-Memorabilia.

eine erste Verkostung am Sonntagmorgen
Sonntagmorgen um elf ist hier noch nicht allzu viel los, nur ein paar Bierliebhaber stehen schon an der Theke, fachsimpeln und verkosten, aber gerade das gibt die Möglichkeit, sich in Ruhe beraten zu lassen, was man denn gerne trinken möchte. Soll es etwas Fruchtiges sein oder etwas Malziges? Etwas Herbes oder etwas Hopfiges? Eher hell oder eher dunkel? Mild oder stark? Sanft oder kräftig? Mainstream oder Exotik? Vom Fass oder aus der Flasche? Eine echte Rarität? Ein Jahrgangsbier vielleicht? Ein jahrelang gereiftes Gueuze? Ein ganz junges Faro? Aus Belgien? Deutschland? Tschechien? Hier findet jeder etwas. Eine faszinierende, eine unendliche, eine schier erschlagende Auswahl! Würde man jeden Tag zwei Biere verkosten, bräuchte man schon drei Jahre. Und derweil hätte sich das Angebot sicherlich schon wieder verändert und man könnte von vorne anfangen.
Kurzgesagt: Das Délirium Café ist nichts weniger als das Paradies des Bierliebhabers. Wer hier kein Bier nach seinem Geschmack findet, dem ist nicht mehr zu helfen.
Lust auf einen Besuch? Dann gib mir Bescheid – ich komme mit!
Délirium Café
Getrouwheidsgang / Impasse de la Fidélité 4A
1000 Brüssel
Belgien

Hinterlasse jetzt einen Kommentar