Restaurace a Minipivovar Veselka
Litomyšl
CZE

Ein graues, unauffälliges, ja, fast schon ein wenig unansehnliches Gebäude in Litomyšl. Normalerweise nicht der Erwähnung wert – ein Zweckbau, wie er an den Rändern ansonsten hübsch restaurierter Innenstädte tausendfach steht. Irgendeine kleine Nebenstraße, die nur für die Menschen überhaupt zu existieren scheint, die hier wohnen. Und obwohl wir die Adresse vorher ins Navi eingegeben haben, wären wir fast dran vorbeigefahren. So viel also zum Thema grau und unauffällig.

grau und unauffällig …

Hart trete ich auf die Bremse; meine holde Ehefrau erschrickt und beginnt zu schimpfen. Wir steigen aus und gehen durch die schmale Tür. Restaurace Veselka steht darüber angeschrieben, geschmückt mit Werbung der mittelständischen Brauerei Černá Hora. Ob das hier wirklich eine Brauerei ist? Mir kommen fast Zweifel.

Drinnen eine simple, aber nicht ungemütliche Einrichtung. Rotweiß karierte Tischdecken. Zeitlos. Und zwar zeitlos in dem Sinn, dass sie schon immer unmodern waren. Damals wie heute. Wir nehmen Platz und schlagen die Karte auf, die uns die freundliche Kellnerin in die Hand drückt. Alles auf Tschechisch. Ohne „Untertitel“. Wir fangen an, zu buchstabieren und stellen zunächst einmal rasch fest, dass es hier in der Tat nicht nur Černá-Hora-Biere gibt, sondern selbstgebraute, unter dem Namen Bedřichova Jedenáctka – „des Friedrichs Elfer“.

Was zunächst rätselhaft erscheint, wird rasch klar, als das erste Glas vor uns steht, das Polotmavé (Halbdunkle). Auf dem Glas das Porträt von Bedřich Smetana, dem berühmten Komponisten. Daher als das Bedřichova. Und das Elfer, also das Bier mit elf Grad Stammwürze, gibt es wahlweise als Helles oder Halbdunkles – beide Male beworben mit „… symfonie chutí“, Sinfonie der Aromen.

Kann das Halbdunkle dieses Versprechen einlösen? Oh ja, es kann. Feine Malzaromen, ein Hauch Karamell, schön ausbalanciert und gut trinkbar. Kein Diacetyl. Ein feines Alltagsbier.

… drinnen aber zeitlos gemütlich

Wir bestellen uns nur ein paar typische Biersnacks dazu, einen eingelegten Camembert (nakladaný hemelín) und einen überbackenen Camembert (smažený hermelín).

Das zweite Bier, das Bedřichova Jedenáctka Světlá, also das helle Elfer, kann mit dem Halbdunklen nicht ganz mithalten – ein störendes DMS-Aroma, Dimethylsulfid, das ein wenig an Erbswasser aus der Konservendose erinnert und üblicherweise entsteht, wenn die Würze nicht genug oder nicht offen gekocht wird, macht sich breit und verdirbt ein wenig den Spaß am Genuss.

Vorsichtig radebreche ich mit den wenigen Brocken Tschechisch, die ich kann, und frage die Kellnerin, wo denn die Brauerei stünde und ob man sie besichtigen könne. Sie ist begeistert, geradezu hingerissen von meinem unbeholfenen Versuch, die tschechische Sprache für meine Zwecke zu missbrauchen. Voll des Lobes redet und gestikuliert sie auf mich ein und freut sich, nur um den langen, langen Wortschwall mit der sehr kurzen und knappen Aussage abzuschließen, dass das nicht ginge. Also die Besichtigung. Das ginge nur, wenn der Herr Brauer da sei.

Was allerdings nicht kompliziert sei – ein Anruf genüge, und üblicherweise käme er dann sofort. Sie drückt uns eine Visitenkarte mit der Telefonnummer in die Hand und fügt hinzu: „Heute aber leider nicht!“

Aus also, für heute. Ein halber Brauereibesuch nur. Das Bier probiert, etwas gegessen, gemütlich gesessen, aber die Sudkessel leider nicht gesehen. Nicht einmal durch’s Fenster…

Die Restaurace a Minipivovar Veselka ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Sie befindet sich ein paar Schritte oberhalb des alten Stadtkerns. Kommt man mit dem eigenen Auto, kann man in der Nebenstraße üblicherweise problemlos einen Parkplatz finden; besser ist es natürlich mit dem Zug – bis zum Bahnhof unterhalb des Stadtkerns sind es etwa 700 m zu Fuß.

Bilder

Restaurace a Minipivovar Veselka
T. Novákové 64
570 01 Litomyšl
Tschechien

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