Heritage Brewing Co. – Market Common – Brewpub & Roastery
Arlington
USA

Gebraut wir hier leider (noch) nicht – aber das ist auch schon das einzig Negative, was uns einfällt, als wir beschwingten Schritts wieder in Richtung Metro laufen. Ein rundum schöner Spätnachmittag war’s, mit gutem Essen, leckeren Bieren, netten Gesprächen und zwei Flaschen Bier-Souvenirs im Rucksack:

Das touristische Pflichtprogramm Arlington National Cemetery liegt hinter uns, zweieinhalb Stunden in praller Sonne, und jetzt regt sich der Durst. Nun denn, wenn wir schon auf der anderen Seite des Potomac-River sind, was liegt dann näher als hier mal nach einer kleinen Brauerei zu suchen? Nur wenige Sekunden später empfiehlt Cortana die Heritage Brewing Co. – Market Common – Brewpub & Roastery. Ein etwas langer Name für eine Brauerei, dafür ist aber die Anreise um so kürzer: Gerade einmal drei Stationen mit der Metro sind es vom Friedhof hierher, plus drei Minuten Fußweg.

Um kurz vor vier Uhr stehen wir vor einem großen, klotzigen Gebäude, und mittendrin in der langen Front laden dunkelgrün gerahmte Glastüren, Holzfässer als Tische und blecherne Barhocker zum Bier ein: Wir sind da!

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Heritage Brewing Co. – Market Common – Brewpub & Roastery

Draußen, in dem kleinen Biergärtchen, ist es uns noch zu heiß, und wir suchen uns einen Tisch drinnen, mit Blick auf die Bar. Was sofort auffällt: Die Sitzbänke sind aus alten Fassdauben zusammengebaut und überraschend bequem: Die Wölbung der Dauben stützt den Rücken wunderbar ab. Neugierig schlagen wir die Karte auf, als uns der junge freundliche Kellner darauf hinweist, dass es – leider, leider – derzeit noch nichts zu essen gebe, die Küche mache erst um vier Uhr nachmittags wieder auf. Ich schaue auf die Uhr. „Also in drei Minuten, oder?“, frage ich den Kellner, und er schaut verdutzt. „Äh, ja, irgendwie habe ich mich wohl um eine Stunde vertan“, gibt er zu. „Natürlich könnt Ihr jetzt schon bestellen…“

Na also! Wir beginnen mit zwei Bieren, die nicht auf der Getränkekarte stehen, einem Session India Pale Ale mit nur wenig Alkohol, das ausgezeichnet schmeckt und dem man gar nicht anmerkt, dass es ein Leichtbier ist, und mit einem Blueberry Sour, das durch seine weiche, sehr fruchtige Säure zu überzeugen vermag. Zwei schöne Biere für den ersten Durst. Dazu leckere Burger. Verschiedene Käsesorten und einige Soßen stehen zur Auswahl, alle Produkte sind angeblich aus der Region, soll heißen, aus Virginia.

Der junge Mann hat um vier Uhr offensichtlich Feierabend, stattdessen kümmert sich jetzt seine Kollegin um uns. Für die Biere, die in der Karte stehen, empfähle sie uns einen Tasting-Flight, dann könnten wir doch schon mal fünf Sorten verkosten und danach weitersehen, sagt sie. Keine schlechte Idee, und Augenblicke später stehen die fünf Gläschen vor uns. Serviert in einer gebogenen Fassdaube – passend zum gesamten Einrichtungskonzept. Sieht dynamisch aus, fünf Gläser auf dem geschwungenen Holz, fast wie eine Flugzeugtragfläche. Und unter dem Star Spangled Banner, der aus alten, bemalten Brettern zusammengezimmert an der Wand hängt, macht er sich besonders gut.

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der Tasting-Flight – serviert auf einer gebogenen Fassdaube

Wir machen uns ans Werk. Das American Expedition, ein Honey Ginger Wheat Ale mit 4,5%, ist ganz nett, aber irgendwie ist da ein leichter Nachgeschmack. Trotzdem lecker. Deutlich besser ist das Revolution, ein Amber Ale mit 5,6%. Kräftig gehopft zwar, aber nicht zu dominant, so dass der Malzkörper auch schön zu schmecken ist. Ähnlich gut das Kings Mountain, ein Scotch Ale mit immerhin 7,4%. Eigentlich nicht das Richtige bei so heißem Wetter, aber es schmeckt schön weich, malzig und ganz leicht melanoidinig. Schön!

Wir gehen mit dem Alkohol wieder ein bisschen runter und probieren das The Teddy, ein East Coast Pale Ale mit 5,4%. Sehr trüb, sehr fruchtig, die Bittere überraschend weich. Den Abschluss des Flights bildet das Freedom Isn’t Free, ein India Pale Ale mit 6,0% Alkohol. Schön ausgewogen zwischen Hopfenbitter und Malzkörper, mit fruchtigen und angenehm harzigen Noten. Fein!

Unsere Kellnerin freut sich mit uns, und sie erzählt ein wenig über das Brewpub, in dem wir sitzen. Eigentlich säße die Brauerei, von der die Biere kämen, in Manassas, einige Kilometer von hier, und das Brewpub habe erst vor zwei oder drei Monaten eröffnet. Und genauso eigentlich hätte man hier auch schon ein kleines Sudwerk installieren wollen, um ganz besondere Spezialitäten hier vor Ort brauen zu können. Aber es habe sich alles ein wenig verzögert, zur Zeit sei es ein reiner Brauereiausschank. Ob wir nicht im Herbst noch einmal wiederkommen wollten, bis dahin sei bestimmt alles fertig!

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alte Holzfässer und eine Bierbank, gefertigt aus Fassdauben

Wir lachen, und bestellen uns noch zwei kleine Gläser. Einmal das Hoppy Wheat Ale, ein Hopfenweizen mit 5,5%, das zwar prima schmeckt, gegenüber den vorherigen Bieren aber ein kleines bisschen abfällt, und einmal das Sovereign Stout. 10,0% Alkohol, das ist eine Ansage, und so sind wir froh, nur ein kleines Glas geordert zu haben. Ein vorsichtiger Schluck, und entschieden reklamiert meine holde Ehefrau: „Das ist meins. Du kannst noch trinken, was Du willst, aber ich bleibe jetzt bei diesem Glas und genieße es. In winzigen Schlucken!“ Sie hat recht – es ist ein echtes Fünf-Sterne-Bier. Mächtig im Geschmack und im Aroma, sämig weich, kernig röstig. Ein Fest für die Sinne.

Um mich zu trösten, bestelle ich mir das Double Taxation, ein Double India Pale Ale, 9,0% stark. Auch ein tolles Bier, aber an das Stout kommt es geschmacklich nicht heran. Meine Frau grinst triumphierend, ich sitze ein wenig betrübt daneben.

Die Kellnerin hat unser Spielchen beobachtet und bemerkt, wie begeistert wir von den starken Bieren sind. Sie habe da noch eine ganz besondere Spezialität, erzählt sie, ein Wild Belgian Ale, Barrel Aged. Das könnte uns bestimmt gefallen, aber sie müsse uns warnen, es habe sage und schreibe 13,0% Alkohol. „Oh, nein“, wehre ich ab, „das geht heute nicht mehr. Nicht nach all den anderen Bieren, nicht bei dieser Hitze.“

„Allerhöchstens einen winzigen Probierschluck“, füge ich nach kurzem Zögern hinzu, und in der Tat: Das Mädel bringt uns einen winzigen Probierschluck. Ein tolles Bier! Eine ganz feine Säure, holzige Vanillearomen vom Fass, kremig, leicht wärmend, komplexe Fruchtaromen – ein großes, harmonisches Konzert der verschiedensten Geschmackseindrücke. Noch einmal fünf Sterne!

Sie hätte dieses Bier auch in der Flasche zum Mitnehmen, grinst die Kellnerin verkaufstüchtig, und natürlich werden wir weich, nehmen eine Flasche von diesem und noch eine weitere Flasche von einem weiteren, angeblich ebenso guten Bier mit. Vorsichtig werden sie im Rucksack verstaut.

Genau diese Art von ganz besonderen Spezialitäten solle hier in Zukunft vor Ort gebraut werden, bekommen wir noch auf den Weg. Small Batch Brews. Alle anderen Biere, die in größeren Mengen gebraut werden, entstünden auch in Zukunft in Manassas, wo es übrigens auch einen Taproom gebe, dort würde sich ein Besuch bestimmt ebenfalls lohnen.

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„barn chic meets industrial rustic“ mit Star Spangled Banner

Also, geschäftstüchtig ist sie ja schon, die junge Dame, aber zum Glück auf eine freundliche und unaufdringliche Art und Weise. Wir blicken noch einmal zurück. „Barn chic meets industrial rustic“, so beschreibt Sean Arroyo, der Chef der Firma, den Einrichtungsstil im Internet. Uns hat dieser Stil gefallen, wir haben uns wohl gefühlt, sind von den beiden jungen Leuten hervorragend bedient worden und haben eine Reihe ganz ausgezeichneter Biere verkostet. Da soll unser Schritt wohl auch ein wenig beschwingt sein dürfen!

Der kleine Ausschank Heritage Brewing Co. – Market Common – Brewpub & Roastery (bald aber auch mit eigener Brauerei) ist täglich ab 11:30 Uhr durchgehend geöffnet; sonnabends und sonntags bereits ab 11:00 Uhr. Kein Ruhetag. Die Küchenzeiten weichen ein wenig ab. Zu erreichen ist das Pub mit der Metro, silberne und orangene Linie, Clarendon Station. Von dort aus etwa 400 m in nordöstlicher Richtung.

Bilder

Heritage Brewing Co.
Market Common
Brewpub & Roastery
1300-1398 N Fillmore Street
Arlington
VA 22201
USA

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