Das erste Brewpub in Washington D.C. seit der Prohibition – so wirbt die Capitol City Brewing Company stolz auf ihrer Website. Und in der Tat: Bereits seit 1992, also seit mittlerweile 25 Jahren, kann man in Downtown DC vor Ort hergestellte Biere trinken und dazu solide, amerikanische Küche genießen.
Doch halt: Was vielleicht in der Vergangenheit korrekt gewesen sein mag – stimmt es denn heute auch noch? Wird hier wirklich noch gebraut? Überprüfen wir es doch einmal bei einem Lokaltermin.
Wir schreiben den 19. Juni 2017 und stehen an der Ecke von New York Avenue und H Street. Vor uns die großen Glaswände der Capitol City Brewing Company, darauf deutlich zu erkennen das Logo, die Lady Liberty, die Statue, die die Spitze des Capitols am Ostende der National Mall ziert.
Drinnen ein großer Schankraum, dominiert von einer ovalen Theke mittendrin. Ein paar Bilder an den Wänden und viele leere KEGs als Dekoration. Die Theke schön mit glänzendem Kupfer überzogen, auf bunt beschriebenen Kreidetafeln wird das Bierangebot beworben. Wohin man auch schaut – eine schöne Anmutung, sehr typisch für ein Brewpub.
Wir nehmen an der Theke Platz und bestellen uns einen Tasting Flight. Fünf Gläser umfasst er, allerdings sind vier davon fest vorgegeben, nämlich die Signature-Brews, die hier als Standardbiere ausgeschenkt werden. Nur eines der fünf Gläser darf man als Gast frei wählen. Ein bisschen merkwürdig und nur deshalb nicht wirklich schlimm, weil wir zum ersten Mal hier sind und sowieso alle Biere neu für uns sind.
Wir bestellen also einen solchen Tasting Flight und merken schon bei der Bestellung eine deutliche Unlust des Barkeepers hinter der Theke. Kurz angebunden und unfreundlich ist er, knallt uns die Gläser auf die Theke, wendet sich rasch wieder ab. Nicht schön. Insbesondere nicht schön angesichts der sonstigen, oftmals fast schon übertriebenen Freundlichkeit, auf die man in den Bars und Restaurants der Stadt sonst immer stößt.
Schmuck schauen die fünf Gläser auf der spiegelnden Kupferplatte des Tresens aus, und die verschiedenen Farben der Biere kommen ganz besonders gut zur Geltung. Das Capitol Kolsch (Warum tun sich die Amerikaner eigentlich mit den Umlauten anderer Sprachen so schwer?) überrascht mit seiner Frische und Süffigkeit. Mit 5,2% fast schon ein bisschen zu stark für ein Kölsch schmeckt es dennoch ganz ausgezeichnet. Demgegenüber fallen das Amber Waves mit 6,0%, das Pale Rider mit 6,3% und das Prohibition Porter mit 4,8% ein wenig ab. Lecker zwar, aber Dutzendware, wenn dieser Ausdruck in diesem Kontext erlaubt ist. Solide Vertreter ihres jeweiligen Stils, aber nicht wirklich begeisternd. Man könnte fast an Massenproduktion denken, auf alle Fälle aber an ein Geschmacksprofil, das am besten nicht polarisieren, sondern möglichst vielen Menschen zusagen soll.
Lediglich das letzte Bier im Tasting Flight, das einzige, das wir uns selbst aussuchen durften, überzeugt wieder: Das Jalapeño Pale Rider (Hier funktioniert es mit dem Umlaut ñ offensichtlich ohne Probleme – es geht also doch!) gefällt mit einer dezenten Schärfe, die sich mit dem kräftig, aber nicht übermäßig gehopften Charakter des Pale Ales sehr schön paart. Warum dieses Bier aber einen halben Prozentpunkt weniger Alkohol enthält als das Original ohne die Zugabe von Jalapeños, das erschließt sich mir nicht.
Wir versuchen den Barmann zu fragen, wo sich denn das Brewery Equipment, das Sudwerk, befände, bekommen aber nur ein barsches „Later!“ zur Antwort, bevor er sich wichtigeren Aufgaben zuwendet, einem Gespräch mit einem alten Kumpel nämlich. Aus „later“ wird erwartungsgemäß „never“, und so mache ich mich selber auf die Suche und erklimme die Treppe zum Brewer’s Room, der sich aber nur als ruhiger Nebenraum mit Restaurantbetrieb erweist. Kein Sudwerk weit und breit.
Während meine holde Ehefrau an der wahrscheinlich schlechtesten Cola ihres Lebens herumnuckelt (der Cola-Extrakt ist beim Einschenken mit extrem stark gechlortem Wasser gemischt worden), befrage ich Onkel Google und Tante Cortana, ob denn hier tatsächlich gebraut wird, oder ob der Sudkessel woanders steht. Und in der Tat, die beiden virtuellen Helferlein wissen mehr: Gebraut wird angeblich nur noch in der Dependance in Arlington auf der anderen Seite des Flusses, in Virgina. In The Village at Shirlington steht im dortigen Brewpub das Sudwerk, das alle Capitol City Brewing Company Ausschänke mittlerweile zentral beliefert. Aha!
Ein wenig missmutig ob des unfreundlichen Service und der grauenhaften Cola verlassen wir den Ausschank. Die Optik allein hat es heute nicht rausgerissen. Das Capitol Kolsch und das Jalapeño Pale Rider bleiben in guter Erinnerung, der Barmann nicht.
Der Ausschank der Capitol City Brewing Company in der New York Ave ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Mit der Metro, blaue, orangene, rote und silberne Linie, ist er bequem zu erreichen, es sind etwa drei Minuten Fußweg in nordöstlicher Richtung von der Station Metro Center.
Capitol City Brewing Company
1100 New York Avenue NW
Washington
D.C. 20005
USA
Hinterlasse jetzt einen Kommentar