Es ist schön, wenn eine Gasthausbrauerei ein Leitthema aufgreift und dies dann konsequent über ihr gesamtes Angebot anwendet. Und so macht die Brauerei Alter Bahnhof Frechen ihrem Namen alle Ehre und konzentriert sich neben – natürlich! – dem Thema Bier auch auf das Thema Eisenbahn.
Das schöne, alte Bahnhofsgebäude in Frechen wurde sehr sorgfältig restauriert. In der ehemaligen Güterabfertigung befindet sich nun der große Saal der Brauerei; die schweren Rolltore aus schwarzem, massivem Holz sind noch an ihrem Platz, allerdings in ihrer Position fixiert und wurden mit großen Glasfenstern ergänzt. An der Stirnseite, auf drei Seiten verglast, befindet sich die Brauerei, komplett in Edelstahl gehalten, in kühlem Glanz erstrahlend. Auch aus dem Gastraum heraus hat man durch eine große Glastür einen guten Blick auf Sudkessel und Gär- und Lagertanks.
Der Saal selbst ist hell gestrichen, an der Decke bilden die massiven, schwarzen Holzbalken einen schönen Kontrast; und an den Wänden hängt ein Sammelsurium von Fassdeckeln, Reklameschildern, Bierflaschen, aber auch Zithern, Vogelkäfige und Kinderwagen entdeckt man hier und kommt dann unweigerlich ans Nachdenken, was dieses denn mit dem Thema Eisenbahn zu tun habe. Vielleicht sind es ja Fundstücke, die von Reisenden irgendwann mal im Abteil vergessen worden sind, denke ich erleichtert, und mein Weltbild scheint wieder schlüssig.
Am Rauchereingang steht neben dem großen Aschenbecher ein alter Flaschenfüller, und auf der Rückseite des Gebäudes neben dem Parkplatz befindet sich ein hell und einladend gestaltetes Außengelände. Hier können die Kinder im Kies umhertoben und finden auch zahlreiche Gerätschaften zum Klettern und Spielen, während die Erwachsenen es sich auf den Biergartenmöbeln gemütlich machen können. In einer Ecke des umzäunten Areals wachsen ein Dutzend Hopfenpflanzen und ranken sich an Drähten empor, und überall finden sich Dekorationsgegenstände.
Insgesamt eine sehr einladende Atmosphäre.
Die Speisekarte wartet mit leckeren und kräftigen Gerichten auf, auch ein kleiner exotischer Einschlag ist in Form von Känguru-Steaks zu finden. Die Portionen sind groß – selbst der Salatteller mit Bratkartoffeln und Spiegelei, der unter der Überschrift „Für den kleinen Hunger“ firmiert, kann locker zwei Erwachsene sättigen. Ob man das gut finden muss, sei einmal dahin gestellt – glücklicherweise sind die Nachbartische im Moment gerade nicht mit Gästen besetzt, die solche Portionen in der Tat als „für den kleinen Hunger“ ansehen und dann mit ihren rechts und links vom hoffentlich zumeist armlehnenfreien Stuhl herunterquellenden Fettmassen den Ästheten und Biergenießer zu vergraulen drohen…
Die Bierkarte ist deutlich kürzer: Neben dem Lokstoff, einem sehr hellen, ungefilterten und recht süßlich schmeckenden Bier mit säuerlich-erfrischender Note (was mir persönlich aber gar nicht gefällt) gibt es das Finchen, eine gefilterte Version, die – auch wenn es nicht so genannt werden darf – stilistisch einem Kölsch entspricht. Lecker und sortentypisch. Und als drittes Bier gibt es ein wechselndes Saisonbier – während unseres Besuches am 20. Mai 2013 einen Maibock. Kupferfarben, leicht trüb und ein wenig melanoidinig duftend steht er im Glas; sehr süßlich und gefährlich süffig fließt er die Kehle hinunter, man schmeckt seine 6,5 % Alkohol definitiv nicht. Wenn er damit auch nicht wirklich dem Stil Maibock entspricht (der sollte ein wenig stärker vergoren, ein wenig herber sein), so handelt es sich hierbei doch um ein hervorragendes Bier.
Insgesamt also ein sehr positiver Eindruck einer noch jungen (im Frühjahr 2012 gegründeten) Gasthausbrauerei.
Die Brauerei hat Montags Ruhetag (Pfingstmontag ist aber ab 12:30 h geöffnet), von Dienstag bis Freitag ist ab 17:00 h geöffnet, Sonnabend ab 15:00 h und Sonntag ab 12:30 h. Es gibt Parkplätze vor und hinter dem Haus, und die Straßenbahn (Linie 7 von Deutz kommend) hält direkt vor der Tür.
Alter Bahnhof Frechen
Kölner Straße 39
50 226 Frechen
Nordrhein Westfalen
Deutschland
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