Vivian‘s Pub Fairy
Metz
FRA

Ich bin mir nicht ganz sicher, was mich an diesem Pub mehr fasziniert hat – die gute Auswahl an belgischen und französischen Ales oder die verrückte, einzigartige Dekoration, die ich in dieser Form noch nirgends gesehen habe? Oder war es doch eher die nette Atmosphäre, vollgestopft mit fröhlichen Menschen, selbst zu dieser späten Stunde noch?

Einen lustigen und bierigen Abend habe ich vorher im Aux Paraiges in Metz verbracht, habe die dortige Happy Hour und die belgischen Starkbiere genossen und ein paar nette Leute kennengelernt, mit denen ich mich viele Stunden angeregt unterhalten habe. Langsam wurde es dann aber Zeit, zurück ins Hotel zu gehen, aber diese Absicht stieß bei meinen Tischnachbarn auf erheblichen Widerstand: „Nicht ohne noch ein einziges Abschlussbier“, hieß es, „aber nicht hier, sondern nebenan. Diese wunderbare Bar musst Du gesehen haben – Du kannst morgen früh nicht abreisen, ohne hier eingekehrt zu sein!“

Und so laufe ich mit den Dreien ein paar Schritte nur die Straße entlang und stehe vor Vivian’s Pub Fairy. Dunkelrot begrüßen mich Fassade, Fensterrahmen und Türen – alles in einem tiefroten, regelrecht puffigen Farbton. Darüber der Name des Pubs in zwei Sprachen, englisch (Vivian’s Pub Fairy) und französisch (le Pub de la Fée Viviane). Wen stört’s, dass die beiden Namen nicht wirklich übereinstimmen und die Übersetzung – wer weiß, ob in der einen oder in der anderen Richtung – ein wenig holpert?

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ein merkwürdiger erster Eindruck …

Vor der roten Fassade sitzt ein Gast mit einem leuchtend rosa Hut, wie er einer Travestie-Künstlerin gut zu Gesichte stünde – allerdings macht der Typ darunter ansonsten einen völlig normalen Eindruck. Was soll ich davon halten? In welches merkwürdige Etablissement geht es jetzt?

Lachend schieben mich meine Weggefährten durch den Eingang und im Nu finde ich mich in einer mittelalterlich wirkenden Welt wieder. So ungefähr habe ich mir die Dorfkneipen in Tolkiens Herrn der Ringe vorgestellt. Oder in den Harry Potter Romanen.

Entrindete Äste, krumm und schief, formen sich zu merkwürdigen Geländern, scheinen durch schmiedeeiserne Gitter hindurchzuwachsen. Ritterrüstungen und mittelalterliche Waffenteile finden sich mitten dazwischen. Enge Treppen und Gänge, kleine Nebenräume, winzige Winkel und Nischen machen das Pub über mehrere Stockwerke hinweg zu einem Irrgarten, in dem man sich problemlos verlaufen kann. Einmal zur Toilette gegangen und dann nie wieder zum Tisch der Freunde, wo das halbvolle Bierglas wartet, zurückgefunden…

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was für ein Durcheinander

Die einzigen, die sich in diesem Labyrinth auskennen, sind die jungen Bedienungen, die hin- und herflitzen und die leeren Gläser einsammeln. Serviert wird nicht, dazu muss man sich schon auf den Weg zur Bar machen und dort im dichten Gewühl sein Bier abholen. Und dann verzweifelt den Rückweg suchen. War es hier hinten rechts? Oder doch eher neben der Toilette links und dann durch den niedrigen Gang? Verflixt, wo habe ich meinen Mantel hingehängt? Wo sitzen die anderen?

Nach langer Suche bin ich zurück am Tisch. Großes Gelächter. „Na, verlaufen? So wie alle anderen Neulinge auch?“ Ich darf mitlachen, denn meine Tischnachbarin war eigentlich vor mir an der Bar losgelaufen, trifft aber erst nach mir am Tisch ein. So groß kann mein Umweg also gar nicht gewesen sein…

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interessante Zapfbatterien

Eng ist es hier, zu warm, aber niemanden stört es. Die Biere sind lecker, fruchtig, hopfig, aromatisch. Allerdings untypisch für belgische Ales in große Halblitergläser gefüllt. Ähnlich wie vor drei Stunden im Pub nebenan, im Aux Paraiges. Es scheint System dahinterzustecken, allerdings definitiv ein anderes als in einem typisch belgischen Biercafé.

Stundenlang könnte ich hier in Vivian‘s Pub Fairy sitzen. Die Dekoration studieren. Immer wieder fallen mir neue Elemente in diesem wilden Durcheinander auf, und ich kann mir vorstellen, dass auch langjährige Stammgäste in diesem wuseligen Chaos immer noch ab und an einen Aha-Moment genießen können, wenn sie eine Emaille-Tafel oder eine Gerätschaft entdecken, die ihnen bisher noch nicht aufgefallen ist. Aber die Gäste sind nicht minder interessant. Viele junge Studenten, aber zwischendrin auch immer mal etwas ältere Menschen. Zum Teil skurrile Typen. Es wird definitiv nicht langweilig.

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es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken

Und so kommt es, wie es kommen muss: Vor lauter Kucken, vor lauter netten Gesprächen vergesse ich nicht nur die Uhr, sondern tatsächlich auch, zum ersten Mal seit langer, langer Zeit, die Notizen zu meinen Bieren. Was habe ich heute eigentlich getrunken? Wie hat es geschmeckt? Aus welcher Brauerei kam das Bier?

Ich stehe draußen in der nassen Kälte, mache mich auf den Weg zurück zum Hotel und grüble. Wie konnte das passieren? Wo ist die Zeit geblieben? Vivian’s Pub Fairy muss wohl nicht nur verwunschen aussehen, sondern tatsächlich auch über magische Kräfte verfügen, die mich die Realität für eine Weile vergessen gemacht haben.

Vivian’s Pub Fairy bietet ein breites Spektrum an belgischen und französischen Ales an, zum großen Teil auch aus kleinen, eher unbekannten Brauereien. Es ist täglich ab 11:30 Uhr durchgehend geöffnet, montags erst ab 17:00 Uhr; sonntags ist Ruhetag. Neben der großen und regelmäßig wechselnden Bierauswahl gibt es auch Pub-Food. Zu erreichen ist das Pub durch seine Lage zentral in Metz‘ Altstadt problemlos zu Fuß.

Bilder

Vivian‘s Pub Fairy
15 Place Saint-Louis
57000 Metz
Frankreich

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