Ein historisches, aber in Teilen mittlerweile verfallenes Industrie-Areal, dessen Anfänge bis 1856 zurückreichen, das ist die Alte Ölmühle in Wittenberge, direkt an der Elbe. Die gewaltigen, alten Ziegelbauten sind aus der Ferne beeindruckend; steht man aber unmittelbar davor, dann sieht man, dass viele Jahrzehnte Vernachlässigung hier ihre Spuren hinterlassen haben, man sieht den Verfall.
Einige Bereiche dieses Geländes sind allerdings wunderbar renoviert, und dazu gehört auch das Brauhaus, das im alten Speicher der Ölmühle untergebracht ist, einem Gebäudeteil aus dem Jahr 1878. Gewaltige Holzbohlen als Fußboden, Decke und tragende Elemente, die Außenmauern noch rohe Ziegel, und mittendrin, kupfern glänzend, die schätzungsweise zwei bis drei Hektoliter große Brauerei aus der Produktion der Firma Kaspar Schulz. Direkt daneben stehen die Gär- und Lagertanks, doppelwandige Edelstahltanks, und alles gemeinsam steht in einer Art Wanne, die aus Ziegelsteinen etwa 25 cm hoch gemauert ist. Mal eine etwas andere Art, die klassische „Standard“-Brauerei aus Bamberg in einem Restaurant zu präsentieren.
Die Theke und die zwischen den schweren Holzsäulen und Balken verteilten Tische machen den Raum gemütlich; die schnelle und sehr freundliche Bedienung trägt ihren Teil dazu bei, dass man sich hier bereits gleich nach dem Reinkommen sehr wohl fühlt. Bei schönem Wetter kann man auch im riesigen Innenhof des Ziegelbaus im Biergarten sitzen, und eine große, mit einem Zeltdach geschützte Bühne verspricht in der warmen Jahreszeit auch viel Unterhaltung und Abwechslung.
Die Speisekarte hat ihren Schwerpunkt auf klassischen Brauhausgerichten, die in Details aber durchaus ein wenig origineller gefasst sind – so ist beispielsweise der Kartoffelsalat nicht mit Mayonnaise, sondern mit Senfsauce mit ganzen Körnern angemacht.
Zum Trinken gibt es Bier. Ist ja klar. Drei Sorten werden angeboten: HerzBräu Pils, HerzBräu Spezial und HerzBräu Dunkel. Alle drei benannt nach dem Gründer der Ölmühle, Salomon Herz.
Angesichts der Tatsache, dass ich noch fahren musste, entschied ich mich am 23. September 2013 für ein Glas Pils zum ausgezeichneten Essen, und ich war leider ein wenig enttäuscht. Ein kräftiges, buttriges Diacetyl-Aroma überdeckte die erhoffte Hopfenherbe des Bieres. Schade. Aber der schlechte Eindruck wurde insofern wieder wettgemacht, als die nette Kellnerin mir auf höfliches Nachfragen von den beiden anderen Bieren einen kleinen Schluck zum Verkosten gab, ganz unkompliziert und verständnisvoll.
(Die Brauereien, bei denen ich so oft schon gehört habe, das ginge nicht, da wüsste man ja nicht, wie man das in der Kasse verbuchen solle, und überhaupt, da könne ja jeder kommen, hören jetzt besser mal betreten weg!)
Diese beiden Probierschlucke erwiesen sich als wesentlich besser als das Pils. Das Spezial rund, mild und süffig, und das Dunkle malzbetont und sehr weich. Schön! Also, falls ich wieder einmal hierher komme, dann nehme ich eine andere Reihenfolge!
Insgesamt ein angenehmer Brauereibesuch, und auch der Hotelbereich am anderen Ende des Geländes macht – zumindest von außen, betreten habe ich das Hotel nicht – einen sehr einladenden Eindruck.
Das Brauhausrestaurant „Alte Ölmühle“ ist täglich von 11:00 bis 14:00 Uhr und von 17:30 bis 22:00 Uhr geöffnet, für Gruppen und auf Anfrage auch zu anderen Zeiten; Parkplätze sind im Areal und gegenüber reichlich vorhanden.
Hotel und Brauhaus „Alte Ölmühle“
Bad Wilsnacker Straße 52
19 322 Wittenberge
Sachsen Anhalt
Deutschland
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