HÖVELS Hausbrauerei
Dortmund
DEU

Es war ein ungemütlicher, grauer und kalter Tag, als ich am 3. Januar 2009 in Dortmund Hövels Hausbrauerei besuchte – und genauso grau und wenig einladend war die Fassade des großen Gebäudes, in dem die Hausbrauerei untergebracht war. Hier befand sich früher also die Privatbrauerei Thier, wie man der großen Beschriftung des Gebäudes entnehmen konnte.

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Blick auf das Sudwerk

Zögerlich betrat ich die Hausbrauerei, wurde aber positiv überrascht: Eine gemütliche Einrichtung mit vielen alten Brau-Gerätschaften empfing mich. In einem der Gasträume waren die Deckenleuchten aus grünen Bierflaschen gestaltet, in einem anderen hingen kupferne Leuchten an perforierten Kupferrohren, die früher als drehbare Wasserberieselung beim Nachschwänzen verwendet worden waren. An der Wand eine alte elektrische Schalttafel, ein Motor und breite, lederne Transmissionsriemen, die das große Sudhaus mit mechanischer Energie versorgt haben, sowie ein historischer Flaschenfüller. Ansonsten der übliche Kleinkram: Holzfässchen, alte Bierkisten, aber natürlich auch moderne Reklamemittel – Pappaufsteller, beleuchtete Inschriften und große Poster.

Leider gab es – entgegen der Verheißungen der Getränkekarte – keine saisonale Bierspezialität, aber das angebotene Standardbier, das Dortmunder Zwickel, hat mich trotzdem überzeugt: Ein intensives, kräftiges Hopfenaroma, nicht zu blumig oder grasig, aber deutlich hopfig und bitter, wehte mir vom Glas entgegen. Und der erste Schluck offenbarte einen tollen Kontrast zwischen Hopfenbittere und malziger Süße – ein ganz hervorragendes Bier, bei dem zum Glück weder am falschen Ende, nämlich am Hopfen, gespart, noch auf den Geschmack der verweichlichten Massenkundschaft Rücksicht genommen wird. Endlich mal wieder ein Bier mit Charakter!

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das Dortmunder Zwickel

Die Speisekarte bot saisonal Wild- und Grünkohlspezialitäten an, und ich war mit der Kombination aus Grünkohl und Wildschweinbratwurst zufrieden. Dazu moderate Preise und freundliches Personal, prima!

Lediglich die Sudanlage könnte ein bisschen schöner präsentiert werden. Hinter verglasten Trennwänden fristet sie in einer Ecke ihr Dasein – nicht einmal ein paar Scheinwerfer hat man ihr spendiert, auf dass ihr Kupferglanz zur Geltung käme…

Nachtrag 22. September 2013: Der heutige Tag brachte mir die Gelegenheit, die Brauerei ein wenig näher in Augenschein nehmen zu können. In der Mittagspause eines Brauseminars, das hier gerade stattfand, nahm mich der Seminarleiter Gerd Ruhmann mit auf einen Spaziergang durch Brauhaus und Gär- und Lagerkeller.

Die Kupferkessel sehen von nahem eben doch wesentlich schöner aus als durch eine Glasscheibe und ohne Beleuchtung. Und noch viel schöner ist es, in die 14 m unter der Oberfläche liegenden Keller hinunterzusteigen, mit einem Zwickelhahn bewaffnet, und direkt aus den Lagertanks ein paar Proben zu nehmen. Und letzteres mit einer großen Überraschung: Ich wusste vorher nicht, dass hier in der Hövels Hausbrauerei auch für andere Brauereien Bier hergestellt wird, und so konnte ich mich völlig überraschend und unvorbereitet an einer sehr breiten Geschmackspalette laben und erfreuen. Eines der Biere war rund und malzig, scheinbar ein Export auf dem Weg zur Verkaufsreife. Ein weiteres wirkte alkoholisch schwer, etwas fruchtig-estrig und braun, und ich hätte es als Belgisches Dubbel einsortiert. Und schließlich ein knackig-hopfiges helles Bier mit intensiven Zitrus-, vor allem Grapefruit-Aromen, vielleicht mit Cascade oder Citra gestopft, also wohl ein India Pale Ale. Herrlich!

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tief unten im Lagerkeller

Und anschließend gab’s ganz regulär an der Theke das leckere Dortmunder Zwickel und das hier vor Ort gebraute Hövels. Das muss man sich hier auch immer noch einmal extra gönnen. Denn Hövels ist nicht gleich Hövels, wie ich mittlerweile weiß:

Das Hövels hier im Brauhaus ist – wie es sich gehört – vor Ort gebraut. Das Hövels hingegen, das ich auch in gut sortierten Getränkemärkten in der ganzen Republik kaufen kann, stammt aus der Dortmunder Aktien Brauerei in der Steigerstraße. Zwar nach dem gleichen Rezept, aber durch unterschiedliche Technik natürlich immer auch ein wenig anders im Geschmack.

Hövels Hausbrauerei ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Zu erreichen ist sie am besten mit der U-Bahn, die Station Westentor ist etwa 180 m entfernt. Entscheidet man sich, doch mit dem eigenen Auto zu kommen (warum eigentlich?), dann findet man in der Thier-Galerie Dortmund (denn aus der alten Thier-Brauerei ist mittlerweile ein Einkaufszentrum geworden) auch einen Parkplatz.

Bilder

HÖVELS Hausbrauerei
Hoher Wall 5 – 7
44 137 Dortmund
Nordrhein Westfalen
Deutschland

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