Meet the Brewer – gleich zwei Brauer geben sich gleichzeitig die Ehre und präsentieren ihr gemeinsames Werk:
Johannes Kugler, besser bekannt als Hon So, der Brauer der vielversprechenden (noch) Wanderbrauerei BrewAge, der zusammen mit den anderen drei Mitstreitern seines Teams in den letzten zwei Jahren einen fulminanten Start hingelegt hat und sich derzeit anschickt, eine eigene Brauerei aufzubauen, damit das brautechnische Nomadentum ein Ende hat, und Marina Ebner, die junge Brauerin der noch viel jüngeren, weil erst im letzten November eröffneten Muttermilch Vienna Brewery, die im Souterrain des BeerLovers Craft Beer Store steht und sich ebenfalls eines beeindruckend guten Starts rühmen darf. Gastgeber für dieses Ereignis sind Brian Patton und Gavin Flanagan, Eigner und Leiter des Brickmakers Pub & Kitchen.
Pünktlich um 20:00 Uhr beginnt sich der Vorraum, der für den Anlass reserviert ist, zu füllen, und nach einem reichlichen akademischen Viertel – in einer Weinstube würde man zu diesem Viertel sagen: „Außerordentlich großzügig eingeschenkt!“ – wuchtet Johannes um kurz vor halb neun ein Fässchen auf die Anrichte und ergreift das Wort. Eine Berliner Weiße gibt es zu verkosten, gebraut mit Mandarinen. Eine Rezept-Idee von BrewAge, umgesetzt und gebraut von Marina auf der Muttermilch Anlage. Rund 200 l Bier sind so entstanden, in denen über 20 kg Mandarinen (Saft und der Zest der Schalen) verarbeitet worden sind.
Rund sechsunddreißig Stunden lang war die Maische im Kessel gehalten worden, um sie leicht anzusäuern – kettle sour nennt sich die Methode, bei der es darauf ankommt, den pH-Wert sorgfältig zu überwachen. Wenn die im Malz natürlich vorkommenden Milchsäurebakterien anfangen, sich zu vermehren, geht plötzlich alles ganz schnell, und dann gilt es, den richtigen Zeitpunkt abzupassen, bevor aus der angenehm sauren Maische, die dem fertigen Bier den richtigen Akzent gibt, eine Milchsäurepampe wird, die das Bier fast untrinkbar machen würde.
Zusammen mit Marina und Brian sticht Johannes das Fass nun an und serviert die ersten Gläser. Eine vorsichtige Geruchsprobe, das Mandarinenaroma ist deutlich zu spüren. Eine feine Zitrusnote, gepaart mit einer ebenso feinen Bittere und einem Hauch Säure steigt in die Nase. Der Schaum ist schneeweiß und schön stabil. Dann der erste Schluck. Die Säure ist dezent, nur zurückhaltend, fein ausbalanciert. Der Körper ist schlank, keine Restsüße stört den erfrischenden Eindruck dieses dreiprozentigen, leichten Sommerbiers. Stattdessen ein feines Bizzeln auf der Zunge und eine angenehme Fruchtigkeit auch nach dem Schluck, wenn retronasal die Mandarine noch einmal auftrumpft.
Ein sehr schön trinkbares Bier, das auch nach zwei, drei Gläsern noch nicht ermüdet, sondern mit jedem einzelnen Schluck gleich wieder Appetit auf den nächsten Schluck macht. Ein kurzer Blick nach draußen: Jetzt müsste es nur noch Frühling werden. Zu den immer noch herrschenden Minusgraden passt dieses wunderbare Bier nicht so wirklich – um wie viel schöner wäre es, nun im Biergarten oder am Strand zu sitzen und dieses erfrischende Bier im warmen Sonnenschein zu genießen.
Den anderen Gästen schmeckt es auch ganz vorzüglich, viel zu schnell leert sich das kleine Fässchen. Johannes muss es bereits kippen, um die letzten Gläser zu zapfen, und geduldig beantworten Marina und er die immer wiederkehrende Frage: Gibt’s das Bier jetzt dauerhaft? Oder wenigstens den ganzen Sommer über? Vermutlich wohl nicht, lautet die Antwort. Rund zweihundert Liter wurden von dieser Berliner Weiße mit Mandarinen gebraut, aber ein Folgesud ist nicht geplant. Vorerst jedenfalls noch nicht…
Meet the Brewer:
Johannes Kugler (BrewAge) und Marina Ebner (Muttermilch Vienna Brewery)
The Brickmakers Pub & Kitchen
Zieglergasse 42
1070 Wien
Österreich
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