Das Brauhaus Zur Schreckenskammer in Köln ist keine Brauerei – auch wenn die in Köln für Bierhäuser übliche Bezeichnung „Brauhaus“ das suggerieren mag. Aber es gibt ein Kölsch, das laut Aussage des Köbes ausschließlich für die Schreckenskammer gebraut wird. Und die Schreckenskammer verfügt über ein authentisches Ambiente, das allemal einen Besuch wert ist.
Worin besteht die Authentizität? Betritt man die Gaststube, so fällt zuallererst der gesandete Fußboden auf. Eine dicke Schicht Scheuersand, einfach auf die Holzbohlen gestreut, saugt verschüttetes Bier auf und scheuert die Dielen beim Hin- und Hergehen blitzblank. Am Ende des Tages wird zusammengefegt, neuer Sand gestreut, und das war’s. Früher wurde das wohl in vielen Lokalen so gemacht – heute nur noch hier.
Auch die Öffnungszeiten sind klassisch für ein Kölner Brauhaus: Sonntag ist Ruhetag, und an den anderen Tagen wird zwischen der Mittagszeit und dem frühen Abend das Brauhaus ein paar Stunden geschlossen.
Zusammen mit der spartanischen, aber nicht ungemütlichen Einrichtung und der nicht sehr umfangreichen Speisekarte (die Gerichte sind zwar einfach, aber sehr lecker und preiswert) rundet sich das Bild einer Gaststätte ab, wie es sie heutzutage nur noch sehr, sehr selten gibt.
Der freundliche Kellner (auf gut kölsch „Köbes“) nahm sich am 27. Oktober 2005 die Zeit, sich mit uns ein wenig über die viele hundert Jahre lange Geschichte der Schreckenskammer zu unterhalten – und über die Geschichte, wie sie zu ihrem Namen gekommen ist: Angeblich nämlich, weil die Gefangenen, die im damaligen Gerichtsgebäude in der Nähe zum Tode verurteilt worden waren, hier im Brauhaus ihre Henkersmahlzeit bekamen, bevor sie anschließend zur Richtstätte geführt wurden.
Ein leichter Schauer rinnt bei dieser Geschichte über den Rücken – aber die Gedanken können schnell verdrängt werden, schmeckt doch das Schreckenskammer-Kölsch ganz ausgezeichnet!
1442 wurde das Brauhaus zum ersten Mal urkundlich erwähnt und als Brauerei im Jahr 1912 neu errichtet. Zwar wurde es 1943 im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstört, aber 1960 erneut wiederaufgebaut. Und seit seiner Wiedereröffnung am 6. August 1962 steht das Brauhaus Zur Schreckenskammer nun an seinem alten Platz und pflegt die Tradition.
Nachtrag 4. Januar 2014: Am Ambiente hat sich in den vergangenen acht Jahren nichts geändert. Nach wie vor hat man beim Betreten der Schreckenskammer den Eindruck, eine Zeitreise in die Biergeschichte zu machen. Allerdings hatte ich das Kölsch wesentlich süffiger in Erinnerung. Etwas überspundet und sehr ausgeprägt estrig machte es heute gar nicht so recht Lust zum Weitertrinken. Schade. Das Essen allerdings schmeckte unverändert gut.
Nachtrag 5. April 2014: In einer größeren Gruppe besuchten wir die Schreckenskammer heute erneut. Wie schon vor vier Monaten waren wir mit dem Kölsch nicht gänzlich zufrieden, aber die fidele Laune des Köbes machte einiges wieder wett. Unübertroffen sein Wortwitz, als er das – übrigens ausgezeichnete! – Hämmchen (Kölsch für „Eisbein“) mit der Frage an den Tisch brachte: „Und wer bekommt die Wasserleiche?“
Brauhaus Zur Schreckenskammer
Ursulagartenstraße 11 – 15
50 668 Köln
Nordrhein-Westfalen
Deutschland
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