Der erste Tag des Frühlingsmonats März brachte noch keine Höchsttemperaturen draußen – im Schalander der Lahnsteiner Brauerei aber durchaus. Überdurchschnittlich viele weibliche – und auch einige geduldete männliche – Gäste besuchten das 66. Lahnsteiner Bierseminar, das als „Damenbierseminar“ stattfand. Das Thema „historische Bierstile“ begeisterte eindeutig beide Geschlechter.
Beide Geschlechter führten auch durch den Abend. Bierbotschafterin IHK Donka Fohr stellte zwei belgische Biere zusammen mit Schokolade sowie mit Blauschimmel- und Bierkäse vor. Sowohl das Fruchtbier „Framboise Boon“ wie auch das „Oostendse Tripel“ zeigten mehr als deutlich, dass Bier viel mehr als nur bitter kann. Außerdem brachte sie den Teilnehmern nahe wie sich Unterschiede in der Glasform sensorisch bemerkbar machen.
Ihr Ehemann, Biersommelier Dr. Markus Fohr, hob zwei lange vergessene und nun wieder belebte Bierstile aus dem Dunkel der Vergangenheit. Das Grutbier, ein mittelalterliches Kräuterbier, war früher in ganz Mittel- und Nordeuropa weit verbreitet, da man dort keinen Hopfen zur Verfügung hatte. Insgesamt vier Grutbiere mit unterschiedlichen Kräutern aus Lahnstein, aus dem Thisted Bryghus in Dänemark und aus der Brouwerij Jopen in Holland gab es zu proBIERen.
Auch bei einem weiteren wieder belebten Bierstil sind Kräuter im Spiel. Der Broyhan, erstmals 1526 von Cord Broyhan in Hannover gebraut, trug über Jahrhunderte entscheidend zum Wohlstand seiner Heimatstadt bei – bis er in Vergessenheit geriet. 2016 belebte ihn die Brauerei „Das Freie“ auf dem Gutshof Rethmar in Sehnde vor den Toren Hannovers wieder. Ein außergewöhnliches wie interessantes Bier ist der moderne Broyhan ganz sicher – wie sein historisches Vorbild kräuterig und mit einer leichten Säure versehen.
Autor: Markus Fohr
Hinterlasse jetzt einen Kommentar