„Zwei oder drei Tage ist es erst her, dass man das Restaurant umbenannt hat, aber ich weiß auch nicht, warum… Es hat sich außer dem Namen nichts geändert!“ Der freundliche Kellner eiert ein wenig herum, als ich ihn frage, wann denn das Bierrestaurant Athens Beer in Athena’s Cook umbenannt worden sei, und vor allem, welchen Grund das denn gehabt haben möge. Offensichtlich scheint er selbst nicht so wirklich zufrieden zu sein, dass plötzlich alles anders heißt…
Ich bohre noch ein wenig nach: Ob er sich denn vorstellen könne, dass ich als Bierliebhaber das Restaurant unter der neuen Bezeichnung nicht gefunden und all diese Biere, die hier an der Wand aufgereiht stehen, gar nicht gesehen hätte? Er weist noch einmal auf den Untertitel des Restaurants hin. Athena’s Cook – Restaurant & Beer, hieße es doch mit ganzem Namen, da würde doch eigentlich alles klar. Na, und wer vor dem Restaurant vorbeiliefe, dem würden die Regale voller Bierflaschen aus aller Welt ja überhaupt nicht entgehen können, fügt er noch hinzu.
Ganz unrecht hat er nicht, und ich höre auf, ihn zu piesacken, ehe aus freundlichem Foppen vielleicht doch eine ernste Diskussion wird. Aus dem gleichen Grund verzichte ich auch darauf, zu fragen, woher denn die auffällige Ähnlichkeit des neuen Logos mit dem Tripadvisor-Logo käme, oder ob ich der einzige sei, der diese Ähnlichkeit hier sähe.
Athena’s Cook – ein kleines, sehr einladendes Restaurant in der Nikis-Straße, nicht weit weg vom zentralen Syntagma-Platz. Eine offene Terrasse, die jetzt im April schon zum draußen Sitzen einlädt, dahinter, abends gegen die Kühle mit Glastüren abgeschirmt, ein nicht minder gemütlicher Schankraum, dessen Wände mit langen Regalen voller Bierflaschen geschmückt sind. Hier hat man sich auf gutes Essen in Kombination mit gutem Bier aus aller Welt spezialisiert. Und aus aller Welt – das heißt nicht nur internationale Bierspezialitäten, sondern das schließt den heimatlichen Markt mit ein: Überraschend viele griechische Biere stehen auf der Karte und werden sowohl vom Fass als auch aus der Flasche angeboten.
Die Speisekarte besteht aus zwei Holzbrettern, die eine Art Ringbuch bilden, dazwischen finden sich auf einlaminierten Bögen die Speisen und Getränke. Ich schlage die Karte auf und stelle fest: Rund die Hälfte des Platzes wird vom Bier eingenommen. Die erstaunlich lange Liste beginnt mit sechs Fassbieren. Drei kreative Biere, drei Industrieprodukte. Das griechische Alfa Lager, das tschechische Krušovice und das Erdinger Weißbier repräsentieren den Massengeschmack, das Septem IPA, das Noctua Pale Ale und das Voreia Stout vertreten die Zunft der kreativen Bierbrauer.
Es folgen mehrere Seiten Flaschenbiere, sorgfältig nach Stilen sortiert. Zunächst Lagerbiere, dann Pilsner, Weißbiere, Ales, India Pale Ales, und so fort… Ein hervorragender Ansatz, um zu den verschiedenen Speisen ein jeweils passendes Bier finden zu können.
Mir geht es heute aber darum, ein paar spannende griechische Biere zu probieren, und so bestelle ich mir zunächst das Voreia Stout aus der Siris Microbrewery und bestelle mir danach, ohne auf die Kombination zu achten, einen bunten Salatteller mit Quinoa.
Tiefschwarz und mit einem feinen, kremigen, ganz leicht beigefarbenen Schaum steht das Stout vor mir. Nach jedem Schluck bleiben feine Schaumringe am Glas zurück. Das Aroma ist fein röstig, mit dezenten Kaffeearomen, der Geschmack ist weich und seidig, fast schon sahnig, offenbart einen Hauch von Bitterschokolade. Die röstige Bittere ist nicht zu dominierend und vor allem auch nicht zu kratzig. Ganz im Gegenteil: Sanft schließt sie das Geschmackserlebnis beim Schluck ab, ohne lange am Gaumen zu haften. Die 6,0% Alkohol spüre ich überhaupt nicht. Ein sehr schönes Stout – da können sich manche Brauer, deren Biere kratzig, metallisch und bitter sind, eine Scheibe abschneiden!
Auch am großen Salatteller gibt es nichts auszusetzen, aber ich bin mit meinen Gedanken schon wieder woanders und studiere erneut die Bierliste. Das 8η μερα darf es jetzt sein, der 8. Tag. Ein India Pale Ale der Septem-Brauerei auf der Insel Euböa. Die junge Dame, die meine Bestellung aufnimmt, freut sich. „Eine hervorragende Wahl – mein Lieblingsbier“, lacht sie, und Augenblicke später stellt sie mir freudestrahlend das Glas auf den Tisch.
Orange bis kupferfarben leuchtend, nur leicht trüb, gekrönt mit stabilem, kremigem Schaum. Das Aroma verspricht einen wahren Obstgarten. Überreife Aprikosen und Pfirsiche rieche ich. Der erste Schluck überrascht dann: Den spielerisch-leichten Fruchtaromen folgt ein kräftiger Malzkörper, der selbstbewusst den ganzen Mund- und Rachenraum einnimmt. Nicht zu klebrig oder süßlich, nicht zu mastig, aber doch sehr dominierend. Und das ist gut so, denn nur so kann das Bier die kräftige Bittere einer reichen Hopfengabe ausbalancieren. Ein mächtiges Bier, dem ich durchaus auch mehr als die angegebenen 7,0% Alkohol zugetraut hätte. Damit ist allerdings auch klar: Ein Dessert gibt es hier und heute nicht mehr – dieses Bier war Dessert genug. Fruchtig, malzig-süß, kernig hopfenbitter. Was soll da noch mithalten können?
Der erste Abend in Athen. Das erste Restaurant. Die ersten Biere. Alles passt, alles stimmt. Ein hervorragender Auftakt. Die jungen Damen und Herren aufmerksam und freundlich, gerne auch beratend, ohne aufdringlich zu sein; die beiden getesteten Biere ausgezeichnet, und die Auswahl an weiteren Bieren gigantisch. Sehr schön! Besuchenswert!
Das Bier-Restaurant Athena’s Cook (Πρώην Athens Beer) ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Vom Syntagma-Platz mit der gleichnamigen Metro-Station (Linien M2 und M3) ist das Restaurant in zwei Minuten zu Fuß erreichbar.
Athena’s Cook (Πρώην Athens Beer)
Nikis / Νίκης 20
105 57 Athen / Αθήνα
Griechenland
Be the first to comment