Camden Town Brewery
London
GBR

Erst 2010 gegründet, und doch in den vier Jahren ihres Bestehens gewaltig gewachsen und zu einer Institution geworden: Die Camden Town Brewery in London. Nach Aussage ihres Gründers, Jasper Cuppaidge, hat alles damit begonnen, dass er im Keller seines Horseshoe-Pubs für seinen Großvater ein Bier gebraut hat. Es war gelungen und hat geschmeckt, und vor allem: Das Brauen hat Spaß gemacht. Der Entschluss, damit dann professionell zu beginnen, war rasch gefällt, und nach einigen Suden im Keller des Pubs begann der offizielle Braubetrieb in den Bögen unter der Eisenbahn in Camden.

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Camden Town Brewery

Im Gegensatz zu vielen anderen Neugründungen hat die Camden Town Brewery von Anfang an den Schwerpunkt auf untergärige Biere, auf Lager gelegt. Sie stellen für den Brauer die größere Herausforderung dar – ihr klares Geschmacksprofil bietet nur wenig Möglichkeit, Braufehler, Fehlgeschmäcker oder Unausgewogenheiten durch kräftige Aromen auszugleichen oder zu verdecken. Kein Wunder also, dass Hells Lager und Pils im Zentrum des Bierangebots stehen. Daneben gibt es aber schon auch eine Reihe von obergärigen Ales, immerhin sind wir in London.

In mehreren Eisenbahnbögen befindet sich die Brauerei; die großen und hohen Lagertanks stehen aus Platzgründen aber nicht unter den Bögen, sondern direkt daneben. Kommt man von der Straßenunterführung in die Brauereieinfahrt, sieht die lange Reihe der Tanks schon beeindruckend aus.

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die Tanks stehen unter den Eisenbahnbögen

Direkt vor der Brauerei, im ersten Bogen befindet sich der Ausschank. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs, am 6. November 2014, sehr improvisiert wirkend – rohe Spanplattenwände, hinter der Theke eine weiß geflieste Wand, aus der die Zapfhähne ragen. Die jeweils gezapfte Sorte ist mit dickem, schwarzem Filzstift einfach auf die Fliesen geschrieben. – Rustikal.

Neben den eigenen Bieren gibt es auch ein paar Gastbiere, und auf Wunsch wird dem Bierliebhaber ein Bierbrett zusammengestellt. Fünf Mal ein Drittel Pint wird gezapft, der Name des Biers mit Kreide auf das Brettchen geschrieben und – natürlich! – das Bier auch im Detail mündlich erläutert. Prost! Beziehungsweise: Cheers!

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die Biersorten sind mit Filzstift auf den Fliesen notiert

Ich betrachte das Farbenspiel auf meinem Probierbrettchen – von ganz hell bis tiefschwarz geht die Palette. Das Pale ist deutlich heller als alles, was ich bisher Pales in London probieren konnte. Klar und sauber, ohne fruchtige Ester im Geschmack. Es folgt das einen Hauch dunklere Unfiltered Hells. Ich bin ein wenig enttäuscht. Ein Null-Acht-Fuffzehn-Bier, wie ich es dutzendweise auch in deutschen Gasthausbrauereien bekommen kann. Kann man trinken, muss es aber nicht. Ein noch etwas kräftigeres Gelb, eher schon Dunkelgold, das Pils. Knackig gehopft. Jawoll, das ist es schon eher.

Sagte ich eben knackig gehopft zum Pils? Nein, knackig gehopft ist das nächste, das hellbernsteinfarbene Mohawk IPA. Eine regelrechte Hopfenbombe – wie sich später im Gespräch mit dem Barmann herausstellt, ein Gastbier einer befreundeten Brauerei.

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buntes Farbenspiel auf dem Probierbrettchen

Der krönende Abschluss, und mit seiner Farbe die Nachtruhe einläutend, das tiefschwarze Ink, auf Deutsch Tinte. Und tintenschwarz steht es im Glas. Blickdicht. Was schon ein wenig ölig wirkend, und unheimlich. Sieht gar nicht so aus, als ob man es trinken könnte. Ein vorsichtiger Schluck. Eine leichte metallische, röstige Bitterkeit, kräftiges Malz im Hintergrund. Ein Bier für den langsamen Genuss. Herunterkommen nach einem hektischen Arbeitstag in der Londoner City, den Körper entschleunigen, die Kehle vom Straßenstaub befreien, den Tag ausklingen lassen. Ah!

Der Ausschank rühmt sich damit, immer alle Biere der Camden Town Brewery auch im Ausschank zu haben. Gibt es das Bier hier nicht, dann gibt es das Bier auch nirgendwo anders. Und im Kühlschrank neben der Theke stehen zum Teil noch in Flaschen gefüllte Raritäten aus früheren Suden.

Bier macht hungrig, und so gibt es vor dem Eingang noch einen kleinen Stand, an dem Street Food angeboten wird. Das Angebot wechselt durch – mal gibt es Pizza, mal Sandwiches, Steaks oder Asiatische Küche.

Der Ausschank ist dienstags und mittwochs von 12:00 bis 18:00 Uhr geöffnet; donnerstags, freitags und sonnabends von 12:00 bis 23:00 Uhr. Street Food gibt es donnerstags, freitags und sonnabends – was genau, verrät die Homepage der Brauerei. Die Anreise ist problemlos: Die Hochbahn hält direkt über der Brauerei; die Tube (U-Bahn) nur etwa 500 m weiter.

Bilder

Camden Town Brewery
55 Wilkin Street Mews
London NW5 3NN
Großbritannien

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