Mallakosken Panimo
Seinäjoki
FIN

Seinäjoki – eines der vielen winzigen Städtchen irgendwo im Inneren Finnlands – nur wenige Touristen verirren sich, so wie wir am 31. Juli 2011, hierher. Etwa 60 km ostwärts der Hafenstadt Vaasa liegt es, und ist eigentlich nur Durchgangsort für diejenigen, die sich von Helsinki aus in den Norden, in die unendlichen Wälder oder gar bis zum Polarkreis hocharbeiten sollen.

Und doch gibt es hier eine eigene Brauerei. Eigentlich sogar schon – mit Unterbrechungen – seit fast hundert Jahren, denn bereits 1921 wurde unter der Bezeichnung Mallakosken Tehtaat Oy eine kleine Brauerei gegründet, die allerdings in den sechziger Jahren den Braubetrieb einstellte.

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Mallakosken Panimo

Einen neuen Versuch gab es erst wieder 1997, allerdings durchaus erfolgreich, denn die neue Mallakosken Panimo besteht bis heute. Die ersten Sude entstanden 1999, und neben verschiedenen Biersorten produziert man hier auch Apfelweine und Energy-Drinks. Wobei Letzteres für den Biergenießer vielleicht nicht gerade vertrauenserweckend klingt. Aber die Biere sind schmackhaft und beliebt. Und zwar nicht nur in Seinäjoki, sondern in ganz Finnland. In Dosen gefüllt werden sie über die Kette der staatlichen Monopolläden mit dem bezeichnenden Namen Alko landesweit vertrieben.

Vor Ort in Seinäjoki betreibt die Brauerei einen kleinen Brauereigasthof – wobei der Begriff Brauereigasthof vielleicht eher krachlederne, bayerische Gemütlichkeit suggeriert, und der Bierreisende angesichts dieser Bezeichnung ein wenig enttäuscht sein mag. Stattdessen laden eine Bierbar in neumodischem Design und eine große Wiese mit vielen Holzmöbeln als eine Art Biergarten zum Verweilen ein. Und wie in eigentlich allen Bars in Finnland herrscht Selbstbedienung an der Theke.

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die Bierbar

Der junge Kellner erweist sich als sehr freundlich, und auf die obligatorische Frage, wieviel Biersorten er habe, und ob ich die alle auch in kleinen Gläschen verkosten könne, macht er mir ein Angebot, dem ich kaum widerstehen kann: Wenn Du ein normal großes Bier bestellst, dann lasse ich Dich alle anderen Sorten in einem kleinen Schnapsglas verkosten. Nette Idee, die auch sofort in die Tat umgesetzt wird.

Und während ich so an meinen Schnapsgläsern nuckele, denke ich darüber nach, wie oft ich bei einem vergleichbaren Gespräch in Deutschland die Antwort bekommen habe: Ja, also, nein, das ginge nun wirklich nicht. Da wisse man ja gar nicht, wie man das abrechnen solle, und da könne ja jeder kommen, und wieviel Gläser man dann spülen müsse, und überhaupt, ich könne ja morgen wiederkommen und die anderen Biere probieren, und dass ich leider auf der Durchreise sei, das sei ja nun mein persönliches Pech, und jetzt sei es genug, man habe schließlich zu tun. Und die Kellnerin oder der Kellner drehen sich nicht nur weg, sondern auch Däumchen. Man hat ja schließlich zu tun…

Weit weg von dieser von mir so gehassten, oftmals typisch deutschen Brauhausattitüde probiere ich meine Biere, und nach den Schnapsglasportionen trinke ich dann doch noch von jeder Sorte ein richtiges Glas. Und beweise damit, dass es sich doch lohnt, auf den Gast ein wenig individuell einzugehen. Aber das ist bei uns daheim wohl noch ein langer und schmerzlicher Lernprozess.

Langer Rede, kurzer Sinn: Das Helle entpuppt sich als ein nur leicht gehopftes, erfrischendes Lagerbier, ideal für die sommerlichen Temperaturen heute. Das Dunkle malzig, rund, aber ohne aufdringliche röstige Aromanoten, und das Amber ein sehr würziges, leicht melanoidinig wirkendes und vollmundiges Bier. Alle drei Sorten ohne Ecken und Kanten, aber gut gebraut und gut durchtrinkbar – schön!

Die Speisekarte beschränkt sich auf ein paar Snacks und einmal wieder denke ich, innerlich grinsend, dass für Nicht-Finnen eigentlich eine Warnung enthalten sein sollte: Wenn in der Karte nämlich im Zusammenhang mit Chicken Wings die Rede von hot & spicy ist, dann ist es wirklich hot & spicy, und nichts für verweichlichte Festlandeuropäer…

Der Liter Helles hinterher zischte in Sekundenschnelle die Gurgel hinunter…

Die Mallakosken Panimo liegt in der Stadtmitte von Seinäjoki, direkt neben dem alten Wehrturm. Sie ist im Sommer täglich geöffnet, mit einem großen Biergarten auf der Wiese hinter dem Brauereigebäude. Parkplätze gibt es gebührenfrei direkt vor der Tür; alternativ erreicht man Seinäjoki mit den ganz Finnland erschließenden Fernbuslinien problemlos.

Bilder

Mallakosken Panimo
Vesitorninkatu 1
60 100 Seinäjoki
Finnland

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