Müde und verschwitzt steigen wir aus der Seilbahn, die uns gerade vom Burgberg Ljubljanas wieder heruntergebracht hat. In der Hitze des Nachmittags oben zwischen den Mauern herumzuturnen, war vielleicht doch nicht die beste Idee gewesen, jedenfalls nicht angesichts der Tatsache, dass dort oben nur Touristencafés zu finden waren und unsere Wasservorräte im Rucksack auch schon ausgetrunken sind.
„Tja, dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als Onkel Google zu fragen, wo es denn hier in der Nähe eine gute Bierbar gibt“, murmele ich vor mich hin und angele nach dem Telefon in meiner Hosentasche.
„Und warum gehen wir nicht einfach hier hinein?“, fragt meine holde Ehefrau und deutet auf den Klub Daktari, die allererste Kneipe, Bar oder was auch immer neben der Talstation der Bahn.
„Ist bestimmt auch nur so eine Touristenfalle, kuck Dir doch die Lage an! Es geht allen so wie uns. Sie kommen vom Berg runter und haben Durst. Lange laufen wollen sie nicht, und dann fallen sie im ersten und erstbesten Café ein.“ Aber mein Protest ist zwecklos; Sekunden später sitzen wir auf der Terrasse.
Noch bevor die junge Kellnerin uns die Getränkekarte bringt, habe ich endlich mein Telefon in der Hand. Ich schaue auf die Liste der Suchergebnisse, und siehe da: Der Klub Daktari taucht ganz oben auf. Ich leiste Abbitte und lobe meine bessere Hälfte für ihren Instinkt, was sofort zu Irritationen führt – derlei Lob ist sie nicht gewöhnt…
Und da ist auch schon die Getränkekarte. Eine ganze Seite mit verschiedenen Bieren, auch und ganz besonders stechen die Biere der kleinen slowenischen Kreativbrauer ins Auge. Human Fish. Combat Wombat. Tektonik. Šlagerica. Komunajzer. Alles Namen, die ich noch nie gehört habe. Echter slowenischer Underground. Dass die Karte auch Weihenstephaner, Augustiner, Staropramen und Bernard listet – geschenkt. Ein paar Biere gegen den großen Durst muss es schließlich auch geben.
Allerdings fällt mir die Auswahl jetzt schwer. Der Tag ist noch lang, die Hitze groß, der Magen leer. Mehr als ein kleines Bier scheint nicht angeraten. Wie also die richtige Wahl treffen?
Ich nehme das oberste mir unbekannte Bier, das Human Fish Pale Ale. Wird schon passen, hoffe ich. Währenddessen zeigt sich meine Frau deutlich disziplinierter und bestellt ein Alkoholfreies.
Aber ich werde nicht enttäuscht. Die junge Dame stellt uns die Biere hin, ein bisschen Salzknabbereien dazu, und es folgt der erste Schluck: Schön hopfig herb, ziemlich kernig, ohne übertrieben bitter zu sein. Ein paar angenehme Fruchtnoten vom Hopfen, die zwar etwas spielerischer sein könnten, aber trotzdem gefallen. Lediglich der Abgang ist ein wenig dumpf. 4,5% Alkohol passen dann auch zur nachmittäglichen Hitze, und so zeige ich mich insgesamt recht zufrieden.
Schön sitzt es sich hier. Draußen läuft eine bunt gemischte Welt vorbei. Touristen aus allen Ecken der Welt, Geschäftsleute, Rentner, Schüler, Hausfrauen, Bettler. Hier auf der Terrasse sitzen und einfach zu sinnieren, den Menschen nachschauen und sich ausmalen, wie deren Leben so aussehen. Es wird nicht langweilig.
Und dazu die ganze Bierkarte durchprobieren…
Aber das ist mir heute nicht vergönnt. Wenigsten aber möchte ich noch das Innere des Klub Daktari erkunden und … werde angenehm überrascht. Regale voller Bücher, gemütliche Sessel und Sofas, dunkelrot gestrichene Wände, ein lebensgroßer Stoffleopard – es herrscht eine plüschige Wohnzimmeratmosphäre. Sehr einladend. Abends wird es hier sicherlich rappelvoll, und die Gemütlichkeit lädt auch bei schlechtem Wetter ein, hier einzukehren.
Die schöne Überraschung zum Schluss: Trotz touristisch bester Lage sind die Bierpreise nicht der Rede wert. Kein Vergleich zu den anderen Hauptstädten Europas, von Prag vielleicht einmal abgesehen. Große Auswahl und guter Geschmack für wenig Geld. Wenn es auch keine Craftbierbar im engeren Sinn sein mag, so ist der Klub Daktari trotzdem eine ausgezeichnete Adresse!
Der Klub Daktari ist täglich von 07:30 Uhr bis mindestens Mitternacht geöffnet; sonnabends „erst“ ab 08:00 Uhr, sonntags „erst“ ab 09:00 Uhr. Kein Ruhetag. Mit dem Stadtbus (Linien 2, 13 und 20) erreicht man ihn über die Station Krekov Trg, etwa zwei Minuten entfernt; bis zum Hauptbahnhof Ljubljanas sind es etwa sieben bis acht Minuten in Richtung Norden.
Klub Daktari
Krekov Trg 7
1000 Ljubljana
Slowenien
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