Union Pivnica / Union Experience / Union Pivovarna
Ljubljana
SVN

Unmittelbar nördlich des Hauptbahnhofs von Ljubljana befindet sich ein riesiger, grauer Klotz – die Pivovarna Union, die Union Brauerei. 1864 ist sie von den Kosler-Brüdern Peter und Ivan gegründet worden. In Österreich-Ungarn, zu dem Ljubljana (damals Laibach genannt) gehörte, entstand aus diesem kleinen Familienbetrieb eine Brauerei-Union, die auch Niederlassungen in Österreich (Graz) umfasste – daher der Namenswechsel von Kosler-Brauerei zur Union Brauerei. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Brauerei verstaatlicht. Nach dem Zerfall Jugoslawiens und der Unabhängigkeit Sloweniens wurde die Brauerei mit Erfolg weiterbetrieben, allerdings 2005 mit der Laško Pivovarna im gleichnamigen Ort verschmolzen. Beide Braustätten werden nach wie vor betrieben, gehören als Brauereiverbund jedoch seit 2015 zum Heineken Konzern.

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die wenig einladende Außenansicht

Wir bummeln am 23. August 2018 an der langen, grauen Fassade mit dem Schriftzug Pivovarna Union entlang. Rasch wird deutlich, dass es sich hierbei nicht um einen gesichtslosen Betonklotz handelt, sondern eher um eine Art Sichtschutz, der den Blick zwischen die alten Brauereigebäude und den dortigen Betrieb verwehren und das architektonisch schon sehr gemischte Ensemble optisch zusammenfassen soll. Ob es deswegen jetzt besser aussieht, dazu sage ich lieber nix…

Ganz am Ende der grauen Fassade finden wir einen kleinen Biergarten und einen poppig-modern gestalteten Brauereiausschank, die Union Pivnica. Wir nehmen für einen Moment unter den schattenspendenden Sonnenschirmen Platz. Die Pivnica bietet das gesamte Produktportfolio der Brauerei an: Helles, Dunkles, ungefiltertes Helles, Bockbier und ein Starkbier im belgischen Stil. Dazu alkoholfreie Biere und selbst hergestellte Limonaden und Fruchtsäfte.

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der modern gestaltete Ausschank

Das ungefilterte Helle (Union Nefiltrirano) mit 4,9% ist ein leicht süßliches, nur schwach gehopftes und durchaus süffiges Bier – eine schöne Erfrischung an einem heißen Sommertag. Auch das alkoholfreie Bier (Union Brezalkoholno) schmeckt ein wenig süßlich, allerdings mit einem Hauch von Getreide im Aroma. Beide Biere sind somit solide gebraut, aber absolut unauffällig und in keiner Weise bemerkens- oder erinnernswert.

Ein wenig besser das Bok, ein Bockbier mit 7,0% Alkohol. Dunkelbraun und kräftig trüb wird es in einem Kelch serviert, in dem die Aromen besser zur Geltung kommen sollen. Leichte schokoladige Noten, ein wenig herber Kakao in der Nase. Im Mund dann malzig, aber mit einer nicht allzu hohen Restsüße, so dass es durchaus noch trinkbar bleibt. Jedoch bleibt das Bier ein wenig eindimensional, lässt ein komplexes Aromenspiel vermissen, wie es bei einem siebenprozentigen Bier doch problemlos möglich gewesen wäre. Es bleibt daher eine gewisse Unzufriedenheit mit einem Bier, das nicht schlecht ist, aber weit hinter seinen Möglichkeiten bleibt.

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Bilder der Brauerei leider nur von außen

Wir blicken auf die Uhr. Es ist schon nach fünf Uhr nachmittags, und auf der Werbetafel ist für 18:00 Uhr eine Führung durch das Brauereimuseum Union Experience mit anschließendem Rundgang durch die Brauerei angekündigt. Na, das passt doch prima – da reicht die Zeit noch für ein weiteres Bier, bevor es dann zum Rundgang geht.

Nur gut, dass wir die Zeit für dieses letzte Bier gefunden haben. Triglav heißt es, benannt nach dem Gebirgsgipfel im Nordwesten des Landes, im gleichnamigen Triglav-Nationalpark. 9,0% Alkohol sind eine schneidige Ansage bei der derzeitigen Sommerhitze, aber wir teilen uns das Glas. Schöne und komplexe Esternoten umschmeicheln unsere Nasen, der erste Schluck ist süßlich, und dann macht sich auf der Zunge eine milde alkoholische Wärme breit. Man spürt ihn deutlich, den Alkoholgehalt, aber er dominiert nicht, weist keine Schärfe auf, sondern macht sich lediglich durch die im Winter sicherlich angenehme Wärme bemerkbar. Ein schönes Verkostungsbier; serviert in einem bauchigen Pilsglas, einem Weinglas nicht unähnlich, das eine bewusste Verkostung und den langsamen Genuss fördert. Sehr schön!

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Treffpunkt zum Rundgang in der Pivnica

Mittlerweile ist es achtzehn Uhr, und eine junge Dame, Monika, empfängt unsere kleine Gruppe. Ein paar Slowenen, eine Familie aus Italien, und ich. Wir stellen rasch fest, dass wir keine gemeinsame Sprache für den Rundgang finden. Die Italiener können kein Englisch, der Deutsche kein Slowenisch, die Slowenen weder Deutsch noch Italienisch… Monika gibt sich Mühe, erläutert in Englisch und Slowenisch und sucht auch ein paar Brocken Italienisch zusammen. Zunächst geleitet sie uns in einen kleinen Kinosaal, in dem uns auf Englisch (aber mit italienischen Untertiteln) die Geschichte der Brauerei nahegebracht wird. Dabei darf natürlich die Legende von dem Drachenbaby nicht fehlen, das angeblich von den Gründern der Brauerei vor dem Ertrinken gerettet worden war und diesen zum Dank dann den Weg zu einer Quelle ganz besonders reinen Wassers gewiesen hat – hier, unter der Union Pivovarna, soll sich diese Quelle befinden und noch heute für den Geschmack des Biers verantwortlich sein.

Der mit Holzschnittgrafiken komponierte Clip ist ganz nett, aber uns interessiert dann doch mehr das Museum. Monika führt uns geduldig durch die Exponate. Brauereiutensilien und technische Geräte aus allen Jahrzehnten der Union-Geschichte. Flaschenabfüller, Fassreinigungswannen, uralte Kühlschränke, die noch mit Eisblöcken gekühlt wurden. Dazu eine Sammlung von Gläsern, viele Werbeartikel und sonstige Dinge. Ein buntes Sammelsurium, aber durchaus sehenswert, sieht man doch insbesondere an den Werbeartikeln, wie sich Laibach und seine Brauerei mal eher in Richtung Österreich, dann wieder in Richtung Balkan und Jugoslawien orientierten.

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ein teils buntes Sammelsurium alter Gerätschaften

Zwischendurch können wir das eine oder andere Bier der Union Pivovarna verkosten.

Nach dem Rundgang durch das Museum kommt nun das Brauhaus. Leider spricht Monika ein absolutes Fotografierverbot aus und setzt es auch durch. Kann ich dies aus Betriebs- und Einbruchssicherheitsgründen an der einen oder anderen Stelle verstehen, so bleibt es aber im Sudhaus unverständlich. Industriegeheimnisse können an diesen alten und soliden Geräten sicherlich nicht ausspioniert werden. Und auch die Sorge, das Alter der Geräte könne peinlich sein, ist eigentlich unbegründet. Da habe ich schon ganz andere Dramen gesehen. Nein, eigentlich wäre es sehr interessant gewesen, die alten und sehr unkonventionell zusammengebauten Kessel, Pfannen und Bottiche einmal zu fotografieren, sind sie doch Zeitzeugen der Geschichte und dokumentieren, wie Jugoslawien seinerzeit von der Technikentwicklung Westeuropas abgeschnitten war und daher eigene Konstruktionen entworfen hat.

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so alt wie dieser Leiterwagen war das Sudhaus dann auch wieder nicht…

Der Rundgang endet mit einer letzten Verkostung – wir bekommen ein kleines Probierglas mit einem India Pale Ale. Für diese Brauerei ein revolutionäres Bier, und auch wenn es kein Ah! oder Oh! Bier ist, so überzeugt es doch mit solider Braukunst.

Abgesehen vom übermäßig strengen Fotografierverbot und der Tatsache, dass wir uns auf Heineken-Territorium bewegt haben, ein schöner Rundgang und eine nette Führung – nicht zuletzt dank unserer freundlichen und sehr um uns bemühten Führerin Monika.

Ein nettes Dreierpaket: Bierausschank mit Biergarten, Biermuseum und Bierbrauerei. Zwar Industriebrauerei, aber dennoch: Man bemüht sich um seine Gäste und Besucher.

Die Union Pivnica ist täglich von 11:00 Uhr bis mindestens Mitternacht durchgehend geöffnet; sonntags ist Ruhetag. Touren durch das Museum Union Experience mit anschließendem Rundgang durch die Brauerei Union Pivovarna werden werktags um 12:00, 14:00, 16:00 und 18:00 Uhr angeboten; sonnabends entfällt die Tour um 12:00 Uhr. Zu erreichen ist das Brauereigelände vom Hauptbahnhof zu Fuß in etwa zehn Minuten – zwar grenzt es direkt an die Bahngeleise, aber der Eingang ist am entgegengesetzten Ende.

Bilder

Union Pivnica
Union Experience
Union Pivovarna
Pivovarniška ulica 2
1000 Ljubljana
Slowenien

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