Es war ein wunderschöner Herbsttag, der 20. Oktober 2006. Vielleicht sollte es der letzte Tag bleiben, an dem die Sonne von einem wolkenlosen Himmel strahlte, und so setzten wir uns auf die Terrasse vor das Schwetzinger Brauhaus zum Ritter, verzichteten auf den Anblick der blitzblank polierten Kupferkessel, auf das Ambiente der dichten Hopfenranken im Schankraum und auf die gemütliche Atmosphäre im Innern der Brauerei.
Wir genossen das wunderbar würzige Helle und das fruchtig-aromatische Weizen in der Mittagssonne, lasen in der Speisekarte, die hier als Brauhaus-Zeitung daherkommt und wesentlich mehr Informationen bietet als nur das Speisen- und Getränkeangebot, und erfreuten uns an der imposanten Fassade des Schwetzinger Schlosses nur wenige Meter entfernt.
Ein herrliches Plätzchen für eine Brauerei – und ein guter Entschluss der Betreiber, hier, auf historischem Grund, erneut Bier zu brauen. Wenn auch die Produktauswahl nur die klassischen Sorten Hell, Dunkel, Weizen und Pils bietet und der Mut zu Experimenten fehlt, sind die Biere doch durchweg handwerklich hervorragend gebraut.
Nachtrag 26. August 2015: Neun Jahre später, aber das gleiche Wetter. Und wieder zieht es mich auf die Terrasse, statt im Schankraum zu sitzen. Und ich sinniere in der Sonne, ob sich, wenn schon nicht das Wetter, vielleicht andere Dinge geändert haben mögen.
Die Speisekarte hat nicht mehr die Form einer Zeitung, sondern ist einfach nur das, nämlich eine Speisekarte. Zwar schon noch mit ein paar einleitenden Erläuterungen zum Brauhaus und seiner Geschichte, aber ansonsten auf die Speisen und Getränke fokussiert.
Das Bier, der Helle Ritter, ist unverändert bernsteinfarben, und nicht hell, aber deutlich trüber als vor neun Jahren. Ob der Umsatz im Sommer so viel höher ist, dass die Hefe im Lagertank gar keine Zeit hat, sich abzusetzen, oder ob man die Rezeptur geändert hat – ich weiß es nicht. Geschmacklich gibt es jedenfalls nach wie vor weder etwas auszusetzen, noch in den Himmel zu loben. Grundsolides, aber nicht sehr originelles Brauhaus-Bier.
Drinnen, im Schankraum, den ich heute wenigstens einmal etwas näher in Augenschein genommen habe, herrscht dicke Luft. Dampfschwaden kommen aus den Kesseln des Wachsmann-Sudwerks, es wird gerade gebraut. Zusammen mit den Außentemperaturen von rund 30° erzeugt das Arbeitsbedingungen für den Brauer, die mich nicht neidisch machen… Aber der Duft, der wunderbare Geruch nach Maische und nach kochender Würze, der ist trotzdem herrlich. Feuchte, fast schon tropische Hitze hin oder her.
Seit seiner Eröffnung im Sommer 1998 erfreut sich das Schwetzinger Brauhaus zum Ritter unverändert großer Beliebtheit – so, wie wahrscheinlich 160 Jahre vorher sein Vorgänger, die Hausbrauerei und Gastwirtschaft „Zum Ritter“, im Jahr 1831.
Das Schwetzinger Brauhaus zum Ritter hat täglich ab 11:30 Uhr durchgehend bis in den späten Abend geöffnet. Es liegt direkt gegenüber des Schwetzinger Schlosses, und ist somit problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Eine Bushaltestelle befindet sich direkt vor der Terrasse. Kommt man mit dem Auto, gibt es in unmittelbarer Nähe nur gebührenpflichtige Kurzzeitparkplätze.
Schwetzinger Brauhaus zum Ritter GmbH & Co. KG
Schlossplatz 1
68 723 Schwetzingen
Baden Württemberg
Deutschland
Hinterlasse jetzt einen Kommentar