Brauhaus Bevog GmbH
Bad Radkersburg
AUT

Bevog. Ein Kunstwort, und als in der Bierszene das erste Mal von Bevog die Rede war, runzelten alle die Stirn. Bevog? Was sollte das sein? Ein geheimnisvolles, ostasiatisches Gewürz? Ein Getreide aus Ostafrika? Oder eine Art Süßkartoffel aus Argentinien? Alles falsch.

Bevog war eine slowenisch-österreichische Brauerei – das sprach sich dann sehr schnell rum. Brauhaus Bevog GmbH. Im steirischen Bad Radkersburg, direkt an der Grenze zu Slowenien. Von Wien oder den anderen großen Städten Österreichs aus am Ende der Welt.

Die Geschichte, warum der Slowene Vasja Golar seine Brauerei dort errichtet hat, ist mittlerweile schon oft erzählt worden. Die Behörden in der Schwesterstadt auf slowenischer Seite, in Gornja Radgona, hatten gefühlt tausend Bedenken, als es um die neue Brauerei ging. Papiere hier, Dokumente da, und vor allem: Wartezeiten, bis irgendwo im fernen Ljubljana ein Beschluss gefällt, eine Unterschrift geleistet oder ein Dienstsiegel gestempelt wurde. Zu lange Wartezeiten für Vasja, und so ging er kurzerhand ein paar hundert Meter über die Grenze, nach Österreich. Und ausgerechnet hier, in dem Land, dass stolz darauf ist, dass zwar die Deutschen die Bürokratie erfunden hätten, die Österreicher es aber gewesen seien, die sie perfektioniert hätten, ging es dann recht rasch. Auch viele Papiere, aber ohne große Wartezeiten, stattdessen mit konstruktivem Rat der örtlichen Verwaltung.

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Blick ins Brauhaus

2013 war es dann soweit, das Brauhaus Bevog GmbH ging an den Start. Auf volles Risiko – Vasja hatte alles auf eine Karte gesetzt.

In der Bierszene weiß man, wie es weiter ging. Der Start war erfolgreich. Erfolgreicher vermutlich, als selbst Vasja es sich erträumt hatte. Die Biere mit den ulkigen Fantasienamen wie Deetz oder Ond verkauften sich wie warme Semmeln und eroberten nicht nur spelunkige Ecken in irgendwelchen Hipsterbars, sondern auch die Verkaufsregale in den Super- und Getränkemärkten. Vasja und sein Brauhaus Bevog sind ein Aushängeschild der Bewegung, ein Musterbeispiel, wie es laufen kann.

Trotz seines Erfolgs ist Vasja freundlich und bescheiden geblieben und erfreut sich im Kreise der Craft-Brauer großer Beliebtheit. Ohne die wäre er auch gar nicht in der Lage ein so tolles Bierfestival wie das The Who Cares for Beer Festival zu organisieren, auf dem wir uns gerade befinden. Um uns herum im Zirkuszelt tobt der Bär. Lifemusik von der Bühne, zwei Dutzend Brauereien mit rund 100 Bieren an der langen Theke, viele hundert Besucher, die schon seit ein paar Stunden fleißig versuchen, von den hundert Sorten möglichst viele zu verkosten. Ein Wahnsinnstrubel. Mittendrin Vasja Golar. Leicht verkatert vom Vorglühen mit den befreundeten Brauern am Vorabend, mit einem selbst im dunklen Zelt leuchtenden Sonnenbrand, umlagert von seinen Helfern und Mitarbeitern, die ständig mit neuen Problemchen und Fragen kommen. Aber er bleibt die Ruhe selbst. So ruhig, dass wir uns die unverschämte Frage erlauben, ob es denn nicht trotz des Trubels möglich sei, einmal einen kurzen Blick in die Brauerei zu werfen.

Wir erwarten einen abgrundtief verachtenden Blick. Wie, ausgerechnet jetzt? Am einzigen Tag des Jahres, wo nicht eine Minute Zeitreserve vorhanden ist? Doch Vasja bleibt cool. „Wir treffen uns in einer Viertelstunde“, sagt er und verschwindet im Gedränge.

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ein kleiner Vorgeschmack auf die Biere, die hier entstehen

Fünfzehn Minuten später gehen wir ins Brauhaus. Vasja hat tatsächlich ein kleines Zeitfenster geöffnet. „Maximum twenty minutes“, warnt er uns noch, und los geht’s.

Wir sehen uns das 15-hl-Sudwerk von Kaspar Schulz an, und Vasja erzählt von den Kapazitäten der Brauerei. Die Produktion sei ruckzuck durch die Decke gegangen. 2013 hätte der Betrieb begonnen, schon 2016 eine große Halle angebaut worden. Die jetzt noch für Doppelsude ausgelegten Lagertanks von 30 hl seien durch 90-hl-Tanks ergänzt und teilweise ersetzt worden; für ein paar weitere Tanks sei noch Platz. Dann müsse es aber erstmal reichen. Die Menge sei nicht alles.

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auf der Kommandobrücke des Sudhauses

Während wir durch die Halle laufen und Vasja uns das Malzlager und den Gärkeller zeigt, fährt er fort. In erster Linie ginge es ihm um Qualität. Expansion ginge nur, wenn dabei die Qualität nicht leidet. Und für die Qualität sei er auch bereit, Opfer zu bringen.

„Opfer?“, frage ich? „Ja“, fährt er fort. Opfer habe er schon in zweierlei Hinsicht gebracht.

Zum einen habe er zwecks besserer Haltbarkeit und besseren Schutzes für das fertige Bier mittlerweile auf Dosenabfüllung umgestellt. Wenn man von der Problematik der Bauxit-Gewinnung absähe, sei die Aluminiumdose umweltfreundlich, weil komplett recyclebar, und gleichzeitig würde sie das Bier besser schützen als eine Flasche. Sie sei wie ein kleines Fass. Aber es gebe noch zu viele Biertrinker, die Dosenbier mit geringer Qualität assoziieren, und so habe Bevog nach Einführung der Dosen einen deutlichen Umsatzrückgang gespürt. Der ist mittlerweile zwar mehr als kompensiert, aber ein Opfer sei es schon gewesen.

Und zum anderen sei in der Vergangenheit auch schon mal das eine oder andere geplante Bier nicht im Verkauf, sondern in der Kanalisation gelandet. Wenn die Qualität nicht stimmt, wird es nicht verkauft. Besonders schmerzen würde das bei fassgereiften Bieren, die schon mehrere Monate im Holzfass hinter sich hätten. Da fiele es besonders schwer, das Bier wegzuschütten, wenn es einen Stich habe oder sonst die Erwartungen nicht erfüllen würde. Angesichts der vielen Arbeitsstunden, die dann schon darin stecken würden, sei das schmerzhaft. Aber nicht so schmerzhaft wie die Vorstellung, die eigenen Kunden mit einem Bier zu enttäuschen, das den hohen Qualitätsstandards nicht genügt, die Vasja sich und seinen Mitarbeitern auferlegt.

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Fassreifung unter ständiger Qualitätskontrolle

Wir sind mittlerweile durch den Lagerkeller hindurchgegangen und schauen uns nun noch die Dosenabfüllung an. Die Abfüllung ist in zwei Hallenbereiche aufgeteilt, einen weißen und einen schwarzen. Der weiße, saubere, ist dort, wo das Bier noch mit Luft in Berührung kommen könnte, der schwarze dort, wo das Bier bereits abgefüllt ist und nur noch etikettiert, sortiert und verpackt werden muss.

Vasja ist sichtlich stolz auf seine Brauerei, und aus den allerhöchstens zwanzig Minuten ist mittlerweile schon eine Dreiviertelstunde geworden. Draußen tobt das Bierfestival, hier drinnen ist Vasja die Ruhe selbst. Wir gehen noch durch das Malzlager, wo auch die Holzfässer stehen, in denen die Spezialbiere reifen, und während wir langsam in Richtung Ausgang schlendern, arbeitet es in Vasja. „Es gibt große Nachfrage aus Übersee“, erzählt er uns nachdenklich. „Aber so viel kann ich derzeit gar nicht produzieren, um die zu decken. Mich lastet der europäische Markt schon völlig aus.“ Er könne zwar noch erweitern, erzählt er, schließlich böten die Maisfelder rundherum noch genügend Platz für zusätzliche Hallen, aber die Qualität müsse stimmen. Zuerst käme die Bierqualität, dann die Bierqualität, und wenn dann noch Zeit bliebe, käme noch einmal die Bierqualität.

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Noch einmal vergrößern? Die Frage bleibt offen.

Er macht sich die Entscheidung nicht leicht, und wir sind neugierig, werden in den nächsten Monaten oder wenigen Jahren die Sache aufmerksam verfolgen. Expandiert Vasja noch mal, oder konsolidiert er zunächst? Er kratzt sich grübelnd am Kinn.

Wir sind am Tor der Brauerei angekommen. Die Grübelei ist vorbei: „Jetzt wird erstmal weiter gefeiert! Viel Spaß noch auf dem Fest.“ Wir stürzen uns wieder in den Trubel, begeistert von einer schnieken Brauerei und einem hochmotivierten Brauer, der sich mitten in diesem Trubel so viel Zeit für uns genommen hat. Darauf jetzt erstmal ein Bevog-Bier, bevor dann weiter kreuz und quer verkostet wird…

Das Brauhaus Bevog GmbH ist montags bis freitags von 08:00 bis 18:00 Uhr, sonnabends von 10:00 bis 18:00 Uhr für den Rampenverkauf geöffnet. Man kann die Brauerei sogar mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen – die S51 fährt bis ans Ende der Welt in Bad Radkersburg. Endstation. Allerdings muss man dann noch eine gute Viertelstunde bis ins Gewerbegebiet laufen.

Bilder

Brauhaus Bevog GmbH
Gewerbepark B 9
8490 Bad Radkersburg
Österreich

1 Kommentar

  1. Lieber Frau Michaela,
    Ich habe heute Ihren Brief mit den schönen Etiketten erhalten, diese sind eine willkommene Bereicherung für meine Sammlung. (Dzt. etwa 218.000 Stück weltweit..
    Ich möchte mich nochmals bei Ihnen bedanken, für Ihre Engagement und Habe sehr viel Freude Dami; könnte euch alle auf der Stelle umarment
    Nochmals vielen Dank, und alles gute für die Zukunft, und viel Erfolg im Beruf.
    Ich wünsche Ihnen alles, alles gute in dieser schwierigen Zeit passt auf euch auf !
    liebe Grüsse aus Wels

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