Valtice, ein winziges Örtchen in Südmähren, direkt an der Grenze zu Österreich. Und zu Österreich hat dieser kleine Ort früher auch einmal gehört. Rundherum liebliche Hügel, kleine Weinberge, Obstgärten. Kleinbürgerliches Idyll, das zunehmend mehr Touristen anlockt.
Aber was ist mit den Gästen, die weder Obstbrand noch Wein mögen, sondern lieber Lust auf ein frisches Bier und etwas Deftiges zu Essen haben?
Seit Frühjahr 2018 gibt es auch für diese Gäste eine gute Anlaufstelle, mitten im Ort und nur wenige Schritte vom Schloss entfernt. Im Mai hat Petr Sekanina hier die Pivovar Feldsberg Valtice eröffnet, ein kleines, rustikales Restaurant mit einer eigenen Brauerei.
Hochsommer ist’s, als wir hier in Valtice ankommen, und die kleine Terrasse liegt in der prallen Sonne. Trotz der Gluthitze drängen sich ein paar unverdrossene Fahrradfahrer unter den Sonnenschirmen zusammen, trinken das hier vor Ort gebraute Bier, und schon nach wenigen Minuten ist gar nicht mehr so offensichtlich, woher ihrer roten, schweißnassen Köpfe kommen. Ist es die Anstrengung der Fahrt hierher? Die Sonnenhitze? Oder ist es nicht doch schon die Wirkung des Alkohols, denn so, wie es auf den Tischen aussieht, die über und über mit leeren Gläsern bedeckt sind, ist es nicht das erste Glas, was sie leeren…
Wir bevorzugen es heute, drinnen zu sitzen. Angenehm kühl ist es hier, und nur wenige Gäste verlieren sich im großen Schankraum. Hinten, am Ende des Raumes, sehen wir das kleine Sudwerk, auf einem Podest, hinter einem kleinen Ziegelmäuerchen. Kein poliertes Kupfer, sondern eine stählerne Konstruktion, die aber trotzdem durchaus schmuck aussieht. Liebevoll sind ein paar Deko-Artikel rund um die Braukessel verteilt und setzen ein paar nette und gemütliche Akzente.
Wir sind neugierig, wie das Bier aus dieser gerade vor wenigen Wochen erst in Betrieb genommenen Brauerei schmeckt, und beginnen mit dem Zámecká 12°, einem klassischen tschechischen Lager. Ein leider etwas zu kräftiger Diacetyl-Geruch begleitet das Bier. Ein Hauch gehört zu einem echten tschechischen Bier zwar dazu, aber dies ist vielleicht ein wenig viel. Hat man sich an diesen Duft aber erstmal gewöhnt, ist das Bier aber frisch, süffig und nur leicht herb. Ein schöner Durstlöscher, und vermutlich haben die Radler draußen genau dieses Bier in ihren Krügen.
Das zweite Bier kommt, ein Dunkles, das Černé 12°, also ebenfalls ein zwölfgrädiges Bier. Leicht röstig ist es, hat ebenfalls eine leichte Diacetylnote, wenn auch nicht so intensiv wie das Zámecká, und entpuppt sich ebenfalls als sehr süffig. Schön, wenn es dem tschechischen Stil entsprechend etwas mehr Restsüße aufweisen würde, aber es ist auch so durchaus in Ordnung.
Begleitet wird das Bier von einem gewaltigen Kotelett. Eine würzige Panade, deftiges, gebratenes Fleisch, dazu eine ordentliche Portion Bratkartoffeln. Gesund ist das vermutlich nicht, aber das interessiert hier in Südmähren niemanden. Schmecken muss es, und das tut’s!
Ein letztes Bier gönnen wir uns noch, ein helles Zehner, das Valtická 10°. Ein bisschen dünner nur als das Zámecká, aber eigentlich genauso süffig. Serviert wird es in einem schlanken Krug, eigentlich ganz untypisch für die Region, in der sonst die kugeligen Augenkrüge dominieren. Ein schöner Abschluss für ein einfaches, aber schmackhaftes Mahl.
Abschluss? Ach, nein, als wir sehen, wie am Nachbartisch die Süßspeisen aufgefahren werden, können wir nicht widerstehen – auch wir bestellen uns noch etwas völlig Unvernünftiges. Man merkt die Nähe zu Österreich, zu Wien: Mehlspeisen, dazu Vanilleeis, ein kräftiger Schlag Sahne, dann noch flüssige Schokolade, Kakao, Mandeln, … Traumhaft, aber eigentlich viel zu viel. Mühsam kugeln wir uns aus dem Restaurant heraus. Mit dem Verdauen werden wir mindestens bis morgen früh beschäftigt sein…
Viel zu viel? Auf der Rechnung merken wir nichts davon. Hier, am Rande der Republik, sind die Preise paradiesisch niedrig, und läge Valtice nicht so abgelegen, könnte man hier durchaus mal wieder herkommen.
Die mit einem Aufwand von über 20 Millionen tschechischen Kronen vor wenigen Wochen erst fertiggestellte Gasthausbrauerei Pivovar Feldsberg Valtice, in der man auch übernachten kann, ist täglich von 11:00 bis 22:00 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Obwohl Valtice recht abgelegen ist, kann man mit der Bahn anreisen (Linie S8); der Bahnhof liegt am Nordrand des Orts, etwa eine Viertelstunde zu Fuß von der Brauerei entfernt.
Pivovar Feldsberg Valtice
Zámecká 230
691 42 Valtice
Tschechien
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