Höxter. Ein kleines Städtchen an der Weser mit ein paar wunderschönen Fachwerkhäuschen. Idyllisch? Ja, vielleicht schon. Aber wenn an einem herrlich warmen Herbstabend Anfang Oktober, an einem Freitag, wo die Menschen am nächsten Tag ausschlafen könnten, bereits um 20:00 Uhr kaum noch jemand auf der Straße ist, niemand durch die schöne Fußgängerzone bummelt, dann komme ich ins Nachdenken. Um so mehr, als ich wenige Minuten vorher schon festgestellt habe, dass mich Onkel Google hier auch im Stich lässt. Gutes Bier in Höxter? Die Suchergebnisse kann man an weniger als einem Finger abzählen…
Unverdrossen laufe ich die Fußgängerzone entlang und studiere die Bierwerbung an den Lokalen in der Innenstadt. KöPi, Warsteiner, Frankenheim. Letzteres ja eigentlich auch Warsteiner. Lokales Bier? Offensichtlich Fehlanzeige. Warburger Brauerei oder Schlossbrauerei Rheder, beides ja nicht so weit weg, gibt es offensichtlich nicht im Angebot. Meierhof? Ja, eine Reklame sehe ich, an einem Imbiss. Aber erstens möchte ich mich lieber gemütlich hinsetzen, und zweitens braut der Meierhof seit rund drei Jahren auch nicht mehr selber, sondern lässt seine Biere in der Rhön bei der Rother Brauerei produzieren.
Bier-Wüstenei Höxter?
Offensichtlich ja.
Einziger Lichtblick, wenn es denn aus Sicht des Bierliebhabers ein Lichtblick ist, und nicht nur ein fahles Flackern, ist das Wirtshaus Paulaner zum Landsknecht. Paulaner gehört zwar gemeinsam mit Hacker-Pschorr auch zur Hälfte zur Schörghuber-Gruppe, zur anderen Hälfte zu Heineken, aber wenigstens gibt es in deren Portfolio ein paar Biere mit kräftigem, ausdrucksvollem Geschmack.
Mit dem Schritt über die Türschwelle sind die vielen Kilometer nach Höxter in Sekunden zurückgefahren, im Nu bin ich gefühlt wieder in Bayern, wo die Reise heute Morgen begonnen hat. Urige Wirtshausatmosphäre, rustikal, nicht ungemütlich.
Die außerordentlich aufmerksamen und freundlichen Bedienungen bringen mir in Windeseile das erste Bier – das Paulaner Wiesn Bier. In München tobt noch das Oktoberfest, hier in Höxter gibt es eines der sechs Oktoberfestbiere ebenfalls frisch vom Fass. Goldgelb leuchtend steht es im Glas und lädt zum großen Durst ein. Doch die Enttäuschung ist groß. Zu aufdringlich, zu malzig-süßlich, zu rasch sättigend, zu wenig erfrischend kommt das Bier daher. Da gibt es bessere Oktoberfestbiere, und angesichts der Geschwindigkeit, mit der ich mich nach wenigen Schlucken schon saturiert fühle, habe ich großen Respekt von denen, die von diesem Bier mehrere Maß hintereinander weglenzen können.
Nein, nicht mein Fall.
Alternativ bietet mir die Wirtin das Anno 1417 an, das Kellerbier von Hacker-Pschorr. Und das mundet mir dann doch eher. Vollmundig, würzig und überraschend aromatisch. Zwar auch sehr gehaltvoll, aber bei weitem nicht so sättigend und ermüdend wie das Paulaner Wiesn Bier. Nichts wirklich Originelles, aber wenigstens ein Bier, von dem ich auch gerne noch ein zweites trinke.
Das deftige Essen – typisch bayerische Küche, von Leberkäs über Brezn bis zur Schweinshaxe – passt ins Konzept, und auch wenn es also mit der Region aber so was von überhaupt nichts zu tun hat, so scheint das Wirtshaus Paulaner zum Landsknecht doch die erste Bieradresse in Höxter zu sein.
Falls nicht, so lasse ich mich gerne belehren.
Bayerisches Bier, also. Wenn man schon mal hier ist…
Das Paulaner zum Landsknecht ist von Oktober bis Mai täglich ab 17:00 Uhr, sonnabends und sonn- und feiertags bereits ab 11:30 Uhr durchgehend geöffnet; von Juni bis September immer schon ab 11:30 Uhr. Montags ist allerdings ganzjährig Ruhetag. Zu erreichen ist es in zwei, drei Minuten zu Fuß vom Bahnhof Rathaus Höxter, der immerhin noch von der Regionalbahn RB84 angefahren wird.
Paulaner zum Landsknecht
Stummrigestraße 17
37 671 Höxter
Nordrhein-Westfalen
Deutschland
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