Frisches Bier
München
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Frisches Bier. Na bitte, geht doch! Ein simpler Name, der aber schon alles sagt. Hier gibt’s frisches Bier.

In Vietnam hieße das Bia Hơi – dort gibt es Bars mit diesem Namen an jeder Straßenecke. Wir sind aber in München, und hier ist diese Bezeichnung einzigartig. Im Schlachthofviertel in der Thalkirchner Straße findet sich die kleine Bierbar, die diesen Namen trägt. Im Frühjahr 2018 erst wurde sie eröffnet, aber mittlerweile hat sie schon einen guten Ruf. Höchste Zeit also, hier einmal einzukehren.

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vom Bus aus sieht man die Bar sofort

Der Bus bringt mich fast direkt vor die Haustür; ich steige aus und sehe bereits das schlichte, schwarzweiße Schild. Ein überschäumendes Bierglas, darunter der Schriftzug „frisches Bier“. So simpel.

Ähnlich simpel der Hinweis für die Besucher, die die Bar betreten wollen: „SAU Feste Ziehen“ Ein kleiner Schmierzettel klebt über dem Griff und warnt, dass die Tür wohl ein bisschen klemmt. Na gut, ich nehme meine Kräfte zusammen und reiße die Tür auf, nur um fast hinterrücks umzufallen. So schwer, wie der Zettel suggeriert, geht es nun auch nicht, stelle ich fest, als die Tür gegen den Türstopper knallt.

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man sollte nicht alles glauben, was man liest

Wenigstens haben es jetzt alle gemerkt, dass ich die Bar betreten habe: Ein halbes Dutzend Augenpaare mustert mich grinsend.

Ich suche mir einen Platz an der Theke und sehe mich erstmal um. Die Wände sind in Altgold gestrichen, ein paar Holzpaneele in blau, die Garderobe und Fensterrahmen sind dunkles Holz natur. Eine ungewöhnliche Farbkombination, aber nicht ungemütlich. In einem Bilderrahmen leuchtet dunkelrot und schwülstig eine stilisierte Hopfendolde mit dem Schriftzug Tilmans Biere und macht klar, wer hier Hausherr ist. Tilman Ludwig hat diese Bar eröffnet, und rund ein Drittel der vierzehn Zapfhähne sind mit Bieren seiner Marke bestückt: Tilmans Biere. Die anderen bieten einen interessanten Streifzug durch die Bierszene Deutschlands plus das eine oder andere ausländische Bier.

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angenehme Atmosphäre und warme Farben

Die schwarze Tafel bietet alle Informationen, die man braucht. Brauerei, Biername, Bierstil, Alkoholgehalt, Preis und Herkunft. Wobei letztere nur durch ein Kürzel angedeutet wird und gelegentlich Raum für Interpretation lässt. BY beispielsweise steht im Internet für Weißrussland, gemeint ist aber Bayern. Und warum hinter Mashsee ein B prangt, wird mir auch nicht ganz klar – meines Wissens residiert Kolja Gigla mit seiner Mashsee-Brauerei immer noch in Hannover und nicht in Berlin. Am Maschsee, nämlich.

Aber egal, jetzt wird es Zeit für mich, eine Entscheidung zu treffen – der junge Barmann hinter der Theke fixiert mich schon eine ganze Weile und wartet geduldig auf meine Bestellung. Ich beginne mal mit etwas Leichterem und bestelle mir das Wildhopfen von Isarkindl. 5,1% Alkohol, ein interessantes, leicht herbes, kräuteriges Aroma und ein Geschmack, der in seiner rauen Unausgewogenheit durchaus interessant ist. Ein etwas anderes Bier. Wird vermutlich nicht jedem schmecken, ist aber mal eine gute Erfahrung.

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auch andere haben diese Bar schon entdeckt

Links an der Theke entdecke ich einen Stapel Bücher, fische mir ein kleines Bändchen über die besten Craft-Bier-Bars in Deutschland heraus und fange an, zu blättern. Sehr alt kann das Bändchen noch nicht sein – das Frisches Bier ist immerhin schon verzeichnet und wird in höchsten Tönen gelobt. „Die Auswahl an den 14 Zapfhähnen wird (…) über eine Kreidetafel beworben. Die lässt sich in Sekundenschnelle wisch-und-weg auf den neuesten Stand bringen“, lese ich, und als hätte es eines Beweises dieser Feststellung bedurft, geht der Barmann um die Theke, schnappt sich einen Schwamm und ein Stück Kreide und bringt die Belegung von Hahn Nummer 13 auf den neuesten Stand. Prima. Zeitliche Koinzidenz. Passt!

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Koinzidenz

Ich bestelle mein zweites Bier, Das Helle von Tilmans Biere. Gewissermaßen das Hausbier. Gezapft von Hahn 1, und vermutlich ist dies eines der Biere, das nicht durchrotiert. Ein klassisches Münchner Hell, also nur mild gehopft und eher süßlich. Aber lange nicht so zuckrig, wie manche Interpretation dieses Stils, die es hier in der Stadt gibt, sondern schön aromatisch, durchaus mit spürbarem Hopfenaroma (wenn auch nur dezent und mit geringer Bittere) und sehr ausgewogen. Ebenfalls 5,1%. Ein Bier, von dem ich jetzt problemlos auch mehrere große Gläser trinken könnte. Ein Bier mit hoher Drinkability, also. Was sich definitiv besser anhört als nur zu sagen, es sei süffig.

Die Atmosphäre im Frisches Bier ist sehr angenehm. Es läuft rockige Musik, laut genug, dass man zuhören kann, aber nicht so laut, dass man schreien müsste, um sich zu unterhalten. Das Publikum ist gemischt, geht über die Altersgruppen hinweg. Einzelne Genießer sitzen an der Theke, aber es kommen immer wieder auch größere Gruppen. Wobei es letztere schwierig haben, denn groß ist die Bar nicht. Rasch passiert es, dass man zwischen den Tischen und der Bar stehen muss, und irgendwann ist es – besonders freitags und sonnabends – dann auch so voll, dass man sich nirgends mehr festhalten muss, weil man sowieso nicht mehr umfallen kann.

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so hell ist Das Helle eigentlich gar nicht

Noch ist es aber nicht soweit, noch herrscht relative Ruhe. Ein letztes Bier gönne ich mir noch und bestelle mir den Kulturator, den Bock von Tilmans Biere. 7,0% Alkohol, eher süffig-süßlich, ziemlich weich und rund. Wenn man nicht aufpasst, hat man ruckzuck mehr davon getrunken, als es anzuraten ist. Gefährlich. Aber selbst, wenn: Man tränke dann immerhin für einen guten Zweck. Der Name Kulturator kommt nicht von ungefähr: Mit dem Erlös aus diesem Bier werden soziale Projekte aus der Umgebung gefördert. Trink und tue Gutes, also. Lobenswert!

Bier trinken macht hungrig, und so kann sich der Gast zum Bier ein paar leckere Gerichte bestellen. Lang ist die Liste nicht, aber sie wechselt genauso regelmäßig, wie die Biere auf der Kreidetafel, und so sind immer mal wieder interessante Überraschungen dabei. Von klassisch bayerisch (Fleisch und Semmelknödel) bis modern und Fusion (Octopus mit Quinoa oder Burger mit Taboule) – es wird nicht langweilig. Um auf dem Laufenden zu bleiben, empfiehlt es sich wohl, dem Instagram-Account der Bar zu folgen.

Frisches Bier. Sicherlich eine Bar, für die es sich lohnt, ein paar Stationen mit dem Bus zu fahren. Gerne wieder.

Die Bar Frisches Bier ist montags bis sonnabends ab 17:00 Uhr durchgehend geöffnet; sonntags ist Ruhetag. Zu erreichen ist sie am besten mit dem Bus, Linie 62, Haltestelle Zenettistraße. Wenn man aussteigt, sieht man die Bar direkt.

Bilder

Frisches Bier
Thalkirchner Straße 53
80 337 München
Bayern
Deutschland

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