Drei Bände aus der Bierzauberer-Serie waren von 2008 bis 2010 erschienen. Jedes Jahr eine neue Epoche der mitteleuropäischen Geschichte – zunächst das 13. Jahrhundert, dann das 15. und 16. Jahrhundert, und schließlich der Beginn des 17. Jahrhunderts, die grausame Zeit des Dreißigjährigen Kriegs. In allen drei Bänden vermochte es Günther Thömmes, spannend in Romanform gepackt, die Bierszene der jeweiligen Zeit zu erfassen, neue Entwicklungen im Brauwesen zu beschreiben, und viele kleine und größere Ereignisse in eine zusammenhängende Handlung zu verweben. Als Ergebnis liegen Romane vor, die auf historischen Tatsachen beruhen, aber fiktive Personen im jeweiligen Umfeld agieren lassen. Eine Mischung aus Unterhaltungsroman und Bildungsliteratur.
Sieben Jahre dauerte es dann, bis 2017 der vierte Band erschien: Das Duell der Bierzauberer.
Wir machen einen Zeitsprung zum Beginn des 19. Jahrhunderts nach München. Die dortige Brauerszene ist zersplittert und von harten Konkurrenzkämpfen geprägt. Die Stadt boomt, und jeder Brauer versucht, seine Schäfchen ins Trockene zu kriegen. Innovativ ist dabei allerdings keiner. Die gängigen Herstellungsverfahren sind bekannt, man gibt sich konservativ, und: Man ist gefangen in den Mühlen einer Bürokratie, die ihresgleichen sucht.
In dieser Zeit macht sich Gabriel Sedlmayr auf nach England, besucht London und die umliegenden Orte und lernt ein ganz anderes Umfeld kennen. Weniger Bürokratie, andere Produktionsverfahren, Bereitschaft zu großen Investitionen, auch wenn diese ein gewaltiges Risiko bedeuten.
Er ermutigt seinen Sohn, gemeinsam mit dem jungen Wiener Brauer Anton Dreher ähnliche Reisen zu machen. Dieser lernt neue Mälzereiverfahren kennen, stiehlt auf abenteuerliche Weise Proben der berühmten englischen Hefe und legt schließlich den Grundstein für den Siegeszug des Lagerbiers in München und Wien. Er trifft Jacob Christian Jacobsen in Kopenhagen, den Gründer der Carlsberg-Brauerei, und Joseph Groll, einen Brauer aus Vilshofen, der die kleine Stadt Plzeň in Böhmen zur Biermetropole machen sollte.
Die handelnden Personen sind echt, ihre Erlebnisse und die Details ihrer Abenteuer sind Fiktion. Eine flüssig zu lesende und lehrreiche Mischung.
Doch ganz am Ende bleibt ein Hauch von Unzufriedenheit. Liegt es daran, dass die beschriebene Epoche schon so nahe an unserer Neuzeit liegt, oder fehlt irgendwo das Tüpfelchen auf dem i, aber irgendwie schienen die ersten drei Bände noch spannender gewesen, noch fesselnder geschrieben zu sein. Trotzdem: Eine ausdrückliche Leseempfehlung!
Günther Thömmes
Das Duell der Bierzauberer
Gmeiner-Verlag GmbH
Meßkirch, 2017
ISBN 978-3-8392-2017-7
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