Brauwelt
Das Deutsche Bier

Das Deutsche Bier – Ein Wegweiser zu Brauereien, Geselligkeit, Tradition und Kultur – Reiseatlas mit über 500 Adressen – Biergärten, Biersorten und Spezialitäten, Bier vor Ort, Bierreisen, Craft Beer, Brauerei, Bierbuch
Das Deutsche Bier – Ein Wegweiser zu Brauereien, Geselligkeit, Tradition und Kultur – Reiseatlas mit über 500 Adressen – Biergärten, Biersorten und Spezialitäten

Was für ein langer Buchtitel: „Das Deutsche Bier – Ein Wegweiser zu Brauereien, Geselligkeit, Tradition und Kultur – Reiseatlas mit über 500 Adressen – Biergärten, Biersorten und Spezialitäten“

Über zwanzig Jahre ist dieses Buch mittlerweile alt, und damals wie heute fand ich es etwas merkwürdig und in Teilen leider auch billig gemacht.

„Das Deutsche Bier“, ein solcher Titel verspricht zunächst einmal ein Kompendium dessen, was die deutsche Bierszene ausmacht, wie eindimensional, spießig und dürftig sie seinerzeit auch gewesen sein mag. Neugierig öffne ich also das Buch. Die Seiten liegen dank der Spiralbindung flach auf dem Tisch auf – das macht sich für das Lesen gut, im Bücherregal hingegen sieht es billig aus. Und das angesichts eines Preises von immer 28,80 DM!

Die ersten zwölf Seiten scheinen auf den ersten Blick die Erwartungen zu erfüllen. Zwölf Seiten Fließtext, klein gedruckt, hier scheint sich viel Information zu finden. Zunächst, im allerersten Satz des Vorworts des Chefredakteurs Karl-Ullrich Heyse, wird aber erstmal lamentiert, und zwar über das Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 12. März 1987, das es ausländischen Brauereien erlaubt, in Deutschland Bier zu verkaufen, das nicht nach den Bestimmungen des sogenannten „Reinheitsgebots“ hergestellt ist.

Es schließen sich an ein paar Informationen zum Bierkonsum in Deutschland, zu den Rohstoffen, den Biersorten und dem Herstellungsprozess. Alles recht kurz und knapp, auf verhältnismäßig abstrakter Ebene und mit wenig wirklich neuen Informationen.

Ungewöhnlich dann der Schwerpunkt eines kurzen, zweiseitigen Kapitels zum Thema „Geschichte des Modegetränks Weizenbier“; eine durchaus interessante Abhandlung, die aber im Zusammenhang dieses Buches leider wie ein Fremdkörper wirkt. Von diesen Darstellungen hätte ich mir mehr gewünscht.

Die zwölf Seiten Fließtext-Teil des Buches werden abgeschlossen mit einer immerhin vier Seiten langen Diskussion der gesundheitlichen Aspekte des Bierkonsums: „Bier und Gesundheit – eine unendliche Geschichte“. Insgesamt sechzehn Argumente, dass maßvoller Biergenuss durchaus positiven Einfluss auf die Gesundheit haben kann, werden von Anton Piendl ausführlich vorgebracht. Das verwundert aus heutiger Sicht ein bisschen, denn angesichts eines Gerichtsurteils aus dem Jahr 2018, dass eine Brauerei ihr Bier nicht mehr mit dem Begriff „bekömmlich“ bewerben darf, scheint der von Piendl eingenommene Standpunkt mittlerweile leider nicht mehr opportun zu sein.

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eine recht vollständige Auflistung der deutschen Brauereien

Nach diesen lesenswerten zwölf Seiten folgt nun der Hauptteil des Buchs, eine wohl recht vollständige Auflistung der deutschen Brauereien. Zu jeder Brauerei werden Ort und Name der Brauerei in der Überschrift angegeben, dann folgen Adresse, Telefonnummer, Jahresausstoß, eine Liste der angebotenen Biere und, sofern vorhanden, die Öffnungszeiten des Brauereiausschanks. Ein paar Tipps zu Freizeitangeboten rund um die Brauerei sowie eine Anfahrtsbeschreibung (ausschließlich mit dem Auto, öffentliche Verkehrsmittel werden nicht erwähnt) schließen den jeweiligen Abschnitt ab.

Alphabetisch nach den Ortsnamen sortiert geht es so weiter, über insgesamt 145 Seiten hinweg. Viele Detailinformationen, aber die Sortierung nach Ortsnamen ist nicht unbedingt hilfreich, wenn man als Leser einen Ausflug planen möchte. Oder hat jemand schon einmal von Irchenrieth, Rehling oder Michelsneukirchen gehört und kann diese Orte sicher einer bestimmten Region zuordnen?

Teil II des Buchs, die Seitenzählung beginnt wieder von vorn, umfasst einen klassischen Straßenatlas. Sechzig Seiten im Maßstab 1:600 000, plus 45 Seiten Stadtpläne. Ganz nett, um die Brauereien zu finden – das Buch ist schließlich erschienen, als es noch keine elektronischen Navigationsgeräte gab. Aber: Warum sind denn die Brauereien in den Karten nicht markiert? Einfach nur einen Straßenatlas anzufügen (übrigens auch noch mit einem fast fünfzig Seiten langen, winzig klein gedruckten Ortsregister), ohne die Brauereien zu kennzeichnen, ist lustlos. Da hätte man das Buch gerne halb so dick (und halb so teuer) machen können, denn einen Straßenatlas vom ADAC, von Shell oder von der V.A.G. hatte seinerzeit doch sowieso jeder im Handschuhfach liegen!

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‘zig Seiten Straßenkarten ohne Bier- oder Brauereibezug

Ein kleiner Lichtblick dann die Deutschlandkarte, die sorgfältig gefaltet in einer Tasche der hinteren Umschlagseite steckt. Ganz Deutschland auf einem großen Blatt unbekannten Maßstabs, und hier – endlich! – finden sich brauereispezifische Markierungen, wenn auch immer noch oberflächlich und ohne nennenswerten Arbeitsaufwand gemacht. Alle Orte, in denen sich Brauereien befinden, sind farblich markiert. Orte mit einer Brauerei mit einem hellroten Punkt, Orte mit zwei oder drei Brauereien mit einem dunkelblauen Punkt und Orte mit vier und mehr Brauereien mit einem stilisierten Bierkrug. Na, immerhin. Wenn schon nicht die Brauereien eingetragen sind, dann wenigstens die Ortschaften.

So blättert man sich bei der Reisevorbereitung einen Wolf. Ich bin in der Region xy und möchte hier eine Brauerei besuchen. Ich schaue auf die Karte, identifiziere einen Ort, blättere dann im Buch ganz vorne nach der Ortschaft, suche die passende Brauerei und kann dann feststellen, ob sie überhaupt einen Ausschank hat oder Besichtigungen anbietet. Wenn nicht, dann fange ich von vorne an. Wie umständlich.

Aber: Seinerzeit gab es leider nicht viel Besseres. Immerhin enthält dieses Buch ein ziemlich umfangreiches Adressverzeichnis der deutschen Brauereien, und das ist schon viel für eine Zeit, in der es weder Google noch Navis, nein, noch nicht einmal ein schnell funktionierendes Internet gab – man machte mit den guten alten 14.4er Modems gerade die ersten, vorsichtigen Schritte.

Ein Buch also, um mit zwanzig Jahren Abstand amüsiert und zugleich nostalgisch berührt zu blättern. Und sich trotzdem über die teils oberflächliche und gedankenlose Machart zu ärgern.

Brauwelt
Das Deutsche Bier
Ein Wegweiser zu Brauereien, Geselligkeit, Tradition und Kultur
Reiseatlas mit über 500 Adressen
Biergärten, Biersorten und Spezialitäten
Hallwag AG
Bern, 1997
ISBN 3- 8283-0258-0

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