Mashsee Brauerei
Hannover
DEU

„Hej, Ihr seid bestimmt mit Kolja verabredet, oder?“ Irgendwo hinter den gefühlt tausend Pappkartons, die hier in der Halle meterhoch gestapelt stehen, redet jemand mit uns. Wir recken die Hälse, und dann sehen wir hinter ein paar Einweg-KEGs einen Kopf auftauchen. „Ich bin Søren, Kolja hatte mir schon gesagt, dass Ihr kommen werdet. Er ist gerade noch mal weg, kommt aber noch mal wieder!“

Wir stehen in der Halle 17 im Gewerbegebiet Am Eisenwerk, irgendwo in Döhren. Seit knapp drei Jahren residiert hier die Mashsee Brauerei, die Kolja Gigla und Alexander Herold 2013 ein paar Kilometer von hier in der Südstadt gegründet und zusammen mit dem Craft Beer Kontor Anfang 2014 eröffnet haben. Wenige Monate nach Gründung habe ich Kolja auf einem Bierfestival getroffen, habe seine Biere probiert und war begeistert. „Die Entstehungsstätte dieser tollen Biere muss ich mir mal ankucken“, habe ich damals gesagt, „Ich komme bald mal vorbei!“

Bald mal? Es sind fast fünf Jahre vergangen. Die alte Braustätte platzte aus allen Nähten, Kolja ist mittlerweile umgezogen, eben hier in die Halle in Döhren. Das Craft Beer Kontor wurde am Janina Crowder übergeben, die es bis heute erfolgreich führt, und Alexander Herold hat sich ebenfalls etwas anders orientiert. Aber mein Versprechen Kolja gegenüber steht nach wie vor, und heute löse ich es endlich ein.

Halle 17, also. „Na, bis Kolja kommt, dauert es noch ein bisschen“, sagt Søren, „Ich zeig Euch mal, was wir hier so haben!“

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Blick ins Sudhaus

„Zum Beispiel ein No Fracking Way, ein Imperial Pilsener, das Kolja zusammen mit Johannes von der Berliner Heidenpeters Brauerei und Simon von der Hamburger Buddelship Brauerei gebraut hat. Ein Triple Pils. Three times the brewers three times the Pils“, erzählt er weiter, greift in den Kühlschrank, holt ein paar Flaschen heraus, und ohne lange zu fragen macht es „Zisch!“, und wir haben jeder ein Bier in der Hand.

Wir schauen auf das Etikett. Gegen das geplante Fracking, um dem unterirdischen Gestein die allerletzten Reste an fossilen Brennstoffen abzupressen. Gegen die amerikanische Regierung, denn ein lächerlich stilisierter Trump ziert die Rückseite des Etiketts. Aber nicht gegen den Durst, denn das Bier weist gewaltige 9,0% Alkohol auf. Hätten wir nach dem langen Weg durch das Gewerbegebiet gleich einen tiefen Zug genommen, dann wäre der Brauereibesuch wohl rasch beendet gewesen. Langsamer Genuss ist angesagt.

Wir gehen in den Nachbarraum und sehen das überraschend winzige Sudwerk. Nur knapp 120 Liter Bier entstehen hier. „Es ist eine Brauerei zum Experimentieren“, erklärt Søren und fährt fort: „Wenn das Ergebnis stimmt, dann wird das Rezept auf eine große Anlage angepasst, und dann braut Kolja das anderswo, zum Beispiel im Brauhaus Wiesen.“

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das kleine Experimental-Sudwerk

Wir werfen einen kurzen Blick in den Kühlraum, und dann stellen wir uns an den großen Tisch mitten im Sudhaus. 2016, also schon nach zwei Jahren, ging hinten beim Craft Beer Kontor platzmäßig nichts mehr, erfahren wir, und dann wurde der Umzug fällig. Und seitdem geht es langsam, aber stetig aufwärts. Er selber, so Søren, sei erst seit Anfang März dabei, gerade ein paar Tage, und wie das so bei Kleinbetrieben ist, mache er alle Arbeiten, die anfallen, gewissermaßen als Mädchen für alles, aber insbesondere habe er auch vor, Mashsee mehr zu promoten, mehr Reklame zu machen.

„Schaut mal hier, unser neuestes Projekt“, ruft er und greift ins Regal. Er greift nach einer Flasche mit auffällig gestaltetem Etikett. Packpapierfarbener Hintergrund, das ein bisschen Retro wirkende Mashseelogo mit dem stilisierten Braukessel auf dem Umriss des Hannoveraner Maschsees, und zentral, in der Mitte, drei aus Neonröhren geformte Hopfendolden und der Schriftzug MASHINE IPL. „Ein Imperial Lager, bei dem wir drei Hopfensorten verwenden, aber bei jedem Sud eine neue Kombination ausprobieren wollen. Am MHD werden die Freaks die verschiedenen Biere, die verschiedenen Sude unterscheiden können!“

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Zukunftspläne

Klar, das macht das Listing in den Supermärkten einfacher. Jedes Mal mit neuem Rezept ein neuer Name, das bedeutet auch jedes Mal wieder neu das Bier bewerben, listen lassen und Platz in den Getränkeregalen erkämpfen. So bleibt es einmal auf der Liste, alle freuen sich, und die Insider wissen: Es lohnt sich, immer wieder zuzugreifen.

Uns gefällt die Idee.

„Na, ich habe ja gar keine Message von Euch gekriegt“, schallt es vom Eingang. Kolja ist gekommen. „Ich hätte schwören mögen, dass es irgendwann ‚Pling!‘ macht und die Nachricht kommt: ‚Wir finden die Halle 17 nicht!‘“ In gespielter Entrüstung protestieren wir, geben dann aber zu, dass wir schon eine Ehrenrunde zu Fuß zwischen den endlosen Hallenreihen am Eisenwerk gemacht haben, bis wir die Brauerei endlich gefunden hatten.

„Habt Ihr den schon ein Bier bekommen?“, fragt Kolja, und ohne die Antwort abzuwarten, drückt er uns ein Beverly Pils in die Hand. „Tja, Søren hat Euch wohl schon alles gezeigt, oder?“ Wir nicken. Und so gehen wir nicht mehr herum, sondern klönen einfach noch ein bisschen über Gott und die Welt. Über neue Biere, neue Projekte, neue Ideen. Aber auch über die alten Geschichten, die Anfänge vor fünf Jahren, den Umzug vor drei Jahren, über das neue Logo und über den Erfolg gleich des allerersten Biers, des Trainingslagers. Über die vielen tollen Kollaborationen in der Craftbrauerszene, den Spaß, den es macht, mit mehreren Brauereien zusammen Biere zu entwickeln und anzubieten, aber leider auch darüber, dass in manchen Bereichen sich nun auch schon Neid und Missgunst beginnen, breit zu machen. Je mehr Geld mit Craftbier zu machen zu sein scheint, desto stärker drängen Aufsteiger auf den Markt, denen es mehr um das Geld, weniger um das Produkt und die Szene geht. Da wird sich in Deutschland in den nächsten Jahren noch viel ändern, viel entwickeln – darin sind wir uns einig.

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Steampunk-Zapfe

Dass die Mashsee Brauerei angesichts der hohen Qualität ihrer Biere und Koljas Qualitätsanspruchs – „Der ist ein Pedant, was seine Biere angeht“, bekräftigt Søren – bei dieser Entwicklung immer auch eine Rolle spielen wird, dass bezweifelt keiner von uns. Wir nehmen unsere Flaschen und stoßen auf einen hoffentlich steten und großen Erfolg an. Cheers! Auf die Mashsee Brauerei!

Die Mashsee Brauerei hat in Hannover Döhren einen reinen Pilot- und Distributionsbetrieb; ein Taproom ist erst im Entstehen. Insofern gibt es keine festen Öffnungszeiten. Die Biere sind aber in gut sortierten Craftbier-Shops erhältlich, zum Beispiel im Craft Beer Kontor. Oder im Online-Verkauf. Zu erreichen ist die Brauerei am besten mit der Straßenbahn der ÜSTRA, Linien 1 und 2, Haltestelle Wiehbergstraße, und von dort aus etwa 500 m zu Fuß durch’s Gewirr des Gewerbegebiets.

Bilder

Mashsee Brauerei GmbH & Co. KG
Am Eisenwerk 17
30 519 Hannover
Niedersachsen
Deutschland

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