Herrnwahlthann? Das ist so einer der Ortsnamen, bei denen jeder erstmal eine Augenbraue hebt und nachdenklich kuckt. Es kommt unweigerlich die Frage: „Wo liegt das denn?“ Danach setzt der Verstand ein. Herrnwahlthann? Das klingt, als sei das irgendwo im nirgendwo, in der Oberpfalz oder in Niederbayern, vielleicht. Na, und dann hat man es auf der Landkarte ja schon fast gefunden.
Niederbayern, kurz vor (oder nach, je nach Sichtweise) der Grenze zur Oberpfalz. Ein kleines Dörfchen nur, und mittendrin ein ziemlich großes, durchaus Eindruck erweckendes Gebäude: Die Brauerei Stanglbräu. Drei Stockwerke hoch, wuchtig, leuchtend gelb angemalt. Oben auf dem Dach ein Brüdenabzug mit der typischen metallenen Haube darüber. Und direkt neben dem Gebäude ein hoher, aus Ziegeln gemauerter Schornstein, an dessen Spitze sich ein Storchennest befindet, in dem auch tatsächlich zwei Störche vor sich hin schnäbeln. Dazu strahlend blauer Himmel, und das Dorfidyll ist perfekt.
Nur, dass in diesem großen Gebäude gar nicht mehr gebraut wird. Bereits 1971 wurde der Braubetrieb hier eingestellt und das Inventar verkauft, wie die Website des Brauereigasthofs Stanglbräu berichtet.
Schaut man aber etwas genauer hin, dann sieht man hinter den Fenstern am Übergang zwischen dem großen Gebäude und dem etwas niedrigeren Anbau die kupfernen Kessel eines Sudwerks. 1996 ist hier eine kleine Gasthausbrauerei neu installiert worden.
Neugierig drücke ich die Tür auf und stehe nach wenigen Schritten mitten im Schankraum. Das Sudwerk verbirgt sich hinter einer massiven Theke, die sich ziemlich genau in der Mitte des Raums befindet. Unterschiedlich große Tische gruppieren sich in der Schankstube; hohe Holzpaneele an den Wänden lassen nur wenig Raum für sonstige Deko – es dominiert Holz in allen Farbschattierungen.
Kaum habe ich mir einen Platz gesucht, saust die freundliche Kellnerin schon herbei und fragt nach meinen Wünschen. „Was gibt’s denn an Bieren?“, frage ich zurück und erhalte die Standardantwort, die in deutschen Gasthausbrauereien immer noch viel zu oft kommt: „Helles, Dunkles und Weizen“.
Ich entscheide mich für ein kleines Dunkles, nur 0,25 l, denn ich muss nach einer kurzen Rast noch weiter fahren. Dazu eine kleine Rahmsuppe, mehr nicht.
Das Bier kommt blitzschnell. Antonius Dunkel nennt es sich und hat 4,8%. Serviert wird es in einem Glas der Regensburger Spitalbrauerei. Ganz dunkelbraun ist es und verströmt ein leicht röstiges Aroma. Durch den kremigen, festen Schaum nehme ich den ersten Schluck und bin positiv überrascht. Weich, ausgewogen, schön malzig, aber nicht zu süß. Ein schön süffiges Bier, von dem bestimmt auch ein großes Glas, vielleicht auch mehrere, gut schmecken würde.
Mein Süppchen kommt auch bald. Nett mit Blüten dekoriert, fein aufgeschäumt – es schmeckt ganz vorzüglich. Ich bin sehr zufrieden. Und auch die Preise – hier auf dem Land sind sie überraschend niedrig.
Gemütlich ist es hier, und ich stelle mir vor, wie bereits in wenigen Wochen, wenn der Frühling richtig Einzug gehalten hat, im Biergarten vor dem Gebäude buntes Treiben ist. Die Kinder toben über den Platz, die Erwachsenen sitzen auf den Bierbänken und genießen die warme Sonne und das kühle Bier. Dorfidylle.
Mich zieht es weiter, aber ich kann mir vorstellen, dass ich, falls ich hier wieder einmal vorbeikommen sollte, gerne auch erneut eine Pause mache. Vielleicht habe ich dann mehr Zeit, mehr Muße und kann ein wenig länger genießen. Einladend genug ist es jedenfalls!
Der Brauereigasthof Stanglbräu ist täglich von 17:00 bis 24:00 Uhr geöffnet, sonntags zusätzlich von 11:00 bis 14:00 Uhr. Montags ist zu. Zu erreichen ist das Dorf Herrnwahlthann am besten mit dem Auto, drei Minuten sind es von der Abfahrt Hausen der A93. Es gibt zwar auch nur wenige Schritte von der Brauerei entfernt eine Bushaltestelle, aber man muss schon sehr viel Glück haben, um dort eine passende Verbindung zu finden.
Brauereigasthof Stanglbräu
Dorfstraße 11
93 345 Herrnwahlthann
Bayern
Deutschland
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