Restaurace U Tomana
Brno
CZE

Ein ganz normaler Mittwoch. Wie so oft beruflich unterwegs. Und dann passiert etwas, was sonst nur selten geschieht: Eine Besprechung endet deutlich früher als geplant. Nicht so früh, als dass eine vorzeitige Rückreise über 800 km heute noch möglich wäre, aber doch so früh, dass sich unverhofft ein freier Nachmittag ergibt.

Nun, schnell ist eine Fahrkarte in der App der České Dráhy, der tschechischen Bahnen, gebucht, und kurze Zeit später stehe ich schon in Brno am Bahnhof und schlendere in Richtung Innenstadt.

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schnelle Anreise mit den Zügen der České Dráhy

Wenige Monate ist es erst her, dass hier am Freiheitsplatz, dem Náměstí Svobody, eine neue Brauerei aufgemacht hat, das Restaurace U Tomana. Schon von weitem sehe ich den Außenschankbereich, eine Reihe von großen Holztischen, die durch Pflanzenkübel markiert sind, in denen statt Pflanzen dicke, prall gefüllte Malzsäcke stecken. Die Nachmittagssonne steht schon recht tief, so dass die Sonnenschirme zugeklappt sind.

Hinter den Tischen ist der Schriftzug U Tomana an der schlichten, fast schon langweiligen Fassade gut zu sehen; darunter, durch die großen Panoramascheiben, hat man einen guten Blick in die Schankstube, und wenn die Scheiben nicht zu sehr spiegeln, sieht man hinten auch schon das Edelstahlsudwerk.

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das Edelstahlsudwerk

Ich öffne die Tür und sehe mich um. Rechter Hand die Bar, linker Hand in bester tschechischer Bierhallentradition einige kleine Hochtische mit ein paar Stühlen, aber auch viel Platz, um mit dem Bier in der Hand herumzustehen und sich zu unterhalten. Weiter hinten, am Sudwerk vorbei, kommt ein Speiseraum. Auch er recht schlicht; die bierige Dekoration, die Bilder an der Wand und der offene Blick in die Küche gefallen, aber es ist den Dekorateuren gelungen, trotz moderner Deko-Elemente die typisch-tschechische, fast schon bauhaus-artige Reduktion auf das Wesentliche zu erhalten.

Neben dem Sudwerk führt eine Treppe in das Obergeschoss. Hier oben durften sich die Designer ein bisschen mehr austoben, wie man an einer kleinen Tankstellenszene aus den sechziger Jahren oder an der Ausgestaltung der Toiletten sehen kann. Vom Café-Bereich hat man einen herrlichen Blick über den Freiheitsplatz und kann es sich gerne auch für einen langen Nachmittag bei einer Tasse Kaffee gemütlich machen.

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spannende Dekoration im Obergeschoss

Mich zieht es jedoch nach unten, in die Nähe der Braukessel. Mit Blick in den Küchenbereich und auf das Sudwerk suche ich mir einen Platz und bestelle zunächst einmal das Otakarova 11°, ein klassisches tschechisches Dunkles. Leicht röstig, aber auch mit einer relativ hohen Restsüße und nicht zu hoch gespundet entspricht es nahezu perfekt dem Stil und kommt so süffig daher, dass das Glas viel zu schnell leer wird. Und das bereits am Nachmittag – es ist noch nicht einmal fünf Uhr.

Zwar befinde ich mich damit in bester Gesellschaft, denn die beiden Rentnerinnen am Nachbartisch bestellen sich auch gerade das (mindestens) schon zweite Halbliterglas, aber ich habe noch nicht allzu viel gegessen, sitze hier mit leerem Magen und einem großen Bierglas. Die Speisekarte bietet erwartungsgemäß das, was man in tschechischen Gasthausbrauereien immer bekommt: Fleisch, Fleisch und Fleisch. Und zwar in durchweg großen Portionen.

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Blick in die Küche

Ein Brotzeitbrett sticht mir ins Auge, und sei es nur deswegen, weil es in zwei Größen angeboten wird. Klein und mittel. Die Version „groß“ ist wahrscheinlich für Gruppen vorgesehen… Ich bestelle die kleine Version und dazu ein Mikulášův Speciál 13°. „Die kleine Portion?“, vergewissert sich der Kellner noch mal, und ich nicke. „Ja, sowohl beim Essen als auch beim Bier die kleine Portion, bitte!“ Kopfschüttelnd sich über den merkwürdigen deutschen Touristen wundernd, zieht er ab und bringt mir wenige Momente später das Bier. Ein kleines, wie bestellt.

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Blick vom Restaurantbereich auf das Sudwerk

Ein bisschen kräftiger als das Dunkle ist es, auch deutlicher und sehr ansprechend gehopft. Hellbernsteinfarben ist es ein sehr schöner Begleiter zu der Wurstplatte, die jetzt kommt. „Ähm, ist das wirklich die kleine Portion?“, frage ich den Kellner, und er nickt, breit grinsend. „Aber ja doch“, bestätigt er und fragt sicherheitshalber nach: „Ist es etwa zu wenig? Ich kann noch etwas nachbringen!“

„Nein, nein, es ist schon gut so“, beschwichtige ich ihn und überlege, wie ich die Portion und vor allem das leckere und knusprige Körnerbrot dazu bewältigen soll, ohne mich anschließend kaum noch bewegen zu können.

Das würzige Bier hilft ein wenig dabei, und nach einer Weile schaue ich zufrieden auf das leere Holzbrett. Na bitte, ging doch.

Zum Herunterspülen bestelle ich mir noch ein drittes und mit Blick auf die Uhr letztes Bier für heute, das elfgrädige Ejl. Ein obergäriges Bier, das aber mindestens genauso vollmundig und bernsteinfarben leuchtend daherkommt wie das Speciál eben. Herrlich fruchtig und hopfig ist es und setzt einen schönen Schlusspunkt für einen nahrhaften nachmittäglichen Brauhausbesuch.

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das Ejl 11°

U Tomana war in früheren Zeiten ein klassisches Caféhaus, und an der einen oder anderen Stelle nimmt die Dekoration noch Bezug auf die Geschichte des Hauses. Die Treppenstufen ins Obergeschoss sind mit den Namen der Stammgäste und berühmter Besucher versehen, und im Speiseraum hängen schöne Schwarzweißfotografien von Persönlichkeiten aus längst vergangenen Zeiten, die hier in der Konditorei eingekehrt waren. Geschickt wird so die Brücke in die Neuzeit geschlagen, und keinen Augenblick hat man das Gefühl, in einer gerade erst eröffneten Restauration zu sitzen.

Der Service ist sehr freundlich und hilfsbereit, die Kellner und Kellerinnen sprechen gutes Englisch, und der Brauer, der auf dem zentral im Raum stehenden Sudwerk zaubern darf, versteht sein Handwerk. Grundsolide Biere mit hoher Durchtrinkbarkeit entstehen hier – jedes der drei, die ich verkostet habe, hätte mich auch einen ganzen Abend lang begleiten können, ohne dass ich des Aromas oder des Geschmacks überdrüssig geworden wäre. Sehr schön.

Durchaus eine Besuchsempfehlung.

Das Restaurace U Tomana ist täglich ab 11:00 Uhr, sonnabends und sonntags erst ab 12:00 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Vom Bahnhof aus erreicht man es in sieben, acht Minuten zu Fuß in Richtung Norden, oder man nimmt für kleines Geld für den kurzen Weg die Straßenbahnen der Linien 4 und 9, Haltestelle Náměstí Svobody.

Bilder

Restaurace U Tomana
Náměstí Svobody 93/22
602 00 Brno
Tschechien

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