Nachtrag 24. Dezember 2020: Im September 2020 veröffentlichte die Grupa Żywiec des Heineken-Konzerns, der die Schlossbrauerei in Cieszyn gehörte, die Nachricht, dass man aufgrund der fehlenden Rentabilität dieser historisch zwar wertvollen, aber nicht effizient zu betreibenden Brauerei und der Corona-Krise, die den Konzern massiv beeinträchtigen würde, beabsichtige, die Brauerei im ersten Quartal 2021 zu verkaufen.
Ein Aufschrei ging durch die Bierszene in Polen, ist diese Brauerei doch eine der ganz wenigen Produktionsstätten des Landes, in der Brauereigeschichte noch spürbar ist und besichtigt werden kann. Das uralte Sudhaus mit seinem eisernen Sudwerk und dem rechteckigen Maischebottich ist sicherlich einzigartig, und ein Verkauf an einen Investor, der lediglich am Grundstück und dem historischen Gebäude Interesse hätte, würde das Schicksal dieses Industriedenkmals besiegeln.
Bis zum 24. Dezember 2020 mussten die Liebhaber der historischen Brauereikultur bangen, aber dann wurde in den Zeitungen gemeldet, dass es einen Vertragsabschluss gegeben habe. Die Gesellschaft Felix Investment hätte die Schlossbrauerei erworben.
am 24. Dezember 2020 kam die erlösende Schlagzeile
in der Regionalausgabe der Gazeta Wyborcza
Felix Investment ist ein Zusammenschluss regionaler Firmen im Landkreis Cieszyn rund um die Familie Leda, und Adam Leda, Präses der Gesellschaft, ließ verlautbaren, dass es die Absicht sei, die Brauerei weiter zu betreiben und insbesondere auch das gesamte Personal zu übernehmen.
So ist denn vorsichtiger Optimismus angebracht, dass auch in Zukunft hier in Cieszyn zahlreiche Bierspezialitäten hergestellt und insbesondere auch regelmäßig nach Rezepten von erfolgreichen polnischen Haus- und Hobbybrauern Biere gebraut werden.
Bracki Browar Zamkowy
Nachtrag 18. Februar 2012: Während der heutigen Jahreshauptversammlung der Polnischen Hausbrauervereinigung kam ich erneut in den Genuss einer Brauereiführung.
mit Janusz Konieczny im Gärkeller bei den offenen Gärbottichen
Janusz Konieczny verstand es, uns neue und interessante Ecken der Brauerei zu zeigen, die wir beim vorigen Mal noch nicht gesehen hatten. Erneut ein tolles Erlebnis!
Bracki Browar Zamkowy
Zusammen mit einer Gruppe polnischer Journalisten hatte ich am 20. Juni 2009 die Gelegenheit, die Bracki Browar Zamkowy (Schlossbrauerei Bracki) in Cieszyn an der polnisch-tschechischen Grenze zu besichtigen. Der Direktor, Janusz Konieczny, und der Brauer, Dominik Szczodry, aus Cieszyn führten uns durch das alte Gemäuer aus dem Jahr 1846, und beide waren sich einig: Eigentlich arbeiten wir nicht in einer Brauerei, sondern in einem Brauereimuseum. Und wir konnten uns bei dem Rundgang davon überzeugen, dass es stimmte.
der alte Läutergrant aus deutscher Herstellung
Die Schlossbrauerei Cieszyn gehört mittlerweile zur Grupa Żywiec, einem der größten Braukonzerne in Polen, der seinerseits wieder zu Heineken gehört. Zwei Sorten Bier werden hier heute noch hergestellt: Die regionale Spezialität „Brackie“, ein hellbraunes und würziges, unpasteurisiertes Lagerbier, und das „Żywiec Porter“, eine pechschwarze Spezialität mit 9,5% Alkohol, die den Bierstil „Baltisches Porter“ maßgeblich prägt. Beide Sorten werden in fast hundert Jahre alten Braukesseln gebraut (einer davon weist die Besonderheit auf, gerade stand runder Seitenwände zu haben) und in offenen Gärbottichen vergoren. Die Abfüllung auf Dosen und Flaschen hingegen findet beim Mutterkonzern in Żywiec statt, und die Biere werden in großen Tanklastzügen die fünfzig Kilometer bis dorthin gefahren.
Ein ungewöhnlicher Maischebottich: Er hat einen rechteckigen Querschnitt!
Nach der offenen Gärung wird das Porter 120 Tage lang gelagert, bevor überhaupt an Abfüllung gedacht werden kann – eine sicherlich ungewöhnlich lange Zeit für einen Betrieb, der unter strenger Kontrolle der Betriebswirte des Mutterkonzerns steht.
Als besondere Überraschung hielt die Schlossbrauerei Cieszyn ungefiltertes, also direkt aus dem Lagertank gezwickeltes Bier für uns bereit. Beide Sorten wurden uns in fünf Liter großen Erlenmeyerkolben angeboten – der Geschmack war einfach fantastisch.
alle Geräte sind aus simplem Eisen
Nachdem wir zum Abschluss dann auch noch eine Tragetasche mit ein paar Gläsern und Flaschen überreicht bekamen, war der Eindruck perfekt – es war eine richtig interessante Brauereibesichtigung gewesen, die den damit verbundenen Aufwand der langen Busfahrt absolut rechtfertigte.
Bracki Browar Zamkowy w Cieszynie Sp. z.o.o.
ulica Dojazdowa 2
43-400 Cieszyn
Polen
Derzeit gehört die Brauerei Cieszyn der Grupa Żywiec. Besuch der Brauerei vor einem Jahr. Leider gibt es keine Verkostung, aber Sie können am Stand vor dem Eingang Bier in Flaschen trinken und kaufen. Während der Tour bekommt der Kunde nichts. Nur Latexhandschuhe und eine Maske. Die Brauerei hat ein ziemlich breites Portfolio, aber nicht alle Einzelhandelsketten werden Biere aus Cieszyn verkaufen. Sie sind manchmal im Kaufland-Netzwerk zu finden. Sehr leckere dunkle Biere (Porter, Stout), Dubbel, Bock, Desitka und Lager.
Das ist leider nicht ganz richtig, Blasius.
Seit dem 23. Dezember 2020 ist die Brauerei wieder im Privateigentum und gehört nicht mehr zur Grupa Żywiec. Jetzt müssen wir abwarten, wie die Brauereibesichtigungen ablaufen, wenn wir Corona überstanden haben. Dann hoffentlich wieder mit Verkostung und ohne Maske und Handschuhe.
Mit bestem Gruß,
VQ
Ich war im Juni 2020 in Cieszyn. Dann habe ich die Brauerei besucht. Jetzt habe ich nachgesehen. Es ist wahr. Die Brauerei wurde von einer Gruppe von Investoren aus Südpolen gekauft. Die Website der Brauerei beschreibt immer noch „Grupa Żywiec“.