Der Forchheimer Kellerberg (oder auch Kellerwald genannt, je nachdem, wen man fragt) ist eine Besonderheit unter den Bergen (oder Wäldern) Frankens, und die Tradition, in der hier das Bier getrunken wird, hat schon oft zu Verwirrung geführt. Geht man andernorts in einen Bierkeller, um sein Bier zu genießen, so wird das auf dem Kellerberg nur schwerlich funktionieren, denn hier geht man auf den Keller.
Wie das funktionieren soll?
Nun, die Lösung ist simpel. Der nur wenige hundert Meter von der Altstadt entfernt gelegene, etwa 340 m hohe Kellerberg ist aus Sandstein, und schon vor hunderten von Jahren sind hier ausgedehnte Kellerlabyrinthe gegraben worden, in deren Gängen Bier gelagert wurde. Der kühle Sandstein und das langsam durch ihn durchsickernde und verdunstende Wasser sorgen dafür, dass in den Gängen sommers wie winters gleichmäßige Temperaturen von etwa acht Grad Celsius herrschen – ideal, um das Bier der Forchheimer Brauereien zu lagern, nachreifen zu lassen und vor allem im Sommer kühl zu halten.
Die Gesamtlänge der Kellergänge misst nach Kilometern, und im Sommer war es in alter Zeit immer ein großes Treiben auf dem Kellerberg, wenn die Brauereien von dort ihre Fässer mit dem Bier geholt haben, um sie schließlich in der Stadt in ihren Schänken anzuzapfen.
Es dauerte nicht lang, bis die erste Brauerei auf die Idee kam, Wanderern, die unter den schattigen Bäumen des Kellerbergs Erholung suchten, das Bier auch direkt vor Ort anzubieten, und im Nu entstanden so direkt an den Eingängen zu den Sandsteinkellern die ersten Biergärten. Man saß nun also beim Bier im Biergarten direkt oberhalb der Kellergänge, also auf dem Keller, und bald wurden in Forchheim auf dem Kellerberg die Begriffe Biergarten und Keller synonym verwandt.
24 Keller gibt es mittlerweile, alle vier noch existierenden Forchheimer Brauereien sind mit mindestens einem vertreten, und daneben gibt es zahlreiche Brauereien aus dem Umland, die hier einen Keller betreiben. Manche dieser Keller sind zu gewaltigen Biergärten aufgewachsen, andere wiederum haben sogar eine feste Infrastruktur in Form eines Wirtshauses und können so ganzjährig betrieben werden. Man kann also mittlerweile zu jeder Jahreszeit auf den Kellerberg steigen und ein leckeres Bier trinken. Im Winter in wenigen, im Sommer in vielen Kellern. Und in der Woche des Annafests Ende Juli definitiv in allen – es gibt nämlich durchaus auch noch Keller wie den Blümleinskeller, der ausschließlich für die zehn Tage des Annafests öffnet.
Diese zehn Tage des Annafests sind der Höhepunkt des Treibens auf den Kellern. Der gewaltigen Anzahl von 30.000 Sitzplätzen, die für diesen Zeitraum aufgebaut werden (es wird buchstäblich jeder freie Quadratmeter für Bierbänke und –tische genutzt), steht eine noch gewaltigere Anzahl von Besuchern gegenüber, nämlich durchschnittlich 40.000 pro Tag. Ein Riesengedränge, aber nach Meinung derer, die es schon mitgemacht haben, auch ein tolles Erlebnis.
Der 24. Mai 2014 gab sich von diesen hochsommerlichen Vorstellungen unbeeindruckt – bei herrlichem Frühlingssonnenschein bummelten wir um die Mittagszeit auf dem noch ruhigen Kellerberg durch die verschiedenen Biergärten. Viele waren noch geschlossen, in den geöffneten war noch wenig los. Dafür waren die Bedienungen noch nicht gestresst, sondern freundlich, und hatten Zeit für nette Gespräche. Jeder Keller, jeder Biergarten hat sein eigenes Image, manche sind eher rustikal, andere etwas besser ausgestattet – die kurze Wanderung (denn alle 24 Keller liegen jeweils nur wenige Meter voneinander entfernt) hinterließ vielfältige und bunte Eindrücke.
Das Bier im Rappenkeller, den wir schließlich aufsuchten, stammt aus der Löwenbrauerei in Buttenheim, und wir konnten in Ruhe vier verschiedene Biere probieren. Im Schatten der noch nur leicht belaubten Bäume, mit einzelnen Sonnenstrahlen, die das lichte Blätterdach noch durchdrangen, war es idyllisch, es schmeckte, die Atmosphäre war wunderbar, und so festigte sich rasch die Absicht, hier mit etwas mehr Zeit einmal wieder herzukommen, gerne dann auch etwas später an einem sonnigen Samstag, wenn die Biergärten sich beginnen zu füllen, das Leben auf dem Kellerberg zu pulsieren beginnt und das Bier in Strömen rinnt.
Der Kellerberg ist in einer etwa halbstündigen Wanderung vom Zentrum Forchheims zu erreichen, es gibt aber auch – insbesondere zum Annafest – einen Busverkehr. Einige Keller und Biergärten haben ganzjährig ab dem späten Vormittag geöffnet, einige nur in der warmen Jahreszeit, ab April, Mai. Während des Annafests in der letzten Juli-Woche sind alle 24 Keller geöffnet. Zwar kann man theoretisch am Fuße des Kellerbergs parken, angesichts der Fülle an leckeren Bieren empfiehlt sich eine Anreise mit dem eigenen Fahrzeug aber nicht.
Der Forchheimer Kellerwald
Auf den Kellern
91 301 Forchheim
Bayern
Deutschland
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