Reklame?*
Nur noch ein paar Tage bis zum Heiligen Abend. Die Paketdienste leisten Schwerstarbeit. Die Onlinehändler arbeiten am Rande ihrer Kapazität. Die Medien sind voll von Diskussionen, was umweltschonender sei – der Versandhandel mit all seinen unnötigen Verpackungen oder der Einzelhandel, zu dem sich jeder Kunde einzeln mit seinem eigenen SUV durch den Stau hinkämpft.
Der Paketbote klingelt. Nanu? Meine holde Ehefrau und ich schenken uns gegenseitig gar nichts und halten das für umweltschonender als beide gerade diskutierten Alternativen. Was kommt da also für eine Paketsendung?
Freudig überrascht halte ich ein kleines Päckchen von den Braufreunden Læssiger in der Hand. „Anbei nun eine Kostprobe des VIENNA GRAPE ALE in seiner schönsten Form!“, lese ich auf einem kleinen, handgeschriebenen Zettel.
Vor ein paar Wochen habe ich mit Norbert Seifried auf dem Craft Bier Fest Wien die beiden Kreationen von den Braufreunden Læssiger verkostet – das Citra-Pils und das Vienna Grape Ale. Aber wie es so oft auf Bierfesten ist: Man trinkt und schwätzt, man probiert kreuz und quer, und irgendwie kommen manche Biere nicht richtig zur Geltung, sind in der Erinnerung gar nicht so präsent, wie sie es vielleicht verdient hätten. Speziell beim Vienna Grape Ale wäre eine ausführliche Diskussion und eine schöne, gemeinsame und ausführliche Verkostung aber angemessen gewesen, handelt es sich bei diesem Bier doch um einen Bier-Wein-Hybriden, der von den Braufreunden Læssiger in Zusammenarbeit mit dem Brauwerk Wien in Ottakring eingebraut worden ist.
So hat sich Norbert einfach entschlossen, mir von jeder der beiden Sorten eine kleine Flasche zuzuschicken. Als ein kleines Weihnachtsgeschenk, gewissermaßen.
Die Flaschen sind sorgfältig in Luftpolster verpackt und haben den Transport gut überstanden. Zwei Prospekte beschreiben die Biere im Detail, und ein hübscher Bierdeckel liegt auch noch bei. Schön!
Zwei Tage muss ich mich gedulden, bis ich die Biere verkosten kann. Sie sollten sich ein wenig beruhigen nach dem Transport, und gekühlt müssen sie schließlich auch noch werden.
Aber jetzt ist es soweit.
Das Citra-Pils („ein fruchtiges und spritziges Pils mit aromatischem Citra-Hopfen“, 5,0%) erfreut das Auge durch eine kräftige, leuchtende Farbe, gleichmäßige Trübung, feinen Schaum. Im Aroma spüre ich herbe Zitrusnoten. Nicht so spielerisch duftig wie manches aromatisierte Geschirrspülmittel (ja, auch das rieche ich oft im Bier…), sondern eher kräftig und, nun ja, die Damen mögen mir diesen Vergleich verzeihen, eher männlich. Wobei das Aroma auch meiner holden Ehefrau gefallen hat – aber im Gegensatz zu mir könnte sie es sich nicht als Parfüm vorstellen. Ich mir als Rasierwasser schon.
Im Antrunk ist das Citra-Pils für einen Moment leicht süßlich, dann kommt aber sofort die fruchtige Herbe wieder zurück. Etwas rau und kantig, aber auf eine interessante Art. Auf Zunge und Gaumen ist es spritzig und im Abgang bleibt eine mittellang haftende Herbe, die gefällt und in ihrer Trockenheit Lust auf den nächsten Schluck macht. Fein!
Ein paar Stunden später das Vienna Grape Ale („Frisch, fruchtig, verspielt vereint das Vienna Grape Ale zwei Welten zu elegantem, harmonischem Trinkgenuss!“ 6,4%). Hier sind Trauben vom Wiener gemischten Satz mitvergoren worden. Spannend. Im Glas präsentiert sich das Bier strahlend hellgelb mit feinem, weißem Schaum. Ansprechend. Der Geruch kombiniert eine feine, ganz entfernt an Geranien erinnernde Herbe mit leichten weinigen Noten und einem ganz leichten schwefligen Hauch im Hintergrund. Auf der Zunge bin ich hin- und hergerissen. Empfinde ich es als Bier mit leichten Fruchtaromen, oder tendiert es doch eher zu einem ungewöhnlichen Wein mit herben, hopfigen Noten?
Ein Hybrid ist es, das ist klar, aber ich empfinde es doch eher als Bier. Am Gaumen ist es ausgewogen, im Abgang deutlich milder und weit weniger herb als das Citra-Pils vor ein paar Stunden. Schön!
Eine kurze Diskussion führe ich noch mit meiner holden Ehefrau. Mich stört der leichte schweflige Hauch in der Nase – in ein Bier gehört er meiner Meinung nach nicht rein. Sie trinkt im Gegensatz zu mir auch ab und zu mal ein Glas Wein und kontert, dass solche Schwefelkomponenten in manchen Weinen zur Aromakomplexität beitrügen, vermutlich untrennbar mit den Trauben ins Bier kämen und es ihr schmecke.
Nun denn. Vielleicht, ja, wahrscheinlich sogar, bin ich überempfindlich und zu kritisch. Und damit kein falscher Eindruck entsteht: Es ist nur ein leichter Hauch, nur beim intensiven Schnuppern zu spüren. Nichts, was Genuss des Biers beeinträchtigt.
Zwei interessante, spannende und höchst individuelle Biere also, und ich bin neugierig, was sich die Braufreunde Læssiger als nächstes einfallen lassen werden. Beim nächsten Craft Bier Fest Wien werden wir es sehen!
Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit Norbert Seifried und auf eine fröhliche, gemeinsame Verkostung!
Vienna Grape Ale
Braufreunde Læssiger
Kalksburgerstraße 1a
1230 Wien
Österreich
* Reklame? Es gibt immer wieder Diskussionen, ob die Beschreibung von Artikeln, die ich kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen habe, Reklame ist. Im Zweifelsfall sollte ein Blogbeitrag daher entsprechend gekennzeichnet werden. Ich habe die Probierflaschen vom Norbert Seifried als Kostprobe gratis bekommen. Bei der Rezension habe ich versucht, mich davon nicht beeinflussen zu lassen.
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