Münsteraner Finne
Münster
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Drei Jahre ist es her, dass in Münster die kleine Brauerei Münsteraner Finne eröffnet hat.

Ausgerechnet Münster. Erzkatholisch, Studentenleben, konservativ, umweltbewusst, Garnisonsstadt, kleinkariert, Fahrradstadt, Kopfsteinpflaster – das sind nur einige Begriffe, die den Menschen sofort einfallen, wenn sie an Münster denken. Vorurteile? Zum Teil bestimmt…

Bier und Brauen, diese beiden Begriffe gehören jedenfalls nicht dazu, es sei denn, man gehört zu den echten Bierliebhabern. Dann fällt einem zumindest die Brauerei Pinkus Müller ein. Immerhin.

Dabei kann man in den Kneipe nund Bars in den Altstadtgassen Münsters durchaus gute und lokale Biere finden, immerhin gibt es im Stadtgebiet nicht nur Pinkus Müller, sondern mit Gruthaus und Läuterwerk auch noch zwei kleine Handwerksbrauereien. Und seit Juni 2016 nun auch die Münsteraner Finne.

Etwas außerhalb der Altstadt liegt sie, mitten in einem Wohngebiet. Laufkundschaft gibt es hier nahezu nicht, wer in der Finne einkehrt, wohnt entweder direkt in der Nachbarschaft oder geht ganz gezielt hin. So, wie wir heute.

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Außenansicht und Biergarten

Schnellen Schrittes eilen wir durch den langsam nachlassenden Regen. Ein Gewitterguss hatte die Stadt unter Wasser gesetzt, aber inzwischen ist der Regen soweit abgeflaut, dass wir im Zickzack zwischen den tiefen Pfützen durch die Stadt laufen können. Nach einigen Minuten ist die Kerßenbrockstraße erreicht. Schon von weitem sehen wir die nassgeregneten und jetzt verwaisten Bierbänke und -tische auf dem Bürgersteig, dahinter geht es durch eine Glastür unter dem Schriftzug Finne hindurch in den Schankraum hinein.

Linker Hand die Theke mit einer beeindruckenden Batterie von Zapfhähnen, hinter der Theke, durch eine große Glasscheibe abgetrennt, das Sudwerk und eine Reihe von Lagertanks. Viel sind es nicht, und sie sind auch ziemlich klein. Ein merkwürdiges Verhältnis zwischen Braukapazität und Anzahl der Zapfhähne. Aber das wird sich gleich aufklären.

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ein bisschen übersichtlicher könnte das Schwarze Brett schon sein

Wir nehmen an einem der einfachen Holztische Platz und studieren das schwarze Brett mit dem aktuellen Bierangebot. Es hängt nicht wie in vielen anderen Brauereien und Bierbars hinter der Theke (da ist ja die Glasscheibe zum Sudhaus), sondern mitten im Schankraum an der Wand. Etwas unübersichtlich, weil schon häufiger ausgewischt, aktualisiert und korrigiert, finden sich hier dreizehn verschiedene Biere. Mal mit einem Sternchen (*) markiert, was bedeutet „*: NICHT BIO“, mal mit roten Buchstaben ergänzt: „GAST!“.

Was macht man, wenn es so unübersichtlich ist? Man googelt oder fragt die Bedienung. „Na klar, es gibt Bierflights, mit vier Gläsern – da kannst Du Dir ein paar der Biere aussuchen“, heißt es, und ich mache mich an die Verkostungsarbeit.

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Flight No. 1

Das 5,1%ige Pils erweist sich als solider Vertreter seines Stils. Eine deutliche Herbe, vielleicht einen Hauch metallisch wirkend, frisch und spritzig. Nichts Herausragendes, aber ordentliche Braukunst. Gleiches gilt für das Helle mit seinen 4,9%. Etwas vollmundiger, etwas milder und süßlicher, durchaus süffig. Aber ebenfalls völlig unauffällig und nicht wirklich erwähnenswert. Ob das 6,6%ige India Pale Ale den Reigen des soliden Durchschnitts aufzubrechen vermag? Nein, ebenso wenig wie das 5,7%ige Scottish Ale. Alle vier Biere gefallen durchaus, lassen sich gut trinken, aber keines hinterlässt einen so bleibenden Eindruck, dass ich später mal sagen würde: „Kommt, wir müssen den Weg auf uns nehmen, die Biere lohnen die beschwerliche Anreise.“

Ist das jetzt schlecht? Eigentlich nicht, denn immerhin war jetzt auch kein Bier dabei, in dem ich Geschmacksfehler entdeckt hätte. Gute Mittelklasse halt. Lauter VW Golfs unter den Bieren. Man weiß, was man hat.

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das eher winzige Sudhaus

Während ich so vor mich hin probiere und sinniere, erfahre ich auch, was es mit der scheinbaren Diskrepanz zwischen Zapfhahnanzahl und Sudhausgröße auf sich hat. Von Beginn an haben die Gründer der Brauerei, Florian Böckermann und Frank Sibbing, einige ihrer Biere auch als Gastbrauer bei regionalen Brauereien gebraut (Brauerei Göller in Zeil am Main und Privatbrauerei Hohenfelde in Langenberg), lediglich speziellere Sude und Experimentalbiere entstehen auf der kleinen Anlage vor Ort. Schließlich kommen noch ein paar Gastbiere von anderen Brauereien hinzu – heute drei Stück von der Munich Brew Mafia, von Boulevard und von Belhaven.

Mein Gegenüber erzählt mir, dass die Finne bei den eingesessenen Münsteranern und insbesondere in der lokalen Bierszene schwer mit Vorurteilen zu kämpfen habe. Die Gründer und Eigentümer seien selbst keine Brauer und würden die Finne nur aus Gewinnerzielungsabsicht betreiben, und das meiste Bier stamme schließlich sowieso nicht von hier. Bis hin zu „Lug und Betrug“ gingen die Vorwürfe.

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dreizehn Zapfhähne

Ich bestelle mir einen zweiten Bierflight, und während er gezapft wird, zücke ich mein Taschentelefon und schaue mal auf der Finne Website nach. Man geht ganz transparent mit der auswärtigen Bierproduktion um – deutlich steht geschrieben, dass man die Standardbiere (Helles, Weizen, Pale Ale und India Pale Ale) wegen der großen Nachfrage woanders, nämlich beim Göller, braut. Und auch das Team stellt sich detailliert vor – daraus, dass sie keine Brauer sind, machen Florian und Frank kein Geheimnis. Warum das als „Lug und Betrug“ gelten soll, erschließt sich mir nicht.

Trotzdem dauert es nicht lang, und die ersten gehässigen Kommentare poppen bei Instagram und Facebook unter meinen Bierbildern und Kurzrezensionen auf. Merkwürdig.

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Flight No. 2

Mit dem zweiten Bierflight setzt die Finne den Eindruck guter und solider Mittelklasse fort. Das 5,7%ige Pale Ale „Ale to the King“ erfreut mit leicht fruchtigen Noten, das 5,3%ige Pale Ale „Class Act“ unterscheidet sich von ihm nur geringfügig. Deutlich nach oben sticht das Golden Ale „Smugglers Gold“ heraus. 5,7% Alkohol, viele fruchtige Aromen, ein komplexes Zusammenspiel zwischen Geruch und Geschmack – hier ist dem Team ein ausnehmend gutes Bier gelungen. Sehr schön. Den dann wieder unauffälligen Schlusspunkt setzt für heute das India Pale Ale „The Bitter Heart“ mit 6,1%, das seinem Namen alle Ehre macht und mit einer ausgeprägten, kernigen Bittere daherkommt.

Ungeachtet der in den Social Media geäußerten Kritik gefällt mir die Atmosphäre in der Münsteraner Finne gut. Alles läuft tiefenentspannt, die Gäste bilden einen bunten Querschnitt durch die Gesellschaft. Alle Altersgruppen sind vertreten, von piekfein gekleidet bis ziemlich abgerissen findet sich auch alles, und trotzdem unterhält man sich, über alle Grenzen hinweg. Das Bier verbindet. Auch wenn es, und der Kritik schließe ich mich durchaus an, über die solide Mittelklasse nur im Einzelfall hinauskommt. Vielleicht ein Zugeständnis an das noch konservative Bier-Umfeld in Münster?

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in zwei Fässchen an der Wand reift der Whisky

Bevor wir uns wieder auf den Weg zurück in die Altstadt machen, schaue ich mich noch einmal um. An der Wand sind zwei Holzfässchen installiert, sehe ich noch. Hier reift Whisky, erfahre ich. Die Finne hat die Maische produziert und vergoren, in der Sasse Feinbrennerei ist destilliert worden, und nun reift der Whisky in den beiden Fässern an der Wand vor sich hin. Im ersten Halbjahr 2020 soll es soweit sein – dann werden die ersten Gläser verkostet. Das wäre dann doch noch mal ein Grund, extra wieder hierher zu kommen – um den ersten Münsteraner Whisky zu probieren!

Die Münsteraner Finne ist dienstags bis sonnabends ab 18:00 Uhr geöffnet; sonntags und montags ist zu. Sie befindet sich zehn Minuten zu Fuß nördlich der Altstadt, aber noch innerhalb des Rings. Standesgemäß müsste man sie eigentlich mit dem Fahrrad besuchen.

Bilder

Münsteraner Finne GmbH
Kerßenbrockstraße 8
48 147 Münster
Nordrhein-Westfalen
Deutschland

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