U Vašinů – craft beer & food
Brno
CZE

Brünn – die zweitgrößte Stadt in Tschechien, und doch bei uns in Deutschland so unbekannt. Mehr als eine halbe Million Einwohner, ein buntes, studentisches Leben als Universitätsstadt, eine vibrierende Kulturszene, eine schöne und aufwändig renovierte Altstadt, eine Stadt, in der es Spaß macht zu leben.

Oder zu urlauben.

Und dabei die eine oder andere kleine Craftbier-Adresse zu entdecken.

Zum Beispiel die sehr simple, aber doch irgendwie ansprechende Bar U Vašinů, die, so wie es auch in ihrem vollständigen Namen erwähnt ist, Craftbier und Essen anbietet: U Vašinů – craft beer & food. Im April 2019 wurde sie eröffnet, ihr Name ist allerdings nicht unbedingt originell: Der Eigner heißt Adam Vašina, und U Vašinů heißt nichts anderes als „Beim Vašina“.

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warm leuchtet das Fenster der kleinen Kellerbar

Es sind nur ein paar Gehminuten von der Altstadt aus in Richtung Norden, und da sehen wir schon das warm erleuchtete Fenster mit dem Schriftzug U Vašinů darüber. Wie so oft in Prag und in Brünn befindet sich die kleine Bar im Keller eines Mehrzweckgebäudes, und so gehen wir die schmale und recht steile Treppe hinunter in das Tiefgeschoss.

Durch das Fenster sehen wir schon: Groß ist die Bar nicht. Aber dadurch, dass sie durchweg mit ganz hellem Holz möbliert ist, wirkt sie nicht so eng, wie sie eigentlich ist. Rechter Hand sehen wir eine kleine Theke, die fast wie eine Durchreiche in ein etwas größeres Loch in der Wand installiert ist. Schwarze Tafeln links und recht informieren über das Getränkeangebot – links über die Biere, rechts über Nicht-Biere: Pivo und Nepivo.

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vier Hähne bieten zwei Trinkbiere und zwei Verkostungsbiere

Vier Zapfhähne zähle ich, und der junge Mann hinter der Theke erklärt mir, dass immer zwei dieser Biere für den Durst bestimmt, also gut auch in großen Schlucken trinkbare Lagerbiere seien, die anderen zwei Hähne hingegen für Spezialitäten reserviert seien, die mehr zum langsamen, schluckweisen Genuss einlüden. Natürlich gebe es auch ein paar Flaschenbierspezialitäten, der Kühlschrank stünde zu meiner Rechten, ich könne gerne schauen, mir herausnehmen, wonach immer es mich auch gelüste, und er würde es dann in die Kasse einbongen.

Ich schau auf den Kühlschrank. So richtig voll ist er nicht, stelle ich fest, und der junge Mann bedauert, man warte nun schon ein paar Tage auf die längst überfällige Lieferung. Das habe sich wegen Eis und Schnee alles ein wenig verzögert. Aber immerhin: Ich sehe den Aventinus Weizen-Eisbock der Schneider-Brauerei im Kühlschrank, und wer dieses Bier anbietet, hat bei mir sowieso schon einen dicken Stein im Brett!

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der Kühlschrank offeriert vorzügliche Flaschenbiere

Der Spaziergang hierher hat uns durstig gemacht, also starte ich auch mit einem der Lagerbiere für den großen Schluck, gegen den Durst. Das Světlý Ležák 12° der Brauerei Albrecht kommt im schlichten Glasseidel auf den Tisch. 5,0% Alkohol hat es, eine kräftige Bernsteinfarbe und einen schönen, kremigen Schaum. Die Diacetylnote, also der buttrige Geruch, den es hat, ist für ein tschechisches Lager an sich normal, aber so intensiv, wie es hier und heute der Fall ist, gefällt es uns nicht so sehr. Auf der Zunge ist es dann schön rund und im Abgang deutlich herb. Ein solides Alltagsbier, aber wir haben durchaus schon bessere getrunken.

Meine holde Ehefrau ist der Meinung, keinen Durst haben zu brauchen, und beginnt direkt mit einem der beiden Spezialbiere, dem Devil’s Candy – Choco Stout se Sušenými Banány 15° aus der Brauerei Crazy Clown. Ein Schokoladenstout mit getrockneten Bananenchips, das auf 15° Stammwürze eingebraut worden ist und einen Alkoholgehalt von 6,0% hat. Tiefschwarz und völlig ohne Schaum kommt es im Halfpint-Glas auf den Tisch. Der Geruch nach Banane ist deutlich, und wir sinnieren, ob es jetzt eher von den Bananenchips kommt, die mitverbraut worden sind, oder doch vom Isoamylacetat, einem Gärprodukt der Hefe. Wir können die Frage nicht beantworten, stellen aber nach dem ersten Schluck fest, dass das Bier außer dem angenehmen Bananengeruch wenig Überzeugendes anzubieten weiß. Es ist ein wenig unausgewogen, röstige Malzbittere paart sich mit erdigen, dumpfen Aromen, die wirken, als sei entweder das Malz nicht ganz frisch gewesen oder die Hefe mit der Würze völlig überlastet, weil zu schlecht belüftet, zu schwach angestellt, oder, oder …

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ein simples Světlý Ležák

Wir blättern in der kleinen Speisekarte, in der Adam darauf hinweist, dass alle Speisen vor Ort frisch zubereitet würden, und freuen uns, Špecle zu entdecken, Spätzle, und zwar als Kässpatzen, für die deutschen und österreichischen Touristen als Käse Spatzle beschrieben. Zwar bestellen wir nichts, weil wir gleich noch anderswo zu einem offiziellen Abendessen geladen sind, freuen uns aber über den netten Ansatz.

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Špecle

Wir blicken uns noch einmal um. Aller Anfang ist schwer, das sieht man. Mit sehr wenig Geld hat Adam Vašina hier begonnen. Simpelste Bretterarchitektur, aber auch viel Hingabe, um aus dem, was vorhanden ist, das beste zu machen. Den jungen Leuten, die hier zu Gast sind (wir sind mit großem Abstand die Ältesten im Raum) gefällt es, es hat studentisches Flair, und man kann sich bequem hinfläzen, ohne auf Konventionen achten zu müssen.

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die Einrichtung ist sehr schlicht

Ein Blick auf die Uhr: Für ein Bier reicht es noch, und so bestelle ich mir ein India Pale Ale der Brauerei Kamenice. 15° Stammwürze, 6,5% Alkohol, eine schöne Kupferfarbe, ein weicher, kremiger Schaum, kräftige, harzige Hopfenaromen und auf der Zunge sowie am Gaumen ein ausgewogenes Spiel zwischen Malzfülle und Hopfenherbe. Sehr schön. Nach den zwei nicht so ganz begeisternden Bieren zu Beginn ein sehr schöner Abschluss, der uns nun zufrieden die schmale Kellertreppe wieder hochstiefeln lässt, zurück in die frostige Winterluft, zurück in die Altstadt.

Sicherlich keine Extra-Anreise wert, aber doch eine nette kleine Bierbar, die mit Herz und wenig Geld an den Start geht und sich bestimmt gut etablieren wird. Wenn wir wieder in der Gegend sind, werden wir gerne noch einmal vorbeikommen und schauen, was aus diesen bescheidenen Anfängen geworden ist.

Die Bierbar U Vašinů – craft beer & food ist täglich ab 16:30 Uhr durchgehend geöffnet, Schluss ist, wenn keine Gäste mehr da sind. Sonnabends und sonntags ist allerdings zu. Von der Straßenbahnhaltestelle Pionýrská mit den Linien 1, 2, 4, 6, 8 und 10 sind es hundert Meter in Richtung Westen, und dann sieht man das Fenster und die Treppe ins Tiefgeschoss auf der Nordseite der Kotlářská-Straße.

Bilder

U Vašinů – craft beer & food
Kotlářská 907/41
602 00 Brno
Tschechien

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