Tja, räusper, wie kann man denn, hüstel, hüstel, erklären, was am 20. August 2003 passiert ist? Nun denn, wir waren in Kelheim. Und wir hatten keine Zeit. Absolut keine Zeit. Nur so kann man verstehen, wie es dazu kommen konnte:
Wir liefen innerhalb weniger Minuten am Weißen Brauhaus in Kelheim vorbei, machten ein paar Bilder, freuten uns darüber, wenigstens mal hier gewesen zu sein, aber wir gingen nicht hinein. Wir tranken kein Bier. Wir aßen nichts. Wir kauften noch nicht einmal ein Andenken im Souvenirshop.
Also eigentlich war das kein echter Brauereibesuch. Und er soll deshalb auch nur der Vollständigkeit halber hier aufgenommen werden.
Dass die Schneider-Weiße schmeckt, und wie sie schmeckt, das haben wir glücklicherweise andernorts häufig genug testen können. Und dabei auch feststellen können, dass die ganz große Geschmacksfülle in den letzten Jahren ein wenig verloren gegangen ist. Vielleicht wirkt sich hier wie bei anderen erfolgreich aufsteigenden Brauereien die wachsende Produktion leicht negativ auf die Qualität des Bieres aus? Oder habe ich mich in Jahren des Biertestens an den vollen, runden Geschmack eines kräftigen Weißbiers so gewöhnt, dass ich ihn nicht mehr als so beeindruckend empfinde? Oder beides?
Oder hat die Schneider-Brauerei gar – wie bei den so genannten „Fernsehbieren“ auch deutlich zu beobachten – vor dem schalen Geschmack der Masse kapituliert und bewusst etwas Geschmacksintensität herausgenommen, um die anspruchslose Massenkundschaft nicht zu vergrätzen? Das wäre schade. Wir kennen doch das endlose Gejammer der Möchtegern-Biertrinker: „Ich trinke gerne Weißbier, aber es darf nicht so sprudelig sein.“ – „Und so vollmundig und bananig auch nicht.“ – „Und nicht so füllig.“ – „Und wenn ich Pils trinke, darf es nicht so bitter sein.“ – „Und der Doppelbock möge bitte nicht so schrecklich malzig sein. Und zu viel Alkohol enthält er auch.“ – „Und Schwarzbier mag ich auch gerne, aber nur, wenn es denn nicht so röstig ist.“ Anstatt sich an Bud light oder ähnliche Dünnbiere zu halten, ruinieren diese „Bierkenner“ irgendwann noch mal die ganze Bierszene. Puh!
Aber wie gesagt: Vielleicht liegt es ja auch an mir, dass ich mit den Jahren zu verwöhnt geworden bin…
Nachtrag 13. Mai 2011: Fast acht Jahre später bot sich die Gelegenheit, endlich einen richtigen Brauereibesuch in Kelheim zu machen:
Eine nette und fachlich auch kundige Führerin begleitete uns am 13. Mai 2011 bei einem Rundgang durch die Brauerei. In einem etwa viertelstündigen Film wurden wir mental auf die Brauereibesichtigung eingestimmt und erfuhren eine Menge über die Geschichte der Brauerei. Bemerkenswert, dass mit Georg VI. Schneider nun ein Chef das Ruder übernommen hat, der gerne auch mal experimentiert und mittlerweile zusätzlich zum gewohnten Angebot der Brauerei auch ein paar Bierspezialitäten entwickelt und auf den Markt gebracht hat. Wir waren gespannt, sollten doch genau diese Spezialitäten auch anschließend in der Verkostung auf uns warten.
Nun ging es aber zunächst ins Sudhaus, das uns – für eine reine Weißbierbrauerei recht ungewöhnlich – mit gigantischen Sudkesseln und Maischebottichen beeindruckte. Den Gärbereich mit seiner klassisch offenen Gärung durften wir leider nicht betreten, und da das Bier aus dem Gärbottich ohne Umweg über eine Lagerung zur Endvergärung auf Flaschen gefüllt wird, ging es somit direkt in die Flaschenabfüllung. Die war heute zwar außer Betrieb, aber dafür konnte unsere Führerin mit einer netten Überraschung aufwarten: Auf einem hundert Jahre alten Flaschenfüller durfte sich jeder von uns eine eigene Bügelflasche per Hand befüllen, verschließen und etikettieren.
Anschließend liefen wir zur Verkostung in den Biergarten gleich nebenan, wo unter dem dichten, grünen Laubdach der Nussbäume sorgfältig aufgereihte Flaschen auf uns warteten. Von TAP 1 bis TAP 7, so nennt Georg VI. seine Produktpalette mittlerweile, waren alle Sorten dabei. Und während die klassischen Schneider-Biere mit mäßigem Interesse, aber doch viel Freude getrunken wurden, sorgten die Grüne Weiße und die Hopfenweiße für kontroverse Diskussionen. Den meisten von uns waren sie viel zu hopfenbetont, aber ein kleiner Kern Bierbegeisterter hielt sie für eine Offenbarung. Die Grüne Weiße, TAP 4 „Mein Grünes“, wartete mit einem Aroma von frischen, grünen Hopfendolden auf, wie kaum ein zweites Bier, und schon gar kein obergäriges Weißbier. Und die Hopfenweiße, TAP 5 „Meine Hopfenweisse“, kombinierte eine extreme Hopfenbittere mit den fruchtigen Aromen eines Weißbiers und sage und schreibe 8,2% Alkohol, Ein gigantisches Bier. Aber definitiv nichts gegen den Durst, sondern eher für den Genuss, für den schlückchenweise zu erfahrenden Kontrast mit einer herrlichen Süßspeise, beispielsweise.
Schneider Weisse – G. Schneider & Sohn GmbH
Emil Ott Straße 1 – 5
93 309 Kelheim
Bayern
Deutschland
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