„Da ist Ihr erster Arbeitstag nach Ihrem langen Wochenende nicht so schlimm“, textete mein Vorzimmer und schickte mir ein Foto von einem Bierpaket, das auf meinem Schreibtisch auf mich wartete. „Lassen Sie sich Ihre Bierlieferungen jetzt immer auf die Arbeit senden?“, lautete die unvermeidlich lästernde Nachfrage, und ich konnte das breite Grinsen der Absenderin in Gedanken vor mir sehen.
„Wer schickt mir mein Bier denn an meine Büro-Adresse?“, lautet dann auch die Frage, die mir im Kopf herumgeht, als ich mein Büro betrete. „Ich versuche, diese beiden Welten Arbeit und Bier doch sorgfältig zu trennen.“ Aber tatsächlich: Die Brauerei Aying hat mir ein Bierpaket mit insgesamt sechs Halbliterflaschen Ayinger Jahrhundertbier an meine Büroadresse zugestellt. Wo immer die Brauerei diese Adresse auch her haben mag.
Na gut, ein gutes Bier ist immer etwas Feines, und wenn ich es gratis zugesandt bekomme, dann natürlich noch besser. Ich nehme das Paket, hebe es vom Schreibtisch und stelle es an die Seite, als mir ein dunkelblauer Flyer entgegenfällt, der noch am Kartondeckel gehangen hatte:
„Einladung“ steht darauf, und „Videokonferenz“, und langsam dämmert es mir. Ach ja, da war ja diese Veranstaltung am 14. Juli, eine wichtige Besprechung mit „Real Life Influencern“, wie ich sie immer scherzhaft nenne. Keine Influencer aus den Social Media, die mit prächtigen und optisch ansprechenden, inhaltlich aber meist äußerst dürftigen Selbstinszenierungen Werbung für alle möglichen Lifestyle-Produkte machen, sondern echte Entscheider. Menschen aus dem wirklichen Leben, die realen Einfluss und Gestaltungsmacht haben und Dinge in Bewegung setzen oder ändern können.
Seit einigen Wochen habe ich angesichts der CoViD-19-Pandemie damit gerechnet, dass eine Absage dieser Besprechung ins Haus flattern wird. Stattdessen: Ein Bierpaket und die Bitte, die Veranstaltung doch gerne virtuell per Videokonferenz durchzuführen, und sie statt mit dem üblichen Catering mit Schnittchen und Getränken doch lieber mit einem deftigen bayerischen Bier zu begleiten.
Nun denn. Sechs Halbe sind zwar für eine Videokonferenz etwas zu viel, selbst wenn diese auf vier Stunden angelegt ist, aber die Geste zählt. Ein Bier während der Konferenz, die anderen fünf vorher oder nachher oder, noch besser, für mein Vorzimmer. Dort freut man sich doch auch auf einen leckeren Schluck.
Ein zufälliges Überlappen meiner beiden Interessensphären also – ein feines Bierpaket, aber ohne Bezug zu meinem Hobby, lediglich beruflich veranlasst.
Nett!
Bierpaket aus Aying
Brauerei Aying Franz Inselkammer KG
Zornedinger Straße 1
85 653 Aying
Bayern
Deutschland
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