Königsegger WalderBräu
Königseggwald
DEU

Immer wieder entdecke ich Brauereien, die eine bunte und abwechslungsreiche Geschichte haben, eine Geschichte voller Abenteuer, Besitzerwechsel, Pleiten und Erfolge. Nicht immer ist alles spektakulär, oft aber interessant, und häufig spiegelt sich eine gesellschaftliche Entwicklung in dem wider, was eine Brauerei durchgemacht hat.

Außenansicht

Zwar ist entdecken im Fall der Königsegger WalderBräu vielleicht doch etwas zu viel gesagt, denn eigentlich war es nur ein zufälliges Vorbeifahren mit der Gelegenheit, ein paar Bilder von außen zu machen, aber auf ein paar interessante Fakten in der Geschichte der Brauerei bin ich trotzdem gestoßen.

Wie es gelegentlich schon mal passiert, war es lediglich eine Zufallsentdeckung. Wir fahren mit dem Auto über die Dörfer und sehen ein Hinweisschild, das uns auf die Brauerei aufmerksam macht. Später Nachmittag ist’s, alle Türen und Tore sind geschlossen, und ich kann lediglich eine Handvoll Bilder von außen machen. Weiter geht’s also, und erst am Abend im Hotel finde ich Zeit und Ruhe, mich näher mit der Königsegger WalderBräu zu befassen.

Walderbräu Spezial

Letzteres fällt mir insofern leicht, als dass in unserem Hotel ein Bier dieser Brauerei ausgeschenkt wird, und zwar das 5,2%ige Spezial – hell, blankfiltriert, mit schneeweißem Schaum und leicht malzigem Aroma. Mild und sehr gut trinkbar gegen den ersten Durst. Parallel zum Genuss scrolle ich durch die Hintergrundinformationen zur Brauerei:

1822 ist sie gegründet worden, vor fast zweihundert Jahren, und um 1900 ist sie von Fridolin Härle übernommen worden. Härle? Ganz recht, ein Angehöriger der Familie von Clemens Härle, die in Leutkirch nach wie vor die Härle-Brauerei betreibt. Fridolin war ein jüngerer Bruder von Clemens.

Rund hundert Jahre wurde die Brauerei von Fridolin Härle und seinen Nachkommen betrieben, aber nach der Jahrtausendwende kam sie in finanzielle Schwierigkeiten. Die Craftbier-Bewegung und mit ihr die Wiederbesinnung auf regionale Spezialitäten hatte noch nicht begonnen, und Kleinbrauereien wie die, die sich damals noch Härle-Brauerei KG Königseggwald nannte, gingen in Deutschland reihenweise „über den Deister“.

dieses Hinweisschild hatte uns erst auf die Brauerei aufmerksam gemacht

Die Menschen in und rund um Königseggwald wollten das so nicht hinnehmen, und da sich kein Investor fand, der die Brauerei übernehmen und retten wollte, wurde kurzerhand erst eine Bürgerinitiative und dann eine Aktiengesellschaft gegründet. Für 500,- EUR pro Aktie konnten sich die Bürger der Region an der neuen Brauerei, die nun Königsegger WalderBräu AG hieß, beteiligen, sich als Brauereibesitzer fühlen und einmal im Jahr ihre Dividende in Form von Bier genießen.

Offensichtlich funktioniert dieses Modell nun seit achtzehn Jahren und zeigt uns, dass es sich lohnt, wenn Menschen aus der Region zusammenhalten und ein gemeinsames Ziel verfolgen.

Zutritt nur für Aktionäre

Die Brauerei produziert ein für eine Regionalbrauerei ordentliches Portfolio an Bieren: Edelpils (4,9%), Helles (5,2%), Spezial (5,2%), Dunkel (4,9%), Märzen (5,6%), Lager (4,9%), Hefeweizen (5,2%), Kristall (5,0%) und Festbier (5,6%).

Die Königsegger WalderBräu ist montags bis freitags von 07:00 bis 12:00 und von 13:00 bis 16:30 geöffnet (freitags nur bis 16:00 Uhr). Sie bietet Brauereiführungen nach telefonischer Absprache an (derzeit wegen Corona allerdings nicht). Zu erreichen ist sie sinnvollerweise nur mit dem Auto.

Bilder

Königsegger WalderBräu AG
Hauptstraße 6
88 376 Königseggwald
Baden-Württemberg
Deutschland

2 Kommentare

  1. Hervorragend. Das ist ein guter Tipp, Gernot!

    Ich hatte den Bahnhof zwar gedanklich auf dem Schirm, aber er wird nicht regelmäßig angefahren und somit auch in der Fahrplanauskunft nicht angezeigt. Und Busse fahren auch nur selten. So kann man aber wenigstens eine Erlebniszugfahrt mit dem Brauereibesuch verbinden – am Wochenende.

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