D’r Bündlittbock et.al.
Dornbirn
AUT

Die GENUSS.bier.pur Edition 2020

Reklame?*

Ohne Vorankündigung, einfach so, steht ein großes Bierpaket im Hausflur. Absender: Einmal wieder mein guter Freund aus Vorarlberg, der Biersommelier Dominik Ahmidou-Fend. Der Inhalt: Eine Flasche D’r Bündlittbock aus der Mohrenbrauerei in Dornbirn, die diesjährige GENUSS.bier.pur Edition des GENUSS Magazins.

Bierpost vom Biersommelier Dominik Ahmidou-Fend

Jedes Jahr gibt das GENUSS Magazin eine besondere Bier-Edition heraus, die in Zusammenarbeit mit einer jeweils wechselnden österreichischen Brauerei hergestellt wird. Exklusiv, da nur über das Magazin und in der jeweiligen Brauerei erhältlich. Originell, da jeweils nach einem besonderen Rezept gebraut.

Und damit die eine Flasche sich im Paket nicht so einsam fühlt, hat Dominik kurzerhand fünf weitere Bierflaschen hinzugepackt. Eine kleine und schmackhafte Überraschung für die Herbstzeit und die Ausgangsbeschränkungen während der zweiten Welle der CoViD-19-Pandemie.

sechs interessante Biere

Sorgfältig verstaue ich die sechs Flaschen im Bierkühlschrank, und während der folgenden Tage verkoste ich sie gemeinsam mit meiner holden Ehefrau – teils zuhause, teils aber auch unterwegs auf Wanderungen im Allgäu.

Destillerie Harald Keckeis – Stillman’s, Bier aus Whisky-Malz

„Stillman’s Bier wird mit Whisky-Malz gebraut, um daraus Whisky zu brennen. Einen kleinen Vorrat davon füllt der ‚Stillman‘ genannte Brennmeister jedoch traditionell als außergewöhnliche Bierspezialität ab. Stark, würzig und mit der rauchigen Seele eines echten Malt.“, steht auf der braunen 0,75-l-Flasche, die mit einem simplen, schwarzen Kornkorken verschlossen ist. Jahrgang 2017 steht ebenfalls noch drauf – vor drei Jahren ist es also gebraut worden. Hellgolden fließt das von der Destillerie Harald Keckeis produzierte Bier ins Glas, es bildet sich fast kein Schaum, und nur eine leicht opake Trübung ist zu erkennen. Die Nase erfasst ganz dezente Rauchnoten, ein bisschen Honig und etwas Biskuit. Das Bier fließt leicht viskos und weich auf die Zunge, verbreitet eine deutliche Süße, und langsam macht sich im Mund und am Gaumen eine ganz feine Rauchigkeit breit, die die Schleimhäute dünn belegt. Nach dem weichen Schluck, der frei von jeder Bittere ist, kommen die Raucharomen noch einmal retronasal zur Geltung und klingen dann langsam ab. Nach dem dritten, vierten Schluck erst kommt im Hals eine leichte alkoholische Wärme zum Vorschein, die auf die 8,0% dieses Biers hinweist. Eine ganz ungewöhnliche, aber sehr interessante und wohlschmeckende, ausgewogene Komposition!

Mohrenbrauerei – D’r Bündlittbock altbierbock

„D’r Bündlittbock altbierbock“ ist die diesjährige GENUSS.bier.pur Edition in Österreich, gebraut in der Mohrenbrauerei in Vorarlberg in Zusammenarbeit mit dem GENUSS Magazin. Kräftig braun fließt er ins Glas und bildet eine feste, kremige, leicht beigefarbene und recht lange haltbarer Schaumschicht. Beim Schnuppern am Glas identifiziere ich klassische, leicht röstige Altbieraromen und fühle mich an die längste Theke der Welt in die Düsseldorfer Altstadt versetzt. Noch einmal schnuppern, und ich registriere auch einen ganz dezenten Hauch von Rauch. Der Antrunk bringt eine leichte, rasch verfliegende Süße auf die Zungenspitze, begleitet von einer durchaus präsenten Säure, die anfangs sogar störend wirkt und erst dann dezent in den Hintergrund abtaucht, als ich beginne zum Bier auch ein paar Stückchen deftige Wurst zu essen. Auf der Zunge macht sich selbstbewusst auftrumpfend der röstige und kernige Charakter dieses 6,7%igen Biers breit, man spürt, dass es mehr als ein „normales Altbier“ ist. Nach dem Schluck bleiben die Röstaromen noch ein Weilchen haften, und retronasal meldet sich für einen Moment auch der Rauch noch einmal zu Wort. Ein kräftiges Bier zu deftigem Essen, das ohne die Säure noch ein bisschen besser aufgestellt wäre.

Seinen Namen hat dieses Bier vom Bündlittbock, einem Geißbock aus der Sagenwelt Vorarlbergs:

„Durch die Bündtlitten (Furname in Dornbirn für die Wiesen längs des Steinebaches zwischen Weppach und Kehlen) springe nächtlicherweile ein feuriger Geißbock auf und ab. Es sei der Geist eines betrügerischen Bauern, der dort zu seinen Lebzeiten Feldmarken versetzt habe und für diese Schuld keine Ruhe finden könne. An die 500 Jahre gehe er schon um. – Heute ist die Bündtlitten zum größten Teil verbaut und der armen Seele mag es zu unruhig zum ‚Goasta‘ geworden sein, denn in den letzten Jahren hat niemand mehr den Bündtlittbock gesehen.“

(Zitat von der Website sagen.at.)

Grabhers Sudwerk – Harvest Ale

Das „Harvest Ale“ ist ein 5,3%iges American Pale Ale der kleinen Brauerei Grabhers Sudwerk in Bregenz. Bereits während des Einschenkens entwickelt sich trotz aller Vorsicht eine gewaltige Schaummenge. Als sie den Glasrand erreicht, setze ich das Glas vorsichtig ab, aber es schäumt weiter und weiter. Der Schaumberg wächst. In schier endlosen Reihen steigen die Kohlensäurebläschen im Glas hoch und nähren den Schaum von unten, oben trocknen die Schaumbläschen an und bilden eine feste Schicht, die immer höher wächst. Fast schon komme ich mir vor wie im Märchen „Töpfchen, koch!“ der Brüder Grimm. Mit einem Löffel hebe ich den Schaum ab, um überhaupt irgendwann einmal einen Probeschluck nehmen zu können. Der ist dann allerdings ganz angenehm. Fruchtnoten, eine präsente, aber nicht übertriebene Bittere und ein trotz aller Bittere immer noch weicher Abgang prägen das Bier. Die Farbe ist mit einem dunklen Gelb und einer leichten, gleichmäßigen Trübe auch recht schön, und das Aroma, das sich irgendwann durch die dicke Schaumschicht kämpft, gefällt mit Grapefruit-Noten und einem feinen, harzig-kräuterigen Hintergrund.

Grabhers Sudwerk – Trinity

„Trinity“ ist ein India Pale Ale, ebenfalls von Grabhers Sudwerk und ebenfalls mit 5,3% Alkohol. Seine leuchtend orangene Farbe kontrastiert wunderbar mit dem eisigen Blau, das noch zwischen den Bergen über den mit Rauhreif bedeckten Wiesen schwebt und von der Morgensonne nur zögernd aufgelöst wird. Frühstücksbier auf einem der niedrigeren Gipfel in der Nachbarschaft. Der schneeweiße Schaum hält sich recht lang, gibt aber irgendwann die Aromen frei und ich rieche tropische Früchte. Ich nehme einen großen Schluck und freue mich, dass die Aromen spielerisch ohne jede Schwere auf der Zunge herumtanzen. Eine feine Herbe schlägt dazu den Takt, ohne das zu kräftige Basslinien nur noch auf das Zwerchfell schlagen. Im Schluck ergänzt die Herbe wunderbar die Aromen, die von den Sonnenstrahlen nun im Wald freigesetzt werden. Ein ganzheitlich-paradiesisches Erlebnis – frühmorgens auf dem Gipfel mit diesem Bier!

Robinsons Brewery – Trooper

In einen tiefen inneren Konflikt stürzt mich das nächste Bier, das „Trooper“ der Robinsons Brewery aus England. Das Bier wurde zusammen mit Bruce Dickinson, dem Sänger von Iron Maiden gebraut und ist seit 2013 auf dem Markt. Es hat eine schöne Kupferfarbe, weist 4,7% Alkohol auf und ist klar, mit nicht allzu viel Schaum. Der Geruch ist karamellig und angenehm, und auf der Zunge wirkt das Bier im allerersten Moment angenehm süßlich, bis sich dann – leider, leider – auf der ganzen Zunge ein pelziger, adstringierender Eindruck breitmacht, geschmacklich begleitet von nassem Karton. Der Eindruck bleibt bis lange nach dem letzten Schluck auch im Rachen haften. Es ist nicht der typische Oxidationsgeschmack, sondern ich vermute, dass es von der Hefe kommt, auch wenn es von der Charakteristik her in die gleiche Richtung wie Oxidation geht. Für mich wird dieses Bier dadurch absolut unattraktiv. Und da ist er, mein Konflikt: Iron Maiden, eine der besten Rockbands des Planeten, und dann schmeckt mir deren Bier nicht. Der heimliche Metal Head ist betrübt.

Brouwerij de Molen – Heidi & Peter

„Heidi & Peter“ – die heile Bergwelt wartet in der letzten der sechs Flaschen auf mich. Warum die Brouwerij de Molen dieses Bier, ein Bourbon Barrel Aged Honey Imperial Stout mit 11.4% Alkohol, ausgerechnet nach diesen beiden Schweizer Romanfiguren benennt, ist nicht nachvollziehbar, zumal der Inhalt der Flasche alle möglichen Assoziationen zulässt, aber nicht die mit Schweizer Alpen, grünen Wiesen, blauweißem Himmel und schneebedeckten Bergen. Aber egal. Ich öffne die mit rotem Wachs versiegelte Flasche (ich hasse das und warte noch auf den belastbaren Beweis, dass diese Versiegelung die Haltbarkeit eines Biers wirklich deutlicher verbessert als einfach nur hochwertige Kronkorken zu kaufen …) und schenke ein. Tiefschwarz und fast ölig fließt das Bier ins Glas und bildet eine dicke, dunkelbeigefarbene Schaumschicht, die allerdings rasch zusammenfällt. In der Nase spüre ich eine gewisse alkoholische Schärfe, die aber rein bleibt und nicht spritig oder in Richtung von Fuselalkoholen abgleitet. Auf der Zunge erst kommen leichte Bourbon-Aromen zur Geltung, den Honig, von dem das Etikett spricht, kann ich erst retronasal nach dem Schluck identifizieren. Ebenfalls nach dem Schluck spüre ich eine leichte, angenehme alkoholische Wärme. Ein wunderbares Bier, dessen einziges (kleines!) Manko die alkoholische Schärfe ist – das habe ich bei vergleichbaren Prozenten in anderen Bieren schon etwas besser eingebettet erlebt. Gleichwohl: Eine große Genussempfehlung!

Sechs spannende Biere, jedes für sich eine besondere sensorische Erfahrung.

Einen besonders herzlichen Dank an den Biersommelier Dominik Ahmidou-Fend für diese herbstliche Überraschung!

Auspacken und Verkostung

D’r Bündlittbock et.al.
Mohrenbrauerei
Doktor-Waibel-Straße 2
6850 Dornbirn
Österreich

* Reklame? Es gibt immer wieder Diskussionen, ob die Beschreibung von Artikeln, die ich kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen habe, Reklame ist. Im Zweifelsfall sollte ein Blogbeitrag daher entsprechend gekennzeichnet werden. Ich habe die Flasche D’r Bündlittbock und den Rest des Bierpakets vom Biersommelier Dominik Ahmidou-Fend aus Vorarlberg gratis bekommen, der der Mohrenbrauerei nahesteht. Bei der Rezension habe ich versucht, mich davon nicht beeinflussen zu lassen.

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