13. Wirtueller Stammtisch 2.0
Ried im Innkreis
AUT

Schau zuwa, schau zua! #bier dringa #dahoam bleib’n #leben retten

Ein Stammtisch lebt vom live Dabeisein. Die Gespräche mäandrieren hin und her, man erzählt mal hiervon, mal davon, trinkt ein Bier dazu, knufft sich in die Seite, und eh man sich’s versieht, ist schon wieder ein Abend rum.

Virtuell geht das auch. Also … abgesehen vom In-die-Seite-knuffen, jedenfalls. Muss es gehen, wenn Corona persönliche Treffen verbietet. Und so lädt Karl Zuser jun. zum Wirtuellen Stammtisch ein, mit wechselnden Gästen. Heute, am 15. Dezember 2020, beim mittlerweile schon 13. Wirtuellen Stammtisch 2.0 (die Version 1.0 lief während der ersten Lockdown-Phase im Frühjahr), trifft er sich mit Axel Kiesbye, und aus dem, was als ein simpler Online-Stammtisch geplant ist, wird blitzschnell ein echtes Expertengespräch, und aus der geplanten einen Stunde werden satte zwei.

Gespräch mit Axel Kiesbye

Unglaublich, was Axel Kiesbye alles weiß und wie er es humorvoll und spannend anzubringen vermag. Daher gilt für diesen Stammtisch: Wer nicht dabei sein kann, muss ihn sich unbedingt hinterher in Karls Instagram-Archiv anschauen.

Die Vielfalt an Themen, die Karl und Axel anreißen, ist enorm. Es beginnt mit einer Diskussion über die Rolle von Fassbier in der Gastronomie einschließlich der These, dass wir ohne Fassbier die Gastronomie in der heutigen Form vielleicht gar nicht hätten.

Dann kommen die Sudplanung in einer Brauerei angesichts sich rasch wandelnder äußerer Bedingungen, technische Details eines Patents von Axel mit flachem und eher breitem Gärbottich, der die Hefe weniger stresst und daher bessere Aromen produziert, und natürlich, das darf nicht fehlen, auch das Waldbier zur Sprache.

Weiter geht’s über die Rolle der Gastronomie und der Wirtschaften in einer funktionierenden Gesellschaft, über Bierpreise, die Sinnhaftigkeit, in einem guten Restaurant das gleiche Bier anzubieten wie nebenan an der Trafik, wo es für ein Drittel des Preises oder noch weniger zu kaufen ist …

Karl und Axel

Die Biersommelierausbildung darf ebenfalls nicht fehlen, ist doch das Konzept der Biersommeliers von Axel Kiesbye begründet worden. Spannend, zu hören, dass sie sich eigentlich an Gastronomen richten sollte, damit die ihre Biere besser promoten können und vor allem zu ihren Speisen das jeweils passende Bier anbieten können. Stattdessen kommen vorwiegend Menschen aus der Bier- und Brauereiwelt zu den Kursen, während die meisten Gastronomen sich dem Thema Bier nach wie vor nur ungern in der gebotenen Tiefe widmen. Es muss daher vom Konsumenten, vom Markt also, Druck auf die Gastronomen gemacht werden, damit diese das Bier besser vermarkten und anbieten.

Wie immer schließt das Gespräch nicht ohne die zwei Pflichtfragen Karls, nämlich zunächst die nach dem Lieblingsbier (Axels Antwort: „Ich bin auf der Suche nach dem ultimativen Porter …“, am liebsten ohne Kaffeenoten, nur mit Schokolade) und dann die so kurze und doch so schwierige Frage: „Was ist für Dich Craftbier?“ – Aber auch hier ist die Antwort klar: „Craft ist die Seele des Bieres. Es heißt, dass die Macher des Bieres sich bei allem was sie tun, Gedanken machen, (…) dass sie zu ihren Produkten eine Beziehung haben.“

Ein sehr lehrreicher und gleichzeitig kurzweiliger Stammtisch, den ich mir auf meiner Seite mit zwei Bieren noch angereichert habe:

Room 19 – The Corona Room

Zu Beginn gab es das „Room 19 – The Corona Room“. Es ist eine 4,0%ige Berliner Weisse mit Rote Bete. Das Bier ist in Kooperation zwischen Freigeist Bierkultur, der Braumanufaktur Hertl und der Berliner Straßenbräu entstanden und wurde bei der Vormann-Brauerei in Hagen-Dahl gebraut und abgefüllt. Leuchtend rot steht es im Glas, der Schaum, der sich nur zaghaft bildet, zerfällt recht rasch wieder. Ich schnuppere am Glas und rieche in erster Linie die erdigen Aromen der Rote Bete. Gewöhnungsbedürftig. Die Säure des Biers balanciert die Erdigkeit der Rote Bete aber hervorragend aus, und umgekehrt nehmen eben die erdigen Aromen der Säure ihre Schärfe. Ein überraschend ausbalanciertes Bier.

Berlin Jam – Berliner Weisse Wild Berries

Nachdem der Stammtisch nahezu doppelt so lange geht, wie geplant, muss ich mir ein zweites Bier holen, und zwar das „Berlin Jam“, eine Berliner Weisse mit Wild Berries aus der Berliner Brauerei BRŁO. Ebenfalls 4,0% Alkohol, ebenfalls mit einer kräftigen Säure und einer leuchtend roten Farbe, aber deutlich trüber, geradezu milchig und von dunklen, roten Beeren geschmacklich dominiert. Auch sehr spannend.

Zwei interessante Biere jenseits des Mainstreams, die einen noch viel interessanteren Stammtisch begleitet haben.

13. Wirtueller Stammtisch 2.0
Gasthof Riedberg
Südtiroler Straße 11
4910 Ried im Innkreis
Österreich

3 Kommentare

  1. Menschen wie Axel sollten einfach nur predigen dürfen und sich nicht mit dem widerlichen Geschäftsgebaren der Branche auseinandersetzen müssen. Ein Aufenthalt bei ihm ist unglaublich. „Esther, würdest Du mein Lieblingsbier mit mir trinken?“ Das ist eine distinguierte Bierseele! Ich wäre am liebsten auf dem „Berg“ geblieben!

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