L’Improbable
Paris
FRA

Das Prinzip Dauer-Camper. Der Mensch kauft sich einen Wohnwagen, um umherzuziehen, seinen Urlaub mobil zu verbringen, mal hier, mal da übernachten zu können. Nach kurzer Zeit schon gefällt es ihm irgendwo besonders gut und er beschließt, ein wenig länger zu bleiben. Es war sowieso gerade etwas lästig geworden, immer nur mit 80 km/h über die Autobahn zu rollen und in den Serpentinen der Berge mit fast kochendem Motor im Schneckentempo dahinzuzockeln.

Und so wird er auf einem Campingplatz sesshaft. Der Wohnwagen wird abgestellt, ein Dauerplatz gemietet. Der Wagen wird aufgebockt, gegebenenfalls die Räder abmontiert. Eine feste Stromversorgung wird installiert, ein Zaun, vielleicht sogar ein Mäuerchen rundherum gezogen, ein Gärtchen angelegt. Und ich stelle mir die Frage, warum der gute Camper denn nicht von vornherein lieber ein Gartenhäuschen bezogen hat …

ein Streetfoodwagen wird sesshaft

So ähnlich scheint es mit der kleinen Bar L’Improbable gewesen zu sein. Streetfood. Mit dem VW Bulli durch die Welt und leckeres Essen verkaufen. Mal hier, mal dort. Dann wird die Fahrerei lästig. Man findet mitten in Paris eine Hofeinfahrt, durch die der kleine Bulli gerade so hindurch passt und wird sesshaft. Eine kleine Bar wird neben den Bulli gestellt. Der Innenhof wird überdacht. Ein kleiner Sanitärcontainer kommt hinzu, und ein Sammelsurium von Tischen und Sitzgelegenheiten wächst auf. Immer mehr dekorativer Kram wird an den Wänden und zwischen den Tischen angebracht, und aus dem einstmals ungemütlichen Innenhof wird ein liebenswertes, buntes, einladendes und heimeliges Durcheinander. Eine neue Bar ist geboren.

Ich weiß nicht, ob es wirklich so war, aber steht man in der Bar L’Improbable, dann hat man das Gefühl, genauso könnte es gewesen sein!

leckere Burger

Es ist recht voll heute, obwohl es doch ein ganz normaler Werktag ist. Ich finde noch ein kleines Tischchen und gehe an die aus Holz gezimmerte Bar. Verschiedene Burger gibt es, mit spannenden, ungewöhnlichen, gerne auch vegetarischen Zutaten. Aber das interessiert mich nur am Rande, ich entscheide mich rasch für etwas Orientalisch-Vegetarisches, und dann lese ich – viel wichtiger! – die kleine Kreidetafel mit den hier angebotenen Spezialbieren.

Um sich Craftbier-Bar nennen zu können, dafür reicht das Angebot von fünf verschiedenen, wenn auch guten und interessanten Flaschenbieren sicherlich nicht aus, aber wie mir die freundliche junge Dame erklärt, wechseln die Biere auch immer wieder durch, und wenn ich ein paar Tage später wieder käme, würde ich sicherlich neue Sorten vorfinden. Sie würde sich auf meinen erneuten Besuch freuen!

ein paar feine Flaschenbiere

Ich beginne mit einem Stouterik, einem Stout der Brasserie de la Senne aus Brüssel. Ein kräftiges, dunkles und leicht röstiges Bier. Lecker, wenn auch aus dem einfachen Wasserglas ein wenig merkwürdig zu trinken.

Das nächste Bier stellt mich vor eine gewisse Herausforderung. Ciron Givré steht auf dem Etikett, und als ich mal eben im Internet nachsehen möchte, was das für ein Bier ist, stelle ich fest, dass es dazu gar keine Informationen gibt. Habe ich hier eine völlig neue Spezialität entdeckt? Nein, erst nach ein paar Minuten finde ich den kleinen Vermerk: „Citron Givré brewed by Les Brasseurs du Grand Paris, sometimes mislabeled on the bottles as ‚Ciron Givré‘“ Aha. Fehldruck auf dem Etikett, aber aus Sparsamkeitsgründen trotzdem so in den Handel gebracht … Und hätte ich die Kreidetafel aufmerksamer studiert, wäre mir das schon viel früher aufgefallen, denn dort steht korrekt Citron Givré. Nun ja. Aber lecker ist das Bier. Ein feines IPA, schön hopfenaromatisch und fruchtig.

Volcelest Triple

Ein drittes Bier geht noch – wir sind schließlich zu zweit hier, und können teilen. Das Volcelest Triple der Brauerei La Vallée de Chevreuse. Sehr estrig-aromatisch, mit komplexen und fruchtigen Aromen, sehr dicht und deutlich spürbar alkoholisch. Ein schönes Abschlussbier zum Aufwärmen, bevor es wieder hinaus in die Kälte und auf dem Heimweg geht.

Ich sehe mich noch einmal um, betrachte das kunterbunte Durcheinander. Eine lustige Atmosphäre, leckeres Bier, schmackhaftes Essen, viele junge Menschen, fröhlich lachend. Gerne wieder. Trotz des hohen Pariser Preisniveaus.

Die Bar L’Improbable ist zwar keine echte Bierbar, bietet aber eine kleine Auswahl sehr guter Craftbiere aus der Flasche an. Sie ist täglich ab 12:00 Uhr durchgehend geöffnet, sonnabends und sonntags schon ab 11:00 Uhr. Montags ist Ruhetag. Sie liegt ein wenig ostwärts des Centre Pompidou in einer kleinen Nebenstraße und ist mit den Metrolinien 1 und 11 gut zu erreichen, Haltestelle Hôtel de Ville.

Bilder

L’Improbable
5 Rue des Guillemites
75 004 Paris
Frankreich

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