Gaffel Wiess
Köln
DEU

Vom Experiment zum festen Angebot

Reklame?*

Groß war die Überraschung gewesen, als ich im Frühjahr 2020 ein paar Flaschen mit einem Bier zugesandt bekommen hatte, dass es eigentlich doch gar nicht in Flaschen gab: Das Gaffel Wiess.

Ein historischer Bierstil: Ein ungefiltertes Obergäriges. Ein Bier, wie es gebraut wurde, lange bevor die Menschen auf die Idee kamen, der Optik und der Haltbarkeit wegen alle guten, gesunden und schmackhaften Bestandteile aus dem Bier herauszufiltern, ja, dieses Filtern für manche Bierstile sogar zwingend vorzuschreiben.

Kölsch beispielsweise ist so ein neumodischer gefilterter Bierstil. Seit 1985 definiert die Kölsch-Konvention diesen Stil als „helles, hochvergorenes, hopfenbetontes, blankes obergäriges Vollbier“; alle Biere, die nicht „blank“ sind, dürfen sich also nicht Kölsch nennen. Und blank wird ein Bier nur, wenn es gefiltert wird.

Das Wiess, der ungefilterte Vorläufer des modernen Kölsch, ist dadurch ein bisschen in Vergessenheit geraten, und ich fand es letztes Jahr mutig von der Privatbrauerei Gaffel, dieses Bier neu auf den Markt zu bringen.

Jetzt, in 2021, finde ich es in der Rückschau noch viel mutiger, dass dieses Bier zu Beginn der CoViD-19-Pandemie ausschließlich als Fassbier auf den Markt gebracht wurde – die wenigen Flaschen, die an Bierliebhaber und Multiplikatoren verteilt wurden, gab es im Handel ja nicht. Man merkte es unter anderen daran, dass es gar keine Etiketten gab, sondern die Flaschen nur mit kleinen Aufklebern markiert waren. Andererseits: Wer konnte im Juni auch ahnen, dass uns die Pandemie ein Jahr später immer noch im Griff haben und dass Fassbier einer der unverkäuflichsten Artikel überhaupt werden würde?

ein Überraschungspaket aus Köln

Für diesen Sommer hat sich die Privatbrauerei Gaffel mit dem Gaffel Wiess anders aufgestellt: Von Anfang an wird das Bier auf Flaschen gefüllt, es gibt – natürlich! – auch richtige Etiketten, und stolz packt daheim meine holde Ehefrau am 13. März 2021 ein an mich adressiertes Paket aus, das sechs dieser Flaschen enthält. Zum Probieren. Hm, fein! Ich freue mich schon drauf, wenn ich im Sommer aus dem Afghanistan-Einsatz zurückkommen werde und dieses Bier dann genießen kann. Ich habe es als schönes Trinkbier in Erinnerung, und so wird es wunderbar zum sommerlichen Wetter passen.

Gaffel Wiess in der 0,33-l-Euroflasche

Abgefüllt wird es in die gerade in Mode kommenden 0,33-l-Euroflaschen (die Versuchsabfüllung letztes Jahr war noch auf Longneck-Flaschen gezogen). Ein herzliches Dankeschön an die Privatbrauerei Gaffel, und einen Gruß an meine Leser, denen ich hiermit verspreche, im Sommer dann die Verkostungsnotizen nachzuliefern. Bleibt also dran!

Post Scriptum: Beim Lesen des Begleitschreibens im Paket ist mir natürlich eine Sache aufgefallen. Na, Ihr werdet es fast schon ahnen: Der Anglizismus „Drinkability“.

„Drinkability“ vs. „Durchtrinkbarkeit“

Mir gefällt er nicht, und wie Ihr wisst, kämpfe ich ja schon seit geraumer Zeit für den Begriff Durchtrinkbarkeit. Klingt vielleicht auf den ersten Blick etwas holprig, aber mir gefällt er. Besser jedenfalls als die im Kreise der Önologen (Weinkenner) genutzte Bezeichnung „Trinkigkeit“. Also: Ein Bier mit hoher Durchtrinkbarkeit wartet auf mich und auf das zum Durchtrinken passende Wetter!

Nachtrag 1. April 2021: Aufgrund einer überraschenden Lageänderung hat es nicht bis zum Juli gedauert, bis ich aus dem Afghanistan-Einsatz zurückkehre, und somit gibt es die für den Sommer versprochenen Verkostungsnotizen bereits heute:

Verkostung: Gaffel Wiess

Eine schneeweiße und stabile Schaumkrone steht oben auf dem Bier, das durch eine hellgelbe Farbe und eine leichte, gleichmäßige Trübung charakterisiert ist. Ein feiner, etwas malziger und würziger Geruch macht Lust auf den ersten Schluck, der sich dann als überraschend weich und samtig erweist. Rund und etwas süßlich fließt das Bier über die Zunge, die Spundung ist erstaunlich niedrig und verleiht diesem Bier eine sehr hohe Durchtrinkbarkeit. Nach dem Schluck ist eine nur sehr dezente Bittere zu spüren, und retronasal changieren die Aromen leicht ins Getreidige. Ein sehr sympathisches Bier, dass trotz wenig Ecken und Kanten nicht gleich ins charakterlos-wässrige einiger Industriebiere abdriftet, sondern beweist, dass zurückhaltende Ausgewogenheit nicht bedeutet, auf Aromen zu verzichten.

Auspacken

Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHG
Ursulaplatz 1
50 668 Köln
Nordrhein-Westfalen
Deutschland

* Reklame? Es gibt immer wieder Diskussionen, ob die Beschreibung von Artikeln, die ich kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen habe, Reklame ist. Im Zweifelsfall sollte ein Blogbeitrag daher entsprechend gekennzeichnet werden. Ich habe die sechs Euroflaschen Gaffel Wiess von der Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHG gratis bekommen. Bei der Rezension habe ich versucht, mich davon nicht beeinflussen zu lassen.

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