Brian Glover
Bier. Die besten Marken der Welt.

Ein Buch aus dem Jahr 2000, das in seiner Art damals sicherlich seine Berechtigung hatte. Ein dicker Bildband mit über 250 Seiten, vollfarbig, großformatig, schwer. Eine der für diese Zeit typischen Bier-Enzyklopädien, in denen Biere aus aller Welt mit großen bunten Bildern und verhältnismäßig wenigen Informationen dargestellt werden. Relikt einer Zeit, in der helle Lagerbiere den Weltbiermarkt dominierten (nun ja, streng genommen tun sie das heute immer noch, nur nicht mehr ganz so monopolistisch) und Bierlokale mit einer Auswahl von 100 Flaschenbieren prunkten, die sich dann meist als 90 helle und überspundete (oft auch überlagerte …) internationale Lagerbiere entpuppten, die alle ähnlich schmeckten und sich nur preislich unterschieden.

Brian Glover
Bier. Die besten Marken der Welt.

Diese Zeiten sind zum Glück vorbei, aber das Buch von damals steht immer noch in meinem Bücherschrank, macht optisch aufgrund seiner Größe viel her und ist inhaltlich eigentlich nicht mehr sehr bedeutend.

Und doch: Betrachtet man es im Kontext seiner Zeit, war es durchaus fortschrittlich und den gelegentlich in den Supermärkten auf den Grabbeltischen ausliegenden sonstigen Bier-Enzyklopädien dann doch überlegen. Der Autor Brian Glover ist Brite und hat eine Reihe von Büchern über Bier und andere Genussmittel geschrieben. Er blickt ohne die Scheuklappen des sogenannten „Reinheitsgebots“ auf die Biere der Welt, kennt sich mit Bierstilen und Brauverfahren aus und weiß die Vielfalt dieses Getränks durchaus zu schätzen. Auf den ersten 70 Seiten des Buchs vermittelt er daher interessantes Wissen, das bei den Volumentrinkern dieser Welt auch heute noch Erstaunen hervorrufen kann.

Natürlich beginnt diese Wissensvermittlung auch in diesem Buch mit der Geschichte des Biers, deren Anfänge Glover – ebenso wie alle anderen Autoren – bei den alten Sumerern verortet. Von deren „Geheimnisvollen Anfängen“ geht es über „Das Mittelalter“, „Das rollende Fass“ (die Rolle der Eisenbahnen), „Das goldene Zeitalter“, „Das zerbrochene Fass“ (die Prohibition) bis zur „Konzentration der Märkte“ und den „Aufstand der Verbraucher“.

„Aufstand der Verbaucher“?

Oder besser „Aufstand der Verbaucher“? Ob dieses Tippfehlers musste ich schon schmunzeln, als ich mir damals dieses Buch gekauft hatte, liegt doch die Assoziation zum Bierbauch nahe – Bier wird verbaucht, das heißt, direkt in einen Bierbauch umgesetzt.

Das nächste Kapitel behandelt die Rohstoffe, und hier macht es sich wohltuend bemerkbar, dass Glover Brite ist: Kein einziges Wort zum sogenannten „Reinheitsgebot“, lediglich einmal eine Textstelle, in der er anmerkt: „Obwohl allein die vier Grundsubstanzen – Wasser, Malz, Hopfen und Hefe – ein gutes Bier ergeben, fügen viele Brauer noch andere Zutaten hinzu. Entweder, um einen bestimmten Geschmack zu erzielen, oder einfach, um Geld zu sparen.“

Nach einer durchaus strukturierten und nachvollziehbaren Erläuterung des Brauprozesses werden die Bierstile der Welt alphabetisch aufgelistet und kurz erläutert – vom Alt bis zum Witbier spannt Glover den Bogen und beweist, dass auch vor mehr als zwanzig Jahren schon eine bunte Vielfalt von Bierstilen existierte, wenn diese auch noch lange nicht die Bedeutung hatte, wie heute.

Irland – als Beispiel für eine Station der „Weltreise“

Auf Seite 70 beginnt dann der den größten Teil des Buches einnehmende Abschnitt „Eine Weltreise“. Nach Ländern sortiert stellt Glover unterschiedliche Bierkulturen vor und listet mit vielen Flaschen-, Gläser- und Etikettenbildern illustriert die wichtigsten Biermarken auf. Gelegentlich bedient er dabei platte Stereotype, und natürlich sind auch nicht alle vorgestellten Biere problemlos zu kaufen oder überhaupt heute noch auf dem Markt. Hier verflacht das Buch zusehends, wenn auch dank der Erfahrungen Glovers (er hat zehn Jahre lang die Publikationen der britischen Campaign for Real Ale CAMRA herausgegeben und war 1994 Bierautor des Jahres) immer mal wieder wertvolle Informationen eingestreut sind.

Ein detaillierter Index schließt das Buch ab – fünf Seiten in winziger Schrift eng bedruckt machen die Navigation im Buch einfach. So man denn eine gute Lesebrille hat.

Das Buch ist 2012 noch einmal aktualisiert und neu aufgelegt worden und ist antiquarisch für wenige Euro zu finden.

Brian Glover
Bier. Die besten Marken der Welt.
Lechner Eurobooks
Limassol, 2000
ISBN 3-89815-090-9

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