Er hat es schon wieder getan!
Erneut hat Mitarbeiter G. aus B. einen Moment abgepasst, als ich kurz nicht im Büro war, und mir – selbstverständlich unter Wahrung aller Abstands- und Vereinzelungsregeln unter Corona-Bedingungen – zwei Flaschen Bier auf den Schreibtisch platziert. Unübersehbar. Damit ist die Gefahr ausgeschlossen, dass ich sie vor der nächsten Videokonferenz nicht entdecke und meine anderen Mitarbeiter neugierig äugen, was in meinem Büro denn da so alles Interessantes in Reichweite der Kamera steht.
Nun denn. Zwei schöne Bierspezialitäten aus dem Hause Störtebeker, der Braumanufaktur in Stralsund. Beides alkohol- und charakterstarke Biere, die detaillierte Verkostungsnotizen verdienen.
Störtebeker Brauspezialitäten – Nordik Porter (9,1%)
Nordik Porter
Pechschwarz und blickdicht ist das Bier, gekrönt von feinem, sahnigem, beigefarbenem Schaum, der überraschend lange stabil bleibt. Leichte Kaffeenoten erschnuppert meine Nase, im Hintergrund eine feine Säure und ein Hauch Metall – wie blankes Eisen. Weich und rund fließt das Bier beim Antrinken auf die Zunge, es machen sich süßliche Malznoten breit, ein wenig Röstnoten, aber überraschend wenig Herbe oder gar Adstringenz. Eher seidig und mild ist die Textur, und auch die Kohlensäure ist zwar durchaus präsent, versteht es aber, sich gerade so weit zurückzuhalten, dass keine übermäßige Spritzigkeit die vollmundige Fülle des Biers zu stören vermag. Der Schluck ist ebenfalls weich, nur eine ganz dezente Bittere macht sich kurz bemerkbar, tritt aber höflich und unauffällig ab, um einer zurückhaltenden alkoholischen Wärme Platz zu machen. Ein sehr harmonisches Biererlebnis.
Störtebeker Brauspezialitäten – Arktik Ale (8,5%)
Arktik Ale
Das Bier hat eine hellgelbe Farbe und eine leichte Trübung; der Schaum ist schneeweiß, feinporig und sehr lange haltbar. Der Duft ist zurückhaltend dezent, mit Ananasnoten und einem terpen-artigen, harzigen Hintergrund, wie im Nadelwald nach einem Sommerregen. Der Antrunk wirkt ein bisschen viskos, begleitet von einer kurz aufzuckenden Kohlensäureschärfe, dann rinnt das Bier weich und rund über die Zunge. Es macht sich rasch eine kräftige Bittere breit, die auch nach dem Schluck sehr kräftig und lange anhält, dabei aber weich und kremig bleibt. Sanft beginnt das Bier den Hals zu wärmen; der hohe Alkoholgehalt macht sich aber ausschließlich dadurch bemerkbar, es gibt keine spritigen Aromen. Retronasal spüre ich erneut Ananas und Baumharze. Eine gelungene, komplexe und dennoch in sich geschlossene Aromaerfahrung.
Sehr schön. Einen herzlichen Dank an Herrn G., und ich verspreche, auch zukünftig die Bürotür offen zu lassen, wenn ich mal für einen Moment im Haus unterwegs bin.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar