Ein kleines Verkostungspaket – drei Biere aus der kleinen Handwerksbrauerei Zwanzger in Uehlfeld und weitere drei aus Brauereien in der Nähe: 20ger & Friends.
ein kleines Verkostungspaket
Eine nette Idee, die Christian Zwanzger, der Bräu aus Uehlfeld, sich da hat einfallen lassen. Insgesamt zwölf Flaschen, also von jeder Sorte zwei Stück, und so kann man mit Freunden verkosten und sich gedanklich auf eine Reise ins Frankenland machen.
Brauerei-Gasthof Zwanzger – Dunkel (4,9%)
Dunkel
Kräftig braun und klar steht das Bier im Glas, gekrönt von einer recht üppigen, leicht beigefarbenen Schaumkrone, die appetitlich sahnig aussieht und nur einzelne, etwas zu große Bläschen stören vielleicht ein winziges bisschen. Die Nase erfasst einen kräftigen, röstig-karamelligen Duft, so intensiv, als würde ich in der Tat gerade ein wenig Zucker in einer Pfanne karamellisieren. Dann der Antrunk: Eine schöne Süße, die von einer ausgewogenen Rezens begleitet wird. Auf der Zunge machen sich dann karamellige Noten breit, begleitet von einer leichten Röstbittere. Die Bittere wird nach dem Schluck vielschichtiger, kräftiger, fast schon ein bisschen breit und bleibt lange an den hinteren Zungenrändern haften. Unschlüssig schwanke ich zwischen dem Wunsch, die dadurch trocken wirkende Kehle gleich mit einem weiteren Schluck zu spülen, oder stattdessen einen Moment zu warten, bis die Bittere doch endlich von selbst abklingt. Ein interessanter Effekt.
Brauerei Gasthof Zwanzger – Vollbier (4,5%)
Vollbier
Das Bier ist hellbernsteinfarben, glanzfein und entwickelt einen schönen, nur ganz leicht eierschalenfarbigen, feinporigen und lange haltbaren Schaum. Kräftig malzige Noten und eine schöne, weiche Karamellnote schmeicheln der Nase schon vor dem ersten Schluck. Dieser, der Schluck, ist schön weich angesichts der nicht allzu hohen Spundung, bringt eine runde Malzsüße auf die Zunge, und während retronasal schon die Karamellnoten wieder zum Vorschein kommen und von etwas Toffee begleitet werden, macht sich am Zungenrand und im Rachen eine kräftige, durchaus prägnante Bittere breit. Ein bisschen weicher, ein bisschen weniger rau könnte sie sein, aber sie erfüllt ihren Zweck: Sie macht einen trockenen Rachen und weckt Lust auf den nächsten Schluck. Ein sehr sympathisches Bier.
Hopfengarten Bamberg – Rauch Hopfen (5,8%)
Rauch Hopfen
Das Bier ist kräftig braun und überraschenderweise nach vorsichtigem Einschenken absolut klar – obwohl es laut Etikett unfiltriert ist. Darüber steht eine gewaltige, leicht beigefarbene Schaumkrone, aufrecht wie ein Feldwebel in der Formalausbildung. Und sie steht. Und steht. Und steht … Irgendwann aber gibt sie doch ein paar Aromen frei, und ich rieche kräftige Karamellaromen, intensiv, wie frisch ausgepackte Karamellbonbons. Der Antrunk ist weich und recht mild, malzig und leicht süßlich. Sanft fließt das Bier über die Zunge, und beim Schluck taucht eine feine, ausgewogene und samtige Bittere auf, während retronasal nun endlich auch ein paar Rauchnoten dazukommen. Karamell mit einem Hauch von Rauch sagt die Nase beim Ausatmen nach dem Schluck. Laut Rezept der Brauerei Hopfengarten ist das Bier mit Bamberger Rauch-Hopfendolden gebraut, einem Verfahren, das zum Patent angemeldet wurde. Nur ganz zurückhaltend und dezent kommen die Rauchnoten dadurch ins Bier, ein sehr interessanter sensorischer Akzent.
Handwerksbrauerei Zwanzger – Studentenfrühstück – White Coffee Stout (5,8%)
Studentenfrühstück – White Coffee Stout
Dunkelgelb, fast schon orange, und kräftig gleichmäßig trüb, darüber eine zurückhaltende Schaumdecke – so präsentiert sich das Bier. Mit Stout hat die Optik nichts zu tun. Der Geruch allerdings schon: Deutliche Mokka-Aromen, ein paar Röstaromen steigen in die Nase. Der Antrunk ist angesichts niedriger Spundung recht mild und weich. Auf der Zunge spüre ich eine gewisse Süße, ein paar Mokka-Aromen, die rückwärts in die Nase steigen (retronasal), und ein paar Röstmalzaromen machen sich ebenfalls bemerkbar. Wenn ich die Augen schließe und mich von der Optik völlig löse, denke ich ein bisschen an ein Milk Stout, aber irgendwie scheinen Aromatik und Optik nicht zueinander zu passen. Der Abgang glänzt mit einer interessanten, nicht zu lange haftenden, Bittere und einer ganz leicht süßlich-seifigen Textur. Ein sehr ungewöhnliches Bier.
Krapp Bräu – Kellerbier (5,4%)
Kellerbier
Kräftig braune Farbe, fast klar; darüber ein üppiger und sehr lange haltbarer, eierschalenfarbener und kremiger Schaum, der sich bei mehrmaligem Nachschenken zentimeterhoch über den Glasrand auftürmen lässt. Der Duft ist sehr zurückhaltend; nur bei mehrmaligem Schnuppern entdeckt die Nase ein paar getreidige Malznoten. Der Antrunk ist weich und mild, etwas süßlich, retronasal entdecke ich Spuren von nussigem Malz, und ganz weich und sanft fließt das Bier dann über die Zunge und durch den Rachen. Nett und unauffällig, aber eigentlich trotz der kräftigen 5,4% Alkohol ein wenig zu zurückhaltend. Wässrig zu sagen, wäre nicht fair, aber ein bisschen mehr Wumms könnte das Bier schon haben. Und während ich noch philosophiere, ob die Krapp Bräu mit der Brauerei Rapp wegen des ähnlich klingenden Namens vielleicht irgendwann einmal in einen Rechtsstreit wird eintreten müssen, ist das Glas doch tatsächlich schon leer. Höchste Durchtrinkbarkeit, aber auch fehlende Nachhaltigkeit. Weg ist weg.
Nürnberger Brau Gemeinschaft – Zusammen Halbe – Naturtrüb hell (5,2%)
Zusammen Halbe – Naturtrüb hell
Kräftig goldgelbe Farbe, fast klar. Reichlich weißer Schaum, der schön lange hält und weiße Trinkränder, sogenannte „Brüsseler Spitzen“, hinterlässt. Direkt nach dem Einschenken riecht das Bier für ein paar Sekunden etwas fischig, tranig, dann kommt aber würziger, kräuteriger Hopfen in den Vordergrund. Der Antrunk ist kohlensäurescharf, etwas pfeffrig, und auf der Zunge bizzelt das Bier noch kräftig. Die Malzaromen sind ein ganz kleines bisschen brotig. Der Abgang bringt eine dezente Herbe und noch ein paar retronasale Brotkrustenaromen zum Vorschein. Der Gemeinschafts-Sud von neun Nürnberger Brauern ist durchaus interessant; mir persönlich ein bisschen zu hoch gespundet, und das Attribut „naturtrüb“ kommt kaum zur Geltung – auch ohne Filtration hat die offensichtlich gut flokkulierende Hefe für dezenten Glanz des Biers gesorgt. Beteiligt waren Schanzenbräu, Tucher, Bierwerk, Bruderherz, New Beer Generation, Nürnberger Burgbräu, StreuBräu, Zeltner und die Versuchsbrauerei von BarthHaas.
eine schöne und abwechslungsreiche Auswahl spannender Biere
Eine schöne und abwechslungsreiche Auswahl spannender Biere – sowohl für den konservativen Biertrinker, der mit dem „neumodischen Kram“ nichts anzufangen weiß, als auch für den experimentierfreudigen Bierfan, der immer auf der Suche nach neuen Geschmäckern ist.
Handwerksbrauerei Zwanzger
Burghaslacher Straße 10
91 486 Uehlfeld
Bayern
Deutschland
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