Andreas Krennmair
Vienna Lager

Ein ganzes Buch nur über einen einzigen Bierstil? Wird das nicht langweilig?

Nicht unbedingt.

Andreas Krennmair
Vienna Lager

Andreas Krennmair gelingt es in seinem englischsprachigen Buch Vienna Lager tatsächlich, mehr als 200 Seiten mit dicht gepackten Informationen über das Wiener Lager zu füllen und dabei gleichzeitig so flüssig zu schreiben, dass man das Buch von vorne bis hinten durchlesen kann und es nicht nach ein paar Seiten „als Nachschlagewerk für später“ zurück ins Regal stellt. Naja, gut, vielleicht mit Ausnahme der Tabellen mit technischen Daten in den Appendizes, die habe ich jetzt nicht alle durchgelesen …

Der Bierstil Wiener Lager ist untrennbar mit der persönlichen Geschichte von Anton Dreher und seiner Brauerei verbunden. Dreher war es, der ungefähr zeitgleich mit dem großen Erfolg des Münchner Biers und des Pilsner Lagerbiers diesen Stil kreierte – mit der Folge, dass Bayern, Böhmen und Wien für viele Jahrzehnte den Biermarkt dominierten. Während das Münchner sich über die Jahre wandelte und das Pilsner einen Siegeszug rund um die Welt antrat, starb das Wiener Lager aber im 20. Jahrhundert de facto aus. Erst gegen Ende der Nuller Jahre des 21. Jahrhunderts wurde es wiederbelebt und ist mittlerweile aus der vielfältigen Bierszene unserer Zeit nicht mehr wegzudenken.

nicht nur Verweise, sondern auch zahlreiche Bildquellen sind im Text enthalten

Andreas Krennmair beschreibt im ersten Abschnitt die Geschichte des Wiener Lagers in Europa, im zweiten den Sprung über den Atlantik und die Verbreitung des Stils in den USA und in Mexiko, im dritten die Wiederauferstehung dieses Stils im 21. Jahrhundert. Obwohl er ungeheuer viele Zahlen und Fakten in seinen Text quetscht, findet er trotzdem zu einer flüssigen Sprache, und auch wenn sich das Buch nicht wie ein Abenteueroman mit Hochspannung durchschmökern lässt, ist es doch eine Lektüre, die unterhält.

Im vierten Abschnitt beginnt Andreas, die verschiedenen Rohstoffe und das Brauverfahren näher zu untersuchen. Sowohl die zur Verfügung stehenden Malze und Hopfensorten wie auch die Hefe, das Wasser und die Maischverfahren haben sich über die Jahre gewandelt und dementsprechend auch Einfluss auf den Geschmack des Wiener Lagers ausgeübt. Mit diesem Wissen im Hinterkopf erschließt sich dann auch der fünfte Abschnitt, eine Sammlung von verschiedenen Braurezepten für den schon erfahrenen Hausbrauer, in Gänze.

Fünf Appendizes ergänzen das Buch mit zahlreichen Daten, Zahlen und Fakten und bestätigen in Ergänzung der vielen Verweise im Fließtext und der umfangreichen Bibliografie am Ende des Buchs noch einmal eindrucksvoll, wie viele Quellen Andreas für dieses Buch ausgewertet hat.

erworben direkt beim Autor, und dann natürlich mit Widmung

Eine wirklich lehrreiche Lektüre, die ich mir im August 2021 anlässlich einer Lesung aus diesem Buch im Rahmen der Hamburg Beer Week 2021 direkt vom Autor gekauft habe.

Andreas Krennmair
Vienna Lager
Eigenverlag
Berlin, 2020
ISBN 9-798-650933-43-4

4 Kommentare

  1. Hallo Volker,

    war schon ein paar Mal über das Buch „gestolpert“ und es irgendwie zum Antesten im Hinterkopf abgespeichert. Deine Rezension nun veranlasst mich, es endgültig auf meine Einkaufsliste zu setzen.

    Viele Grüße aus Norddeutschland
    Daniel

    • Hallo, Daniel,

      das freut mich sehr. Mit hat die Lektüre viel Spaß gemacht – ich hoffe, Dir dann auch!

      Mit bestem Gruß,

      VQ

  2. Servus Volker,
    Danke vielmals für deine hervorragende Rezension! Tatsächlich ist das Werk von Andreas Krennmair eines meiner absoluten Lieblingsbücher zu historischen Bierstilen und ich habe schon einige Wiener Lager, basierend auf seinen akribischen Recherchen, nachgebraut. Ein wirklich ganz tolles Buch – und eine entsprechend angemessene Rezension dazu!
    Liebe Grüße,
    René R.

    • Hallo, René,

      hab‘ vielen, lieben Dank für Deine lobenden Worte. Du machst mich ja fast verlegen …

      Eigentlich ist es ganz einfach eine hervorragende Rezension zu schreiben – die einzige Vorbedingung ist: Das Buch muss hervorragend sein. Dann geht der Rest wie von selbst. Alles Lob gebührt daher ausschließlich Andreas!

      Mit bestem Gruß,

      VQ

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