Ostersonnabend, der 11. April 2009, strahlend blauer Himmel, greller Sonnenschein. Wir stehen vor einem hellen Gebäude, schlicht, funktional, zweckmäßig, mit klaren Konturen, geraden Linien, modernster Architektur. Eine Computerfirma am Stadtrand von Ingelheim?
Nein, ein Brauhaus, und zwar das Brauhaus Goldener Engel!
Alles hätten wir in diesem Gebäude vermutet, aber keine Gasthausbrauerei – was für eine Überraschung! Und wenn das Navi nicht ausdrücklich gemeldet hätte „Sie haben Ihren Bestimmungsort erreicht!“, wären wir mit Sicherheit erst einmal dran vorbei gefahren …
ein futuristischer Bau
Das U-förmige Gebäude umgibt eine Terrasse, auf der es sich bei schönem Wetter wunderbar sitzen lässt, in den beiden Armen des „U“ befinden sich die Gasträume. Der eine Arm mit der kupfern glänzenden Kaspar-Schulz-Brauanlage, der Theke und – direkt an die Tische und Bänke angrenzend – den Lagertanks. Die stählernen Tanks interessant in die Innenarchitektur integriert. Der andere Arm mit einem kühl und elegant, dennoch nicht ungemütlichem Gastraum, reduziert auf das Wesentliche: Bequeme Stühle, zweckmäßige Tische, dezente Dekoration.
Vor der Öffnung des „U“ ein Biergarten mit eigenem Ausschank und mehreren hundert Sitzplätzen, daneben ein schöner, blitzsauberer Kinderspielplatz.
Gebäude und Innenausstattung sind stringent gestylt, klares, eingängiges Design mit modernsten Elementen. Uns hat es gut gefallen, aber ich kann mir vorstellen, dass die Meinungen hier geteilt sind. Bierbarock und rustikale Gemütlichkeit gibt es hier jedenfalls nicht.
Blick auf das Sudwerk
Die angebotenen Biere waren sehr lecker: Ein süffiger und vollmundiger Maibock (nanu, es ist doch erst Anfang April?), ein sehr würziges Weizen, in dem ich glaubte, eine kleine Rauchnote zu schmecken, ein frisches und gut gehopftes Helles (mit Zitrusnoten in der Hopfennase?) und schließlich ein durchaus nicht schlechtes, aber gegenüber den anderen Bieren doch deutlich abfallendes, eher charakterloses Dunkles ohne Höhen und Tiefen, zum gedankenlosen „mal eben nebenbei Wegtrinken“.
Auch die Speisekarte war interessant, und das Essen schmeckte uns gut.
Also eigentlich ein sehr interessanter und schöner Brauhaus-Besuch, wenn …
… ja, wenn die Bedienung eine andere gewesen wäre. Nachdem wir angekommen waren, saßen wir geduldig auf der Terrasse, beobachteten die Kellnerin, wie sie langsam und durchaus behäbig mal den einen oder anderen Tisch bediente (auch Gäste, die lange nach uns gekommen waren …), gelegentlich aber auch einfach nur im Türrahmen stand. Kein Blick nach links oder rechts. Fünf oder sechs Mal – irgendwann gaben wir das Mitzählen auf – kam sie auf die Terrasse, ohne uns zu bemerken, ohne auf unser dezentes Winken zu reagieren. Auch der Radfahrer am Nachbartisch signalisierte vergebens seinen Durst …
Endlich, nach mehr als einer Viertelstunde und mittlerweile heftigem Winken mit beiden Armen bequemte sie sich an unseren Tisch und nahm die Bestellung auf. Humorlos, lustlos, motivationslos. Objektiv nicht unkorrekt, aber definitiv nicht einladend, sondern sehr abweisend – dem Besucher vermittelnd, dass er eher Last als Gast ist. Schade, denn Koch und Brauer haben es nicht verdient, dass die guten Produkte ihrer Mühe so lustlos angeboten und serviert werden.
Blick in den Schankraum
Trotz spannender Außen- und Innen-Architektur, trotz guten Essens und sehr guten Biers also eine recht große Unzufriedenheit. Noch einmal extra wegen des Brauhaus Goldener Engel nach Ingelheim? Eher nicht. Es sei denn, man berichtet uns, dass das Personal sich gebessert hat. Dann lassen wir es vielleicht irgendwann auf einen neuen Versuch ankommen.
Brauhaus Goldener Engel KG
Neisser Straße 1
55 218 Ingelheim
Rheinland-Pfalz
Deutschland
Das hat sich definitiv gebessert!
Tolle Service, sehr freundlich
Gutes Bier
Gutes Essen
Alles super
Hallo, Steffen,
das freut mich sehr, dass sich der Service so gebessert hat.
Da ich nicht in der Region wohne, war ich seit meinem Besuch vor fünfzehn Jahren noch nicht wieder dort, insofern ist es schön, jetzt von Dir eine Aktualisierung zu erfahren.
Mit bestem Gruß,
VQ