Feynbier und Bier-Banausen
„Von Mühlen“ – ein Degustationsbier der Brauerei zur Malzmühle in Köln. Laut Etikett ein „Feynbier mit IOC Champagnerhefe“.
Man mag sich streiten, ob die Bezeichnung „Feynbier“ jetzt eher originell oder albern ist. Man kann sich auch darüber streiten, ob der Preis von rund 15.- € für eine 0,75-Liter-Flasche angemessen ist.
Was man offensichtlich aber nicht kann, das ist, sich mit den Gästen in der Malzmühle über den Geschmack des Bieres zu streiten. Die Meinung ist eindeutig, sie lässt keinen Streit zu, erstickt ihn im Keim bereits. Sie ist einhellig ablehnend. Egal, wen man fragt, man sieht ein verzogenes Gesicht, ein spöttisches Grinsen, ein abwehrendes Kopfdrehen. Oder man bekommt es klar ins Gesicht gesagt: „Dat schmeckt nit!“, „Dat is doch keen richtisch Bier!“, „Für mich nicht, danke!“, oder, getreu dem Kölsche Jrundjesetz, Artikel 9: „Wat soll dä Kwatsch?“
Selbst der Köbes, den wir Anfang Januar 2014 in der Malzmühle fragten, ob sich der Kauf einer Flasche „Von Mühlen“ denn lohnen würde, wand sich ein wenig, bis er dann doch Stellung bezog und rundheraus sagte: „Mir schmeckt es nicht. Und all den Gästen, mit denen ich gesprochen habe, auch nicht!“
Nach langem Zögern und intensivem Studium des Etiketts rang ich mich schließlich trotzdem durch, eine Flasche zu kaufen, mit heimzunehmen und den hohen Preis zu ignorieren. Und mittlerweile natürlich auch zu verkosten.
Und? Wie schmeckte es?
Spannung.
Trommelwirbel.
Fanfare!
Und nuuuuuun, das Fazit:
Die Craft-Beer-Revolution ist in Köln offensichtlich noch nicht angekommen. Der Kölner trinkt Kölsch und sonst nix. Wieß als ungefiltertes Kölsch ist schon zu viel des Guten, Altbier trinkt man aus lokalpolitischen Gründen schon gleich überhaupt nicht, und alles andere ist doch kein richtiges Bier. Vom „Von Mühlen“ ist er überfordert.
edles Etikett, edles Bier, aber keine Kundenakzeptanz
Das sehr angenehm aromatische, mit leicht weinigen Aromen in der Nase, einem fruchtigen Antrunk auf der Zunge und einer ausgereiften Trockenheit am Gaumen überzeugende „Von Mühlen“ fällt durch das Raster, buhlt vergeblich um Anerkennung, und steht wohl weiterhin als verkannter Ladenhüter in der Malzmühle herum.
Schade.
Wenn es auch mit 15.- € überteuert ist, so ist es doch ein ausgezeichnetes Bier. Gebraut mit einem spürbaren Weizenmalz-Anteil in der Schüttung und mit Aromahopfen, vergoren mit Bierhefe und zusätzlich mit Champagnerhefe. Das Weizenmalz verleiht dem Bier eine gewisse Spritzigkeit, die Bierhefe seine angenehm fruchtigen Aromen, und die Champagnerhefe seinen trockenen Abgang und die leichte, weinige Pelzigkeit auf der Zunge.
Zu fremd, zu fordernd, zu intellektuell für den Kölsche Karnevalsjeck? Der Sprung vom Massenkölsch zum Verkostungsbier zu groß? Die Nähe zum Wein zu verstörend? Perlen vor die Säue, gar?
Vielleicht wird hier eine Chance vertan, getrieben von zu großem Ehrgeiz? Wegen Missachtung des Artikels 6 des oben schon erwähnten Kölsche Jrundjesetz: „Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet!“?
Ich weiß es nicht.
Was ich aber weiß, ist Folgendes:
Sollte angesichts des allmählich näherkommenden Mindesthaltbarkeitsdatums (31. Mai 2014) der Preis signifikant sinken und aufgrund einer Art Torschlusspanik ein Abverkauf stattfinden, dann bin ich gerne bereit, mir ein halbes Dutzend Flaschen oder mehr zuzulegen, sie gerne auch über das MHD hinaus zu lagern und nach und nach zu trinken, zu verkosten, zu genießen.
Ich wünsche mir mehr von solchen Bieren, mehr Akzeptanz und Aufgeschlossenheit der konservativen Kölsch-Trinker und, bitte, keine überhöhten Preise mehr!
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