La Taverne de Midgard
Chambéry
FRA

Tja, da sind wir also in Chambéry gelandet. Eigentlich nur, weil wir auf einer längeren Tour irgendwo Zwischenstation machen müssen; uneigentlich stellen wir jetzt während eines kleinen Spaziergangs durch die Stadt gerade fest, dass es hier sehr schön ist. Schmale Gässchen, interessante Architektur, lauschige Winkel und …

… sogar das eine oder andere bierige Ziel!

Zum Beispiel die Taverne de Midgard. Ein recht teutonisch klingender Name, aber dahinter verbirgt sich eine urgemütliche Bierbar mit einem spannenden Bierangebot, wie uns nicht nur die große Tafel über der Theke zeigt, sondern auch die Dekoration der Toiletten: Überall stehen bunte Bierdosen!

der letzte freie Tisch ist unser

Wir überlegen nicht lange und finden mit etwas Glück den letzten freien Tisch draußen auf der Straße. Eigentlich ist es viel zu heiß für diese Jahreszeit, und hier draußen rinnt der Schweiß in der zwar schon tiefer stehenden, aber immer noch stechenden Sonne. Drinnen wäre es aber auch nicht besser – da gäbe es statt Sonnenbrand stickige Luft. Und vor allem: Wir wären da drin ganz allein. Alle, wirklich alle Gäste sitzen heute draußen auf der Straße.

Der freundliche junge Kellner möchte schon mal wissen, was wir trinken möchten, und wir überraschen ihn mit umgekehrter Bestellreihenfolge: Eine große Portion belgische Pommes könne er uns schon mal bringen, aber bezüglich der Biere, da müssten wir noch ein wenig fachsimpeln und überlegen. Er grinst und flitzt davon.

Ich hinterher, denn nun muss ich die Liste über der Theke studieren und die schwere Entscheidung treffen, was wir jetzt trinken wollen. „Bring‘ mir was Feines mit“, war die einzige Vorgabe meiner holden Ehefrau, aber eine, die es in sich hat. Was heißt denn „was Feines“? Sonst liebt sie schwere, holzfassgereifte Stouts mit zweistelligen Alkoholprozenten. Aber heute, in der Hitze? Wohl eher nicht. Ich rätsele herum und bestelle schließlich zwei eher leichte und durchtrinkbare Biere – ein Pale Ale und ein French West Coast IPA. Wobei letzteres gleich noch eine Überraschung darstellen wird …

so eine kleine Theke und so viel Auswahl …

Die Dame am Tresen lobt meine fachmännische Auswahl. „Bringen wir Dir gleich raus“, heißt es, und ich setze mich wieder an die Straße, wo die vorzüglichen belgischen Pommes mit zweierlei noch vorzüglicheren selbstgemachten Dips (Chili-Tomate und Mayonnaise) schon auf mich warten.

Und da kommen auch schon die beiden Biere.

Das 5,2%ige Atlas Pale Ale stammt aus Schweden aus der Stigbergets Bryggeri. Frisch, fruchtig, angenehm herb – ein hervorragender Begleiter zu den salzigen Pommes bei der heutigen Hitze. Sehr schön.

Das 6,0%ige Attack on Noirmoutier der Brasserie Haarddrëch aus Alboussière hingegen überrascht erstmal beim ersten Schluck: Es schmeckt etwas salzig und deutlich phenolisch-rauchig. „Tja, das ist die französische Interpretation eines West Coast IPA“, lacht der junge Kellner. „Hast Du nicht gelesen? Da steht doch ‚salée et fumée‘!“

Gelesen schon, aber irgendwie nicht übersetzt, sondern einfach nur im Hinterkopf abgespeichert. Klar – salzig und rauchig. Die Aussage ist deutlich. Warum also bin ich überrascht?

Jetzt, wo ich weiß, wo die eigenartigen Aromen herkommen, gefällt mir das Bier gleich viel besser. Das Salz trägt erheblich zur Durchtrinkbarkeit bei – an heißen, schwitzigen Tagen wie heute verlangt der Körper einfach nach ein paar mehr Elektrolyten. Und die Rauchnote ist so dezent, dass sie dem Bier eher nur eine zusätzliche Fülle verleiht, als dass sie es direkt schon in Schlenkerla-Sphären katapultieren würde. Dazu eine kernige Hopfung – in der Summe passt es.

Atlas Pale Ale und Attack on Noirmoutier

„Hier könnten wir jetzt hocken bleiben, uns gepflegt betrinken und dann todmüde ins Bett fallen, oder?“

Ach, nein, die Frage wird natürlich negativ beschieden. Die ersten Schritte durch Chambérys Altstadt haben uns so gut gefallen, da wollen wir den Rest auch noch abbummeln.

Wer weiß, wann wir mal wieder zufällig hierher kommen und eine Zwischenübernachtung machen?

Die Taverne de Midgard ist täglich außer sonntags ab 12:00 Uhr mittags bis weit nach Mitternacht geöffnet; sie liegt am Rand der Kernstadt, etwa 500 m südlich vom Bahnhof – ist also völlig problemlos auch ohne Auto zu erreichen.

Bilder

La Taverne de Midgard
17 Rue Bonivard
73 000 Chambéry
Frankreich

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.