L’Arbre à Bières
Chambéry
FRA

Wir sind nun schon eine Weile durch Chambéry gebummelt, haben die schmalen Gassen erkundet, viele Fotos gemacht, und so langsam regt sich wieder der Bierdurst. Hatten wir ihn zu Beginn unseres Stadtrundgangs erstmal in der Taverne de Midgard gestillt, sind wir jetzt auf der Suche nach etwas Neuem. Und werden rasch fündig: L’Arbre à Bières – der Bierbaum.

Eine kleine Eckkneipe mit einer beeindruckenden Bierauswahl. Urig und gemütlich, aber angesichts der sommerlichen Hitzewelle menschenleer. Drinnen, wo die Luft zwischen den Tischen heiß und stickig steht, zumindest … Wer soll da schon sitzen?

urgemütlich, aber heute viel zu heiß

Aber, hey, wir sind in Frankreich, und da werden einfach ein paar Tische und Stühle vor die Tür gestellt. Dass das hier eine verkehrsberuhigte Zone und eine extrem enge Gasse ist, spielt gar keine Rolle. Vermutlich hat der Barmann vorher im Selbstversuch getestet, wie viel Platz für einen Kleinwagen bleiben muss, damit er zwischen den Tischen hindurchfahren kann, und gut ist.

Die Gäste machen sich breit und es sich gemütlich. Nur ganz am Rand des Tischs darf das Bierglas nicht stehen, denn da gleitet ab und an der Außenspiegel eines der sich zentimeterweise hindurchquetschenden Autos entlang.

Wir setzen uns dazu, und dann gehe ich erstmal hinein, die Bierkarte studieren. Nach etwas Alkoholschwerem steht uns der Sinn nicht gerade, dazu ist es viel zu heiß. Aber ein mit Hibiskusblüten verfeinertes Witbier? Das klingt gut und erfrischend. Leuchtend rot steht das Bier namens Ibis Rose – Blanche Hibiscus vor uns im Glas, und die 4,0% Alkohol sind genau angemessen für das Hier und Jetzt. Fast wie eine Limo können wir das Bier wegzischen und sind hochzufrieden.

Aus der Brauerei Archimalt käme dieses Bier, erzählt mir der freundliche Barmann und vergisst nicht, zu erwähnen, dass die Brauerei gerade mal ein paar Kilometer am Stadtrand läge, das Bier also regional und superfrisch sei.

Und noch ein Bier von Archimalt habe er am Hahn, fährt er später während meines zweiten Thekengangs fort. Es sei zwar ein bisschen kräftiger und nicht ganz so fruchtig-erfrischend, aber dennoch ein sehr schönes, nicht zu starkes Bier. Ebenfalls gut bei dieser Hitze.

Archimalt – Ibis Rose – Blanche Hibiscus; Archimalt – Maltazar Ambrée; Brasserie Artisanale La Manivelle – Bière Blonde – Triple Fermentation

So stehe ich dann mit einem eher malzigen, bräunlichen Bier, dem sechsprozentigen Maltazar Ambrée, wieder vor unserem Tisch. Aber anstatt sich zu freuen, schaut meine holde Ehefrau kritisch: „Ich dachte, Du hättest uns eine Kleinigkeit zu essen geholt. Ich hatte doch vorhin schon in der Stadt gesagt, dass ein kleiner Snack jetzt schön wäre!“

So … hatte sie?

Ich mache auf dem Absatz kehrt, eine schnelle Geste, und es dauert nicht lang, bis uns der junge Mann einen frischen Flammkuchen auf den Tisch stellt. Knallfrisch, noch glühend heiß. Hauchdünner Teig, knusprig, und der Belag würzig und scharf. Hm, das treibt uns jetzt den Schweiß auf die Stirn. Aber lecker!

Derart gestärkt, fühlen wir uns ermutigt, jetzt doch noch ein etwas kräftigeres Bier zu bestellen – gewissermaßen als Betthupferl. Danach geht’s aber dann direkt zurück ins Hotel!

Das Bière Blonde der Brasserie Artisanale La Manivelle sei kein belgisches Triple, sondern Triple stünde für Triple Fermentation, also die dreifache Gärung, der dieses Bier unterzogen worden sei, erklärt uns unser Kellner, aber um ganz ehrlich zu sein: Es sieht aus wie ein Triple, es riecht wie ein Triple, es schmeckt wie ein Triple, und auch der Alkoholgehalt von 8,2% passt zu einem Triple. Wir trinken das jetzt als ganz normales Triple! Und das Einzige, was den Hochgenuss dieses wirklich vorzüglichen Biers stört, ist, dass ausgerechnet in diesem Moment ein Lieferwagen durch die kleine Gasse möchte und wir alle unsere Tische ein wenig an die Seite rücken müssen. Die Damen halten die Gläser und Flaschen, die Herren schieben an den Tischen und Bänken herum. So lange, bis der Wagen durch ist, und dann machen sich alle wieder breit. Geht doch!

Amüsiert ob dieser pragmatischen Flexibilität sind wir fast schon so weit, noch ein viertes Bier zu bestellen, aber dann obsiegt doch die Vernunft. Für heute muss es reichen.

Ein kurzer Gang auf die Toilette noch vor dem Heimweg, und noch einmal erleben wir den Pragmatismus der Eigner des L’Arbre à Bières: Die Toilette ist platzsparend in den winzigen Winkel unter der Treppe hineingezwängt, so dass man eigentlich nur langsam und mit schon entblößtem Hinterteil rückwärts auf die Schüssel kommt. Stehpinkeln völlig ausgeschlossen …

Platz ist in der kleinsten Hütte …

Mit breitem Grinsen verlassen wir die kleine Bierbar. Hochzufrieden. Der freundliche Service, die guten Biere, die schöne Atmosphäre und der knusprige Flammkuchen – da hat gerade alles gepasst!

Die Bierbar L’Arbre à Bières ist täglich ab 17:30 Uhr geöffnet; sonntags ist zu. Neben guten und regionalen Bieren hat sich die Bar auf Flammkuchen aller Art spezialisiert. Durch die Lage am Rand der Altstadt ist sie bequem zu Fuß zu erreichen, man kann aber auch das Auto am Parkplatz Curial abstellen und von dort aus zwei Minuten zur Bar hinüberlaufen.

Bilder

L’Arbre à Bières
144 Rue Dessaix
73 000 Chambéry
Frankreich

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