Es hat länger gedauert bis zum nächsten Zürich Bierfestival …
War ich, ebenso wie die Veranstalter, während meines letzten Besuchs im September 2021 noch davon ausgegangen, dass das Zürich Bierfestival im März 2022 wieder stattfinden würde, so hat es jetzt doch ein ganzes Jahr gedauert – wir schreiben heute den 9. September 2022.
Nicht nur das geplante Datum wurde geändert, sondern auch das Zugangs- und Zahlungskonzept – das Motto lautet „Neues Jahr – Neues System“. Keine Token mehr, mit denen jedes einzelne Bier bezahlt werden muss, sondern ein Pauschalticket für einen bestimmten Zeitraum, mit dem dann der Verzehr aller angebotenen Biere, des Trinkwassers und für die nichtbiertrinkenden Gäste sogar von Prosecco abgedeckt war. Und wer jetzt über den Prosecco lästern möchte: Sogar meine holde Ehefrau wurde dabei erwischt, zwischendurch ein Glas Prosecco getrunken zu haben!
Drei Sessions konnten im Vorfeld gebucht werden: Freitagabend, Sonnabendnachmittag und Sonnabendabend. Wir hatten uns für den Freitag entschieden und stehen pünktlich vor dem Einlass in der Schlange.
zu Beginn war der Saal noch recht leer
Nach ein paar Verzögerungen (Wo bleibt denn da die Schweizer Präzision, wie ich sie beim letzten Mal erlebt habe?!?) geht’s hinein in das Theater. Uns erwartet ein ähnliches Setup wie letztes Jahr – mit einem Unterschied: Die Bühne wird heute nicht als Erweiterung der Schankfläche genutzt, sondern tatsächlich mit Livemusik bespielt. Zum Glück aber keine höllisch laute Musik, die den Charakter des Festivals zum Rockfestival ändern würde, sondern nur gelegentlich ein bisschen Irish Folk für die gute Laune und zur auflockernden Ergänzung.
Das Line-up ist mit rund 40 Brauereien wieder beeindruckend. Von Anfang an ist klar, dass wir nicht nur nicht alle Biere werden probieren können, sondern noch nicht einmal alle handverlesenen Spezialitäten, die wir uns aussuchen würden. Insofern ist der Entschluss rasch gefällt: Wir werden zwar zu Beginn ein paar erfrischende Biere trinken, dann aber rasch zu den hochprozentigen Genuss-Spezialitäten wechseln, zu den Bieren, die sonst immer zu kurz kommen, und zwar entweder, weil wir sie nach gefühlt siebzehn anderen Bieren vorher gar nicht mehr zu würdigen wissen und einfach nur wegtrinken, oder weil wir zu später Stunde so schwere Biere gar nicht mehr riskieren wollen.
erfrischender und fruchtiger Auftakt
Nach kurzem Auftakt mit noch nicht einmal einem halben Dutzend erfrischenden Ales und Fruchtbieren geht es also schon mit Barrel-Aged-, Winter-Warmer- oder Imperial-Bieren los. Wie schön, dass wir nach unserer Tessin-Tour im Mai jetzt schon ein paar Schweizer Bierliebhaber kennen und uns im Nu in fröhlicher Runde befinden. Das macht das Verkosten nicht nur lustiger, sondern in der Vielfalt auch einfacher. Wenn jeder mal dran ist, Nachschub zu holen, bleibt mehr Zeit zum Genießen, Fachsimpeln und Spaß haben.
die Biere werden stärker und ihre Bezeichnungen länger
Eine recht illustre Bierliste kommt so zusammen – nicht übermäßig lang (so vernünftig sind wir dann doch geblieben), aber hochinteressant und abwechslungsreich:
- Faber Bräu – Züri Pale Ale (5,5%)
- Straßenbräu – Rhabarber Barbara – Fruit Sour (4,5%)
- Brauerei Oerlikon – Mangeux – Mango Gose (4,9%)
- Dry & Bitter – Cherry Jelly – Fruited Sour (5,0%)
- Hop Hooligans – Summer Punch – Hazy Pale Ale (5,0%)
- Ahoi Hill – Barrel Aged Sour – Assemblage Rum Barrel – 1-3 Jahre (6,2%)
- Dr. Gabʼs – Cure Hivernale Brune – Winter Warmer (9,0%)
- Piggy Brewing – Imperial Stout – Peated BA (12,0%)
- Dois Corvos – Casamentos & Batizados – Imperial Stout – Pastel de Kata (10,0%)
- St. Laurentius – Hop Squeeze – Hopfenbombe – Cryopod (8,2%)
- Hoppala – Abstract IPA – DDH (6,5%)
- Coolhead – Chocolate Galore – Pastry Stout (10,0%)
- Rockmill – Cold Rush – Cold IPA (6,2%)
- Browar Stu Mostów – WRCLW – Coffee Imperial Stout – Nitro (11,0%)
- Ability Drinks & Brewing – Double Mash Imperial Stout (11,0%)
Abwechslungsreich ist auch die Verpflegung: Neben den tibetischen Momos, die mich schon letztes Jahr begeistert haben, gibt es auch einen Stand mit entoveganem Essen, also Speisen auf Insektenbasis. Da packt mich die kulinarische Neugier, so dass ich nicht nur den Mehlwurmburger als Hauptmahlzeit, sondern auch die gegrillten Heuschrecken als Snack zum Bier probiere. Beides deutlich schmackhafter als befürchtet – würde ich mir jederzeit wieder bestellen!
Genussvielfalt: Mehlwurmburger, irische Volksmusik und gegrillte Heuschrecken
Allerdings sehen das nicht alle so. Meine Mittrinker am Tisch lehnen höflich, aber bestimmt ab, mal zu kosten, und die Schlange am Büdchen mit den Insektenburgern ist bei weitem nicht so lang wie beim Vietnamesen, beim Tibeter oder am Bratwurstgrill.
Wechselhaftes Wetter zwingt uns, mit dem von uns ergatterten Stehtisch mehr als nur einmal umzuziehen – aber egal, wo wir stehen, draußen im Biergarten oder drinnen in der Halle, es ist und bleibt gemütlich. Die Laune ist gut, die Biere sind spannend, und die irische Volksmusik lockert auf.
Finale
Beschwingt entern wir zu später Stunde die Straßenbahn und sind hochzufrieden. Teuer war’s, aber das wussten wir vorher. Dafür war’s aber auch richtig schön! Hoffentlich nächstes Jahr wieder!
Das Zürich Bierfestival, das dieses Jahr seine achte Auflage erlebt, bietet an den beiden Tagen rund 250 verschiedene Biere von rund 40 Brauereien an, dazu Livemusik, Streetfood und begleitende Bierseminare.
Zürich Bierfestival 2022
Spirgarten
Lindenplatz 5
8048 Zürich
Schweiz
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