Schon seit langem hatten Dirk Wagner, Andreas Schwickert und ich von den Hausbrauern Nassauer Land uns mit dem Gedanken getragen, einmal einen Bierbraukurs an der Volkshochschule anzubieten, um die Menschen in der Region für unser Hobby zu begeistern und ihnen zu zeigen, dass man mit verhältnismäßig wenig Aufwand und unter Nutzung von normalen Küchenutensilien daheim Bier brauen kann.
Nach buchstäblicher jahrelanger Reifung dieser Idee hatten wir im Wintersemester 2009 der Volkshochschule Limburg endlich einen Termin angeboten. Die letzten Tage und Wochen vor diesem Termin waren dann noch einmal vollgepackt mit detaillierten Vorbereitungen, Einkauf aller notwendigen Utensilien und Verbrauchsmaterialien und der Koordination des theoretischen und des praktischen Anteils dieses VHS-Kurses.
Beginn des theoretischen Teils
Am 30. Oktober 2009, Freitagabend, war es dann endlich soweit. In der Schulküche der Lindenschule im Limburger Ortsteil Lindenholzhausen bauten wir unsere Braukessel, das heißt, die Einkochtöpfe, auf, und in einem Klassenzimmer direkt nebenan bereiteten wir den theoretischen Anteil vor.
Gegen neunzehn Uhr trudelten dann insgesamt dreizehn Teilnehmer jeden Alters ein – alle männlichen Geschlechts. So hat offensichtlich seit dem Mittelalter, als das Brauen noch Frauensache, also Aufgabe der Hausfrau war, ein erheblicher Wertewandel stattgefunden …
Nach einem ersten Beschnuppern und einer kurzen Vorstellungsrunde begann Andreas mit seinem PowerPoint unterstützten Vortrag und brachte den Kursteilnehmern zunächst einmal die Grundkenntnisse über die Rohstoffe und die Abläufe in einer Brauerei nahe. Damit dies nicht zu trocken ablief, ergänzten Dirk und Volker diesen Vortrag mit mehreren Dreiecksverkostungen. Bei diesen Verkostungen sollten zunächst zwei kommerzielle Pilsener verglichen werden, später wurde dann eines dieser Pilsener geschmacksneutral mit Farbmalz eingefärbt und der psychologische Effekt dieser volleren Farbe entdeckt und diskutiert. Auch ein hausgebrautes Pilsener fand schließlich den Weg auf das Verkostungstablett und stach deutlich durch seine ungewohnten Aromen und seine Geschmacksintensität aus dem Panel heraus.
Bierprobe
Bierprobe und die ungewohnte Theorie sorgten für rote Wangen bei den Kursteilnehmern, und als nach mehr als zwei Stunden das Informationsbedürfnis zunächst einmal gestillt schien, rundeten wir den Abend noch mit einer entspannten Diskussion in Kleingruppen ab, bevor wir uns für den nächsten Morgen verabredeten.
Am Sonnabend früh, schon um neun Uhr, waren alle pünktlich wieder anwesend, und nun ging es an die Praxis. An zwei einfachen Einkochtöpfen und an einem semiprofessionellen Brautopf namens „Braumeister“ der Firma Speidel begannen wir mit dem Einmaischen. Schnell hatten sich Gruppen von eher technisch interessierten Teilnehmern einerseits und von Anhängern der Philosophie „back to the basics“ andererseits voneinander geschieden, und während die einen an der Steuerung des Braumeisters herum programmierten, rührten die anderen mit Holzlöffeln in der Maische.
In lockerer und trotzdem interessierter Atmosphäre wandten die Kursteilnehmer das gestern noch staubtrocken wirkende theoretische Wissen in der Praxis an, und so manches Aha-Erlebnis sorgte für Begeisterung. Was gestern noch nicht nachvollziehbar und völlig unverständlich schien, fügte sich heute nahtlos in einen logischen Ablauf ein.
Teamwork
Fragen konnten direkt beantwortet werden, Prozeduren mit den anderen Gruppen verglichen werden, und auch wenn das eine oder andere Mal ein kleines Malheur passierte und sich Würze, Treber oder beides auf dem Fußboden wiederfanden, war es doch ein fröhliches Treiben.
Am Ende eines langen Tages standen drei große Kunststofffässer mit gekühlter Würze vor den Teilnehmern, die Hefe wurde hinzugegeben, und nun hieß es abwarten.
In drei Wochen soll nun jeder Teilnehmer die Möglichkeit haben, sich drei Liter von seinem Sud auf Flaschen gefüllt abzuholen, um dann nach weiteren drei Wochen Flaschengärung sein eigenes Bier verkosten zu können.
Uns drei Dozenten hat dieser Braukurs viel Spaß gemacht, wenn wir auch am Ende des zweiten Tages ganz schön erschöpft waren. Und geht es nach der guten Stimmung, die den ganzen Tag über herrschte, waren wohl auch die Kursteilnehmer nicht völlig unzufrieden.
Bleibt die Hoffnung, dass alle drei Sude gelingen und der Gärprozess sauber abläuft. Wir werden sehen!
Dank auf alle Fälle an dieser Stelle an die Volkshochschule Limburg für die organisatorische Unterstützung in Planung und Vorbereitung des Kurses und an die Lindenschule in Lindenholzhausen für das Zur-Verfügung-Stellen der Schulküche und des Klassenzimmers.
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