Craftbier aus Spanien
Das liebe Ehepaar St. aus St. war im Spanien-Urlaub. Lustigerweise sogar etwa zu der gleichen Zeit wie wir, wenn auch in einer ganz anderen Gegend. Während wir Nordspanien und die Pyrenäen erkundeten, waren die St.‘s im Süden unterwegs.
Per WhatsApp hielten wir uns gegenseitig auf dem Laufenden, aber trotzdem war es natürlich nötig, nach Rückkehr all unsere Erlebnisse von Angesicht zu Angesicht auszutauschen und noch einmal unsere Urlaube vor dem geistigen Auge Revue passieren zu lassen.
So sitzen wir heute gemütlich beisammen, im Sonnenschein auf der Terrasse, als Herr St. plötzlich zwei für den Transport sorgfältig in Packpapier eingewickelte Flaschen hervorzaubert. „Trotz aller Beschränkungen mit dem Gepäck beim Fliegen – zwei Flaschen für Euch haben doch noch Platz in unseren Koffern gefunden!“
Und nicht nur dort, sondern anschließend auch in meinem Kühlschrank …
Verkostungsnotizen
Cervezas Tormo – Stout (5,5%)
Nicht ganz so schwarz wie ein Guinness, aber fast. Dazu ein sich üppig entwickelnder, hellbrauner Schaum. Sieht doch schon ganz gut aus, finde ich. Obwohl natürlich das Mischgas mit Stickstoff beim Guinness einen etwas kremigeren Schaum erzeugt. Der Duft ist angenehm röstig, hat einen ganz leicht säuerlichen Stich und geht etwas mehr ins Schokoladige als das sehr kaffeebetonte Bier aus Dublin. Der Antrunk ist für ein Stout ein bisschen zu spritzig und weist einen Hauch Säure auf. Auf der Zunge ist das Bier dann frisch und recht schlank, aufgrund seiner kräftigen Spundung schäumt es deutlich im Mund auf, und die Schokoladen- und Mokkaaromen entfalten sich nur zaghaft – überall ist Schaum und spritzige Kohlensäure im Weg. Auch beim Schluck bleibt es noch ein Weilchen so. Die hohe Rezens sprudelt und bizzelt die Aromen weg; die eigentlich schöne Schokoaromatik und der feine Mokkaakzent kommen nicht zur Geltung. Ein Hase-und-Igel-Spiel, bei dem Kohlensäure und Spritzigkeit immer schon da sind, bevor sich die gehaltvollen Aromen entwickeln und ausleben können. Vielleicht ein Kompromiss für heiße Sommertage, an denen ein klassisches Stout zu gehaltvoll wirken würde?
Cervezas Tormo – Pale Ale (5,0%)
Das Bier ist dunkelgelb und nur leicht trüb – gerade ein leichtes Opalisieren ist zu sehen, nachdem ich vorsichtig eingeschenkt habe. Der Schaum entwickelt sich reichlich; er ist ziemlich fest, feinblasig, lange haltbar und hat eine leicht gelbliche Farbe. Neugierig schnuppere ich am Glas, und das erste, was ich rieche, ist reife und süße Ananas. Erst bei längerem Ins-Glas-rein-Riechen kommen noch ein paar Aprikosenaromen hinzu. Der Antrunk ist frisch und durchaus spritzig. Auf der Zunge wirkt das Bier im ersten Moment ein bisschen schlank, um nicht zu sagen, dünn. Kaum Malzsüße ist zu spüren, die Bittere ist aber auch nicht sehr stark ausgeprägt. Lediglich die Fruchtaromen entfalten sich wieder sehr schön und erfreuen beim Ausatmen durch die Nase. Erst nach dem zweiten, dritten Schluck beginnt sich die Bittere weiter auszubreiten. Jetzt werden die Schleimhäute leicht trocken, und zwar sowohl am Gaumen als auch auf der Zunge und tief im Rachen. So steigt dann auch der Trinkgenuss ein wenig, denn nur wenn Lust auf den nächsten Schluck entsteht (und dafür sorgen die trockenen Schleimhäute), bin ich zufrieden. Durchtrinkbarkeit mit Spätzündung, gewissermaßen.
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