Das 1. Biergut Österreichs, so heißt es auf der Website zum Stiegl-Gut Wildshut. Aber was ist das denn, ein Biergut? Dass Bier gut ist, das wissen wir doch auch so …
Na gut, der kam jetzt flach …
Ein Hofgut, das sich auf Bier spezialisiert hat, also ein Biergut, das ist in der Tat etwas Besonderes. Hier in Oberösterreich, einige Kilometer von Salzburg und dem Mutterhaus entfernt, hat sich die Stiegl-Brauerei ein Kleinod geschaffen, eine kleine Perle, in der alte Kulturtechniken und überliefertes Handwerk, beste Zutaten aus eigenem, biologischem Anbau und moderne wissenschaftliche Erkenntnisse zusammenspielen und nicht nur besondere Bierspezialitäten, sondern auch feinste und schmackhafte Gerichte entstehen lassen.
auch architektonisch ein Kleinod
Der alte Hof ist wunderbar renoviert worden, mit viel Liebe zur Natur und zu natürlichen Baustoffen sind die alten Hallen und Gebäude hergerichtet worden und beherbergen jetzt ein hochklassiges Restaurant, eine Mikrobrauerei, eine Mälzerei, eine Destille, ein Gästehaus, einen Souvenirshop, mehrere Konferenzräume und eine Mehrzweckhalle.
Auch ohne dass eine Veranstaltung stattfindet, könnte man hier Stunden verbringen und durch die Anlage streifen, sich am Detailreichtum und den liebevollen, durchdachten Lösungen erfreuen und – vor allem – dem Genuss frönen.
Oder man hat das Glück und lernt das Stiegl-Gut Wildshut im Rahmen eines Seminars kennen und bekommt dann Dinge zu sehen, die dem Auge des „gewöhnlichen“ Besuchers verborgen bleiben, und darf dem Brau- und Malzmeister Sebastian Eßl, dessen Reich das hier ist, Löcher in den Bauch fragen. Zusammen mit Markus Trinker, Brauer bei Stiegl, denen das Biergut gehört, darf er hier Dinge verwirklichen, von denen andere träumen.
kupfernes Sudwerk und organisch geschwungene Holzarchitektur
Sebastian führt uns durch das ganze Gelände. Zeigt uns Sudhaus, Lagerkeller, Destille, Mälzerei und Hopfengarten. Das kupferne Sudwerk und die organisch geschwungene Holzarchitektur beeindrucken optisch, der Lagerkeller hingegen akustisch und haptisch. Akustisch, weil die Hefe mit 432 Hz, dem Kammerton, beschallt wird, um sie zu besserer Produktion anzuregen. Haptisch, weil das Bier zum Teil in Tanks aus Beton reift. Rau und angenehm kühl fühlen sie sich an. Saures Jungbier gewinnt hier an Mineralität.
Die Zwei-Tonnen-all-in-one-Mälzerei ist heute mit Hirse bestückt. Glutenfreies Bier soll daraus entstehen. Jeder darf mal ein paar Hirsekörner probieren.
Kauend gehen wir an der Verkostungsbar vorbei zum Hopfengarten. Alles Kreislauf, alles Bio. Nicht nur organisch geschwungene Holzarchitektur allerorten, sondern auch organischer Anbau aller Rohstoffe. Der Hopfen mit Kompost gedüngt, die Getreidefelder auf der anderen Straßenseite mit siebenjährigem Fruchtwechsel mit verschiedenen Getreidesorten ohne Spritzung und Dünger. Man denkt in langen Zeiträumen. Nachhaltigkeit wird großgeschrieben. Also eigentlich NACHHALTIGKEIT.
Hopfen aus eigenem Anbau
Um zu beweisen, dass die Produkte den Aufwand auch wert sind, dass man den Unterschied schmeckt, werden wir, die Besucher, im Rahmen unseres Seminars bestens bekocht. Wir ergötzen unsere Sinne an immer wieder neuen Bier- und Speise-Kombinationen, hören die Erläuterungen von Koch, Brauer und Mälzer, und zum krönenden Abschluss besichtigen wir auch noch zwei wunderbare Keller.
Der eine liegt auf der anderen Straßenseite, und hier stehen ein paar nach Maß gefertigte Holzfässer, in denen wunderbare Bierspezialitäten reifen. Neugierig sehen wir, wie Markus die Holztüren öffnet. In den Fässern lagert ein Flanders Red Ale und säuert kontrolliert vor sich hin. Markus gibt uns freie Hand: „Hier ist der Zwickel. Dreht auf und nehmt Euch!“ So viel Vertrauen genießt auch nicht jede Besuchergruppe.
sonst vergittert, heute für uns geöffnet
Ein Sauerbier. Kein säuerliches Bier. Sondern ein SAUERbier. Essigsauer. Das ist Absicht. Nicht jeder mag es goutieren. Aber alle sind sich einig: Was für eine exklusive Gelegenheit, dies als erste Besuchergruppe überhaupt verkosten zu dürfen. Eine hochinteressante Genusserfahrung. Nach dem zweiten Schluck erst erschließt sich die ganze Komplexität.
Viele Monate wird es noch reifen, und viele weitere Fässer werden hier noch gefüllt werden. Man müsste regelmäßig so einmal im Jahr hier vorbeikommen und sich ein Update erschmecken, das sind wir uns einig.
Der zweite Keller befindet sich unter den Gebäuden des Bierguts, und auch hier stehen Holzfässer, in denen allerdings kein Bier, sondern Whisky reift. Erneut dürfen wir verkosten. Markus nimmt einen Heber in die Hand: „Unser Whisky hat natürlich noch Fassstärke, also rund 56%. Jeder leider nur einen winzigen Schluck!“ Der Whisky ist noch bei weitem nicht lang genug gereift. Aber eine Ahnung, wie er schmecken wird, bekommen wir.
Einblicke, Eindrücke und Einigkeit in der Bewertung: Das Stiegl-Gut Wildshut ist etwas ganz, ganz Besonderes.
Die Gastronomie im Stiegl-Gut Wildshut ist montags von 17:00 bis 22:00 Uhr, an allen anderen Tagen von 10:00 bis 22:00 Uhr geöffnet; eine Reservierung wird empfohlen. Führungen durch die Brauerei gibt es nach Absprache. Zu erreichen ist es am einfachsten mit dem Auto, dann darf man aber als Fahrer nichts trinken. Oder man nimmt die S-Bahn, Linie S11, bis zum Haltepunkt Gut Wildshut, die aber nur im Stundentakt fährt und zum Umstieg in Bürmoos zwingt. Wo immer letzteres auch liegt …
Stiegl-Gut Wildshut
Wildshut 8
5120 Wildshut
Österreich
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